Eintracht trifft zu selten Chaibi und Marmoush: Schwächelnde Brüder
Obwohl Hugo Ekitiké beweist, was er kann, schwächelt die Offensive der Frankfurter Eintracht. Das hat auch mit Formschwankungen der beiden Kumpels Omar Marmoush und Fares Chaibi zu tun.
Omar Marmoush spielt die Saison seines Lebens. Erfolgreichster Torschütze von Eintracht Frankfurt, 16 Treffer, elf davon in der Liga. Dazu oft genug bester Mann der hessischen Fußballer. Und dann kam das ja alles so unerwartet, kaum jemand, wohl nicht mal er selbst, hätte zu Saisonbeginn mit dieser positiven Entwicklung des einstigen Wolfsburger Ersatzstürmers gerechnet.
Doch die, und das gehört auch zur Wahrheit, stockt. Marmoush gehört zwar weiterhin zu den Leistungsträgern der Eintracht, sein Level der Hinrunde aber erreicht er zurzeit nicht. Im zweiten Saisonabschnitt, der für den ägyptischen Nationalspieler mit einem mäßig erfolgreichen Afrika-Cup und anschließender Krankheit begann, erzielte er lediglich vier Ligatore. Inklusive negativer Tendenz. In den letzten neun Partien gelang ihm nur ein Treffer, die Mijat-Gacinovic-Gedächtnisbude in der Nachspielzeit gegen Augsburg. Ein emotionaler Moment zwar, aber kein spielentscheidender.
Ein Ball, den nur das Fangnetz rettet
Schließlich wäre da noch dieser Fehlschuss gegen Leverkusen, freistehend ballerte der 25-Jährige die Kugel über den Kasten, rein ins Fangnetz. Und wäre jenes nicht gespannt gewesen, unken Spötter, der Ball hätte wohl auf dem Waldparkplatz eingesammelt werden müssen.
Böse ist ihm deswegen bei der Eintracht niemand, zu Recht natürlich. Formtiefs sind dazu da, um gestärkt aus ihnen herauszukommen. Und sie sind für einen vielbeanspruchten Mann wie Marmoush, der in dieser Runde bereits 51 Partien (inklusive Länderspiele) absolviert hat, im Grunde logisch. Erwähnenswert sind die Probleme deshalb, weil es ihm einige Offensivkollegen gleichtun.
Nicht Hugo Ekitiké, der (endlich) fitte Sturmkollege startet ja gerade erst richtig durch. Aber andere. Etwa Fares Chaibi, Frankfurts neuer Habibi, wie der hr-sport vergangenes Jahr euphorisch titelte.
Chaibi wirkt kraftlos und uninspiriert
Der Algerier, der den in seiner Nachbarschaft wohnenden Marmoush als "großen Bruder" bezeichnet, schlug zuletzt gegen Leverkusen zwar die Flanke zum zwischenzeitlichen Ausgleich, er hatte zudem einen gefährlichen Abschluss. Alles in allem wirken die Auftritte des Spielgestalters in der Rückserie aber matt, kraftlos, uninspiriert.
Das frühe Aus beim Afrika-Cup mit Algerien setzte Chaibi mental zu, der Fastenmonat Ramadan körperlich, wenngleich der Spieler am Donnerstag in einer Medienrunde erklärte, nur einmal ohne Nahrungsaufnahme eine Partie bestritten zu haben. Gleichwohl: "Seit ein paar Wochen bin ich wieder besser im Rhythmus", sagt Chaibi.
Der 21-Jährige, zweifelsohne ein begabter Kicker und ein Schlitzohr am Ball, setzt seine technischen Fähigkeiten - aktuell - jedoch zu selten gewinnbringend ein. Obendrein zählt er im Defensivverhalten nicht zu den fleißigsten Frankfurter Fußballern. In der Gesamtbetrachtung der Runde darf Chaibi dennoch mit seinen Leistungen einverstanden sein. Sagt er auch selbst: "Neues Land, neue Liga, neue Wettbewerbe - da verändert sich viel. Daher bin ich insgesamt zufrieden."
Zu viele Profis stagnieren in ihrer Entwicklung
Kam Chaibi in der Hinrunde auf acht Vorlagen in allen Wettbewerben, was ein guter Wert ist, sind seit dem Jahreswechsel vier dazugekommen. In Ordnung zwar, aber ausbaufähig. Es ist dies eines von mehreren Problemen bei der Eintracht, jenes der stagnierenden oder rückläufigen Entwicklungen mancher Profis.
Marmoush sei genannt (auf hohem Niveau), Chaibi ebenfalls, Niels Nkounkou und Eric Dina Ebimbe, selbst Hochbegabte wie Hugo Larsson oder Willian Pacho performen schlechter als in der Hinrunde. Etwas, das sich Trainer Dino Toppmöller ankreiden lassen muss. Selbst wenn es am Ende für die schmeichelhafte Qualifkation zur Europa League oder - noch grotesker - Champions League reichen sollte.
Die Partie am Samstag (15.30 Uhr) in Mönchengladbach ist deshalb für Chaibi "vielleicht das wichtigste Spiel der Saison". Endlich solle der sechste Platz gesichert werden. Dass jener sogar für ein Königsklasse-Ticket reichen könnte, entlockt dem darauf angesprochenen Algerier ein Lächeln. "Fußball ist verrückt."
Statistik verrät: Ungefährlicher als in der Hinrunde
Zurück zur Offensive: Da lag die Hoffnung lange Zeit darin, dass ein zweiter Stürmer an der Seite Marmoushs die Eintracht in höhere Sphären aufsteigen lassen würde. Chaibi als Vorlagengeber, Marmoush und Ekitiké als sich gegenseitig antreibendes Sturmdoppel. Klang gut, verfing sich selten.
Als Beleg dient die Statistik: Zum identischenZeitpunkt der Hinserie hatten die Frankfurter nicht nur mehr Punkte gesammelt als in der Rückrunde (21 zu 18), sondern auch mehr Tore erzielt (24 zu 21). Dabei stand Toppmöller damals nur ein erstliga-tauglicher Stürmer zur Verfügung, einer in Topform: Omar Marmoush spielte die Halbserie seines Lebens.