Eintracht-Oldie überragt alle Hasebe entnervt Kane: "Das war Weltklasse"

Am Anfang der Saison nur Ersatz, jetzt der beste Mann: Makoto Hasebe beweist gegen Tottenham wieder einmal, dass er unverzichtbar ist. Das Problem von Eintracht Frankfurt: Der Japaner ist nicht so jung wie seine Leistungen vermuten lassen.

Hasebe von Eintracht Frankfurt im Duell mit Kane
Makoto Hasebe ist wieder einmal schneller als Harry Kane. Bild © picture-alliance/dpa
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Ganz am Ende des Abends holte Trainer Oliver Glasner seinen Abwehrchef Makoto Hasebe dann doch noch in weltliche Sphären zurück. Der Japaner, der beim 0:0 gegen Tottenham Hotspur zuvor einen überirdisch anmutenden Auftritt hingelegt hatte, sei letztlich auch nur ein Mensch und deshalb einer der heißesten Kandidaten für ein freies Wochenende, kündigte Glasner an. "Makoto hat zwar gespielt wie ein Jüngling. Ganz so jung ist er aber nicht mehr."

Tendenz: Der 38 Jahre alte Hasebe erhält eine Pause und darf sich das ungemütliche Auswärtsspiel beim VfL Bochum am Samstag (15.30 Uhr) schenken. Selten war ein Urlaubstag verdienter.

Hasebe gewinnt 100 Prozent Zweikämpfe

Hasebe, der gegen Tottenham erst zum vierten Mal in dieser Saison in der Startelf stand, hatte gegen die Spurs wieder einmal seine besondere Klasse unter Beweis gestellt. Abgeklärt und ruhig im Spielaufbau, kompromisslos und zweikampfstark in der Spielzerstörung. Der Japaner gab und gibt der Eintracht und seinen Mitspielern Sicherheit, in vier Spielen mit ihm holten die Hessen insgesamt zehn Punkte und blieben dreimal ohne Gegentor. Kurzum: Hasebe hebt das Team auf ein anderes Niveau.

Umso beeindruckender wird Hasebes Auftritt bei einem Blick auf die offizielle Statistik. Demnach verlor der Japaner gegen die Kanten von Tottenham nicht einen einzigen Zweikampf und brachte zudem 85 Prozent seiner Pässe zum Mann. "Wie er Harry Kane bearbeitet hat, das war außergewöhnlich. Aber auch mit Ball war das unglaublich", lobte dann auch Glasner und fasste Hasebes Arbeitstag treffend zusammen: "Makoto hat heute eine Weltklasse-Leistung abgeliefert." Damit wäre alles gesagt.

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Es wird eines der größten Rätsel dieser Saison bleiben, warum Hasebe an den ersten sechs Bundesliga-Spieltagen und bei der Champions-League-Premiere gegen Sporting Lissabon (0:3) stets auf der Bank Platz nehmen musste. Mittlerweile ist aber klar, dass das Experiment der Viererkette gescheitert und eine Startelf ohne Hasebe (so er denn fit ist) undenkbar ist. "Er hat immer alles im Griff. Ich musste heute, glaube ich, nicht einen Ball halten", blickte auch Torhüter Kevin Trapp mit einer Mischung aus Begeisterung und Verwunderung auf seinen Defensiv-Organisator.

Kane sichtlich genervt

Allen voran die Duelle mit Tottenhams Sturmtank Kane, der nicht umsonst vom FC Bayern umworben werden soll, machten die besonderen Fähigkeiten von Hasebe am Dienstagabend deutlich. Der englische Nationalstürmer, der trotz seiner wuchtigen Erscheinung mehr Spielmacher als Wandstürmer ist, ist Hasebe körperlich eigentlich in allen Belangen überlegen. Dass der Japaner dennoch nicht ein einziges direktes Duell gegen Kane verlor, liegt an seiner überragenden Übersicht und seinem Stellungsspiel. Hasebe muss nicht grätschen oder sich in Laufduellen aufreiben, er ist einfach früher da.

Wie sehr Hasebe seinen Gegenspieler Kane mit dieser Spielweise entnervte, wurde vor allem in der 84. Minute sichtbar: Nachdem Hasebe und Kane nach einem Zweikampf zusammen zu Boden gegangen waren und sich gegenseitig etwas beharkten, ließ sich Kane zu einem Mini-Bodycheck in Richtung Hasebe hinreißen. Letztlich keine wilde Aktion und mit der Gelben Karte ausreichend geahndet. Dass sich der Weltklasse-Fußballer Kane nicht mehr anders zu wehren wusste, ist aber ein Zeichen. Der klare Punktsieger hieß an diesem Abend Hasebe.

Wann endet Hasebes Karriere?

Wie gut oder schlecht die aktuelle Abhängigkeit der Eintracht von ihrem Oldie ist, steht langfristig jedoch auf einem anderen Blatt. Klar ist, dass Hasebe trotz aller von ihm so geliebten Regeneration in der Badewanne nicht alle Spiele bis zur Winterpause absolvieren kann. Im kommenden Sommer steht dann (wieder einmal) das Ende seiner Karriere bevor. Oder?

Vorstand Axel Hellmann hatte auf der Mitgliederversammlung am vergangenen Montag zumindest leise Hoffnung geäußert, dass Hasebe vielleicht doch noch ein Jahr dranhängt. Es sei ja quasi jedes Frühjahr so, dass der Frankfurter Methusalem plötzlich doch noch einmal ins Grübeln gerate und dann einfach weitermache. "Endet zuerst die Zeit von Peter Fischer als Präsident oder die von Hasebe? Das ist die entscheidende Frage", grinste Hellmann.

Ob Hasebe wirklich noch vier Jahre schafft, darf wohl bezweifelt werden. Je länger er durchhält, desto besser wäre das aber für die Eintracht.

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Sendung: hr-fernsehen, hessenschau Sport, 05.10.22, 17.55 Uhr

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Quelle: hessenschau.de/Mark Weidenfeller