Eintracht-Präsident Peter Fischer fordert mehr Engagement gegen Rechtsradikalismus "Wehrt euch!"
Eintracht-Präsident Peter Fischer besucht zusammen mit dem Holocaust-Überlebenden Helmut Sonneberg eine Veranstaltung und hält einen flammenden Appell für mehr Einsatz gegen Rechtsradikalismus. Zum Auswärtsspiel in München begeben sich 40 Eintracht-Fans auf Spurensuche.
Eintracht-Präsident Peter Fischer hat die Gesellschaft zu einem entschiedeneren Eintreten gegen Rechtsradikalismus aufgefordert: "Wir müssen lauter werden. Unsere Gesellschaft ist viel zu leise. Wehrt euch! Beißt, kratzt, spuckt. Wir sind mehr und wir sind stärker", sagte Fischer bei der Auftaktveranstaltung zum Holocaust-Gedenktag im DFB-Campus. Organisiert wird der Erinnerungstag von der Initiative "Nie Wieder!" In den kommenden Tagen stehen weitere Aktionen der Kampagne an.
An der Auftaktveranstaltung hatte Fischer zusammen mit dem Holocaust-Überlebenden und Eintracht-Fan Helmut Sonneberg teilgenommen. Der HR zeigt am Donnerstag um 23 Uhr die Dokumentation über Sonneberg, in der auch Fischer zu Wort kommt, im hr-fernsehen. Am Wochenende reisen 40 Eintracht-Anhänger in einem "Spurensuche"-Projekt nach München.
Fischer: Das sind dreckige Nazis
Die Eintracht hat bereits in den vergangenen Jahren ihren Einsatz gegen Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung unterstrichen. Präsident Fischer hatte überdies 2018 bundesweit Aufsehen erregt, als er eine gleichzeitige Mitgliedschaft bei der AfD und der Eintracht in Frage stellte. Ohne die Partei namentlich zu nennen, wiederholte Fischer nun in deutlichen Worten: "Das sind keine rechtslastigen Parteien, das sind dreckige Nazis."
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Der 66-Jährige berichtete auch von persönlichen Konsequenzen seines Engagements gegen Extremismus. "Alle, die denken, dass Widerstand gefahrlos sei, können gerne mal in mein Büro kommen. Da sind lange Aktenschränke mit Beleidigungen und Bedrohungen. Unter anderem darüber, dass man für mich Konzentrationslager wieder aufbaut oder aus meinem halbdeutschen Sohn auf dem Weg zur Schule Carpaccio macht." Er selbst habe keine Angst, aber ziehe daraus den Schluss, dass die Gesellschaft "mehr machen" müsse.
Aktenschränke voller Beleidigungen und Bedrohungen
"Ich wohne an der Alten Oper und höre dort Vorträge von den Blöddenkern und sehe, wenn sie mit ihren Fackeln da entlangziehen. Es ist unvorstellbar", fuhr Fischer fort. Sein Sohn habe für den Klub Makkabi gespielt und sei auch dort als "Scheiß-Jude" beleidigt worden. "Warum sagen die das? Woran erkennt man eigentlich Juden?", habe der Filius unbedarft gefragt.
Für Fischer sind Begegnungen mit Überlebenden wie Sonneberg wichtig. In der Dokumentation sagte er: "Er hat diese Drecks-Nazi-Killermaschine überlebt. Ich lerne immer von ihm und seine Geschichte ist Auftrag für mich." Sonneberg war als Heranwachsender von seiner Familie getrennt, von den Nazis drangsaliert und nach Theresienstadt deportiert worden. Seine zweite Heimat hatte er nach dem Krieg bei der Eintracht gefunden.
Eintracht-Fans suchen in München Spuren
Die Geschichte von jüdischen Fußball-Anhängern ist auch am kommenden Wochenende Thema. Dann reisen 40 Eintracht-Fans nach München, besuchen das Museum des FC Bayern und nehmen an einer Stadtführung auf den Spuren jüdischer Mitglieder teil. Am Samstag (18.30 Uhr) werden sie nicht nur das Auswärtsspiel der Eintracht im Stadion verfolgen, sondern auch an einer Führung durch die Gedenkstätte Dachau teilnehmen. Die Gruppe beschäftigt sich hierbei auch mit dem Leben des ehemaligen Eintracht-Vorstands Emmanuel Rothschild, der in Dachau zeitweise inhaftiert gewesen war.
Die Reise wird von der Fanbetreuung und dem Eintracht-Museum organisiert. Vizepräsident Stefan Minden wird die Gruppe begleiten. Zudem teilte der Klub mit: "In Erinnerung an die Opfer des Holocaust wird der Deutsche Bank Park am Abend des 27. Januar gelb erleuchten, als ,Licht der Erinnerung'".