Eintracht-Profi reist bei der Nationalmannschaft ab Das steckt hinter dem Eklat um Frankfurts Hugo Larsson

Hugo Larsson reist frühzeitig von der schwedischen Nationalmannschaft ab. Offiziell soll er verletzt sein, doch das scheint nur ein vorgeschobener Grund zu sein. Zwischen Spieler und Nationaltrainer hat es ordentlich gekracht.

Hugo Larsson im Interview bei der schwedischen Nationalelf.
Hugo Larsson im Interview bei der schwedischen Nationalelf. Bild © Imago Images
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Die Nachricht klang eigentlich unspektakulär: Hugo Larsson reist aufgrund einer leichten Verletzung vorzeitig von der schwedischen Nationalmannschaft ab. So kommunizierte es der schwedische Verband am Sonntag, noch mit einem Zitat des Frankfurter Mittelfeldspielers versehen, der sein Bedauern über die Verletzung und Abreise ausdrückte. Doch in schwedischen Medien wurde umgehend spekuliert, dass der wahre Grund ein Zwist mit dem Nationaltrainer Jon Dahl Tomasson gewesen sei.

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Was war passiert?

Schweden spielte am Donnerstag in der Nations League in Aserbaidschan. Beim 3:1-Erfolg saß Larsson 90 Minuten lang auf der Bank. Im defensiven Mittelfeld agierten Mattias Svanberg vom VfL Wolfsburg und Yasin Ayari von Brighton. Beide kamen bisher in ihren Klubs genauso auf Einsatzzeiten wie Larsson. Bei den Länderspielen im Juni war Larsson noch zur Halbzeit auf dieser Position gegen Dänemark eingewechselt worden, ebenso beim folgenden Spiel gegen Serbien - dort aber auf einer vorgezogenen Position. Sein letztes Spiel von Beginn an bei den Schweden hatte Larsson noch unter Tomassons Vorgänger vor fast einem Jahr absolviert.

Der Coach begründete Larssons Nichtberücksichtigung nach der Partie unter anderem damit, dass er sich mehr vertikale Pässe von Larsson verspreche. Soweit zur Vorgeschichte, nach der Larsson seinem Frust freien Lauf ließ.

Was hat Larsson gesagt?

Das schwedische Portal "fotbollskanalen" veröffentlichte ein Video von einem Interview mit Larsson, dazu die verschriftlichte Form. "Es hat keinen großen Spaß gemacht herauszufinden (dass ich auf der Bank sitze)", sagt Larsson darin. "Ich war enttäuscht und hatte nach dem Start in Deutschland etwas anderes erwartet." Bei der Eintracht war Larsson in drei Pflichtspielen bisher aufgelaufen und hatte zwei Tore erzielt. Larsson spricht im schwedischen Interview über einen Austausch mit dem Trainer und die angesprochenen Defizite des schnellen Spiels nach vorne. Er könne sich sehr schnell anpassen und sei lernfähig, bekräftigt er darin.

Dann aber macht er dem Coach Vorwürfe, Inhalte aus ihrem Gespräch an die Öffentlichkeit gegeben zu haben. "Es ist sehr traurig. Ich habe ihm auch gesagt, dass er es für sich behalten soll. Zwischen uns oder innerhalb des Teams. Manche Dinge sollten in der Familie bleiben. Nun ist es nicht so gekommen. Deshalb ist es so groß geworden." In Deutschland habe er zum Glück einen Trainer, der ihn mit anderen Augen sehe.

Und Larsson geht noch weiter: Er kaufe dem Trainer nicht ab, dass es nur an den fehlenden vertikalen Bällen liege. Es gebe noch mehr Fähigkeiten, auf die es bei dieser Position und als Mitspieler ankäme. Er verfüge über andere sehr gute Fähigkeiten. Larsson weiter: "Die Tatsache, dass ich nicht einmal reinkomme, sondern eine Art fünfte oder sechste Wahl im Mittelfeld bin, ist wahrscheinlich noch ärgerlicher." Diese zitierten Aussagen, mit Video belegt, sind zweifellos ein Frontalangriff auf den Trainer. Sie zielen auf die Integrität und Ehrlichkeit von Tomasson ab.

Wie reagiert der Nationaltrainer?

Tomasson wurde auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Estland am Samstag mehrfach zu Larsson befragt. "Ich habe kein Problem mit Hugo. Manchmal kann es schwierig sein, wenn Trainer den Spielern sagen, was sie verbessern müssen", so der Trainer laut schwedischen Medien. Aber Larsson sei jung und müsse sich noch stark verbessern, wiederholte der ehemalige Stuttgarter. Tomasson spielte die Angelegenheit in der Folge weiter herunter und lobte den Frankfurter sogar noch ausdrücklich: "Er ist sehr gut, sonst wäre er nicht hier. Das Tor, das er in Deutschland geschossen hat, war schön, der Lauf war sehr gut." Doch einen Tag später kam die Meldung von Larssons Abreise.

Was sagen die Journalisten vor Ort?

Andreas Sundberg war für das Portal "fotbollskanalen" vor Ort, auf Nachfrage erklärt er: "Larsson wurde nicht eingewechselt, obwohl zwei andere Mittelfeldspieler starteten und drei weitere eingewechselt wurden. Der Trainer sprach dann öffentlich über seine Mängel. Hinzu kam noch, dass Larsson im Training als rechter Verteidiger aufgestellt wurde. Als er zum Interview kam, war er sehr verärgert." Larsson habe laut Sundberg deutlich gemacht, dass der Trainer die Entscheidungen treffe. "Es gab zwischen den beiden zuvor keine Spannungen. Viele haben aber nicht verstanden, warum Larsson keine Rolle mehr spielte. Er wird in Schweden als großer Spieler für die Zukunft angesehen", so Sundberg weiter.

Was bedeutet das für die Eintracht?

Bei der Eintracht war man überrascht über die Meldungen rund um Larsson. Eine Verletzung, so hört man, solle bei Larsson jedenfalls nicht vorliegen. Der Spieler selbst soll sich topfit fühlen. Am Dienstag wird der Schwede deswegen zurück im Mannschaftstraining erwartet. So verschaffen sich die Hessen erst einmal einen Überblick darüber, was genau bei der Nationalmannschaft vorgefallen sei. Wichtig dabei: Bisher war Larsson nicht als Querteiber oder Lautsprecher aufgefallen.