Wildes Spitzenspiel gegen FC Bayern Last-Minute-Marmoush rettet der Eintracht einen Punkt
Die Eintracht sichert sich kurz vor Ultimo doch noch einen Zähler im Bundesliga-Topspiel gegen den FC Bayern. Held des Sonntags ist mal wieder Omar Marmoush.
Eintracht-Trainer Dino Toppmöller rotierte, rannte die Seitenlinie auf und ab, rutschte im Übereifer des Gefechts sogar aus - und schrie den Last-Minute-Ausgleich von Omar Marmoush im Bundesliga-Spitzenspiel gegen den FC Bayern München fast selbst ins Netz. Die Eintracht sicherte sich kurz vor dem Abpfiff durch den achten Saisontreffer des Ägypters in einem wilden Fußballspiel gegen den Rekordmeister doch noch einen Punkt.
Nach dem glücklichen 3:3 (2:2) gegen den Ligaprimus aus dem Süden der Republik kannte die Euphorie im Frankfurter Stadtwald kaum Grenzen mehr. Die Tore für die Gastgeber erzielten Marmoush (22. Minute und 90.+4) sowie Hugo Ekitiké (35.). Für die Bayern trafen Min-jae Kim (15.), Dayot Upamecano (38.) und Michael Olise (53.). Die Bayern bleiben Tabellenerster, die Eintracht ist nun Dritter hinter Leipzig.
"Wir haben das sehr gut gemacht, wir waren kalt vor dem Tor", sagte Marmoush, während sein Trainer "eine Gefühlsexplosion" wahrnahm. Eintracht-Sportvorstand Markus Krösche sagte: "Das war ein Punkt des Willens." Und alle hatten Recht. (Mehr Stimmen zum Spiel gibt es hier.)
Eintracht verteidigt anfangs viel zu tief
Toppmöller hatte im Vergleich zum Sieg bei Besiktas Istanbul auf fünf Positionen gewechselt. Tuta, Ellyes Skhiri, Fares Chaibi, Ansgar Knauff und Ekitiké rotierten in die Startelf. Nicht dabei war Kevin Trapp. Der Stammtorwart hat seine Oberschenkelblessur zwar nahezu auskuriert, fühlte sich aber noch nicht fit genug für einen Einsatz. Entsprechend begann erneut der Held vom Bosporus, Kaua Santos, zwischen den Pfosten.
Und der 21-Jährige, der erneut stark spielte, bekam prompt zu tun. Bereits nach 90 Sekunden waren die Münchner zweimal auf die Grundlinie durchgedrungen, nach zehn Minuten hatten Thomas Müller und Olise erste Abschlüsse – und nach einer Viertelstunde zappelte der Ball im Netz. Bayern-Verteidiger Kim traf aus kurzer Distanz infolge einer schnell ausgeführten Ecke. Ein logischer Treffer, hatte die Eintracht bis dahin doch im 8-2-System agiert. Soll heißen: Acht Mann verteidigten im eigenen Sechzehner, nur zwei, die beiden Stürmer Ekitiké und Marmoush, wenige Meter davor.
Marmoush sprintet den Bayern davon
Dass ein Gegentreffer auch hilfreich sein kann, zeigte sich in den folgenden Minuten. Zwar hatten die Bayern fast dauerhaft den Ball, die Eintracht rückte nun aber etwas weiter hinten heraus, war griffiger und schlug eiskalt zu. Ballgewinn von Rasmus Kristensen, Steilpass von Knauff und ein frei auf FCB-Torwart Manuel Neuer zulaufenden Marmoush, der das 1:1 erzielte (22.).
Die Eintracht war nun on fire, insbesondere Marmoush. In der 35. Minute übersprintete er den keineswegs fußlahmen Upamecano samt Ball, legte diesen quer auf Ekitiké, der Neuer zur Frankfurter Führung tunnelte. Ein unverdienter Zwischenstand. Einerseits. Andererseits hätte der Matchplan Toppmöllers bei beiden Toren schlicht nicht besser aufgehen können. Weniger gut, ja schlecht, agierten die Gastgeber bei gegnerischen Ecken. Denn wieder führten die Bayern eine flott aus, wieder behielten sie im Strafraum-Gewimmel die Übersicht, wieder traf ein Verteidiger, diesmal Upamecano zum 2:2 (38.).
Marmoush-Wahnsinn in der Nachspielzeit
Zur zweiten Hälfte änderten sich zwar die Spielrichtungen, anfangs aber nicht die Spielausrichtungen der Kontrahenten. Die Bayern dominierten, die Eintracht verteidigte. Und erneut gelang den Gästen ein frühes Tor. Olise schlenzte den Ball von der Strafraumgrenze ins Eck (53.). Zuvor hatten die Hessen ein Foul an Marmoush moniert, Schiedsrichter Benjamin Brand aber gab den Treffer.
Die Eintracht schaffte nun lange Zeit nicht mehr das, was ihr in Abschnitt eins ab der 15. Minute gelungen war: das eilige Umschalten. Die Offensiven kamen nicht mehr hinter die Münchner Abwehrkette. Die Folge: null Torchancen. Der Rekordmeister spielte scheinbar souverän wie ein Rekordmeister. Bis zur 84. Minute. Da offenbarten die Gäste auf einmal einen riesigen Raum hinter ihrer letzten Kette, Kristensen sprintete samt Ball hinein, passt quer, doch der eingewechselte Eric Dina Ebimbe grätschte haarscharf ins Leere. Der Anfang einer heißen Endphase, deren Höhepunkt Marmoushs Ausgleichstreffer sein sollte. Ekstase im Waldstadion!