Eintracht-Stürmer lässt Zukunft offen Randal Kolo Muani: Der Unerschrockene
Im DFB-Pokalfinale wird es auch auf den besten Scorer der Liga ankommen. Eintracht-Stürmer Randal Kolo Muani sprach vor dem Saisonfinale in Berlin über sein verrücktes letztes Jahr und über die Zukunft.
Randal Kolo Muani lässt sich nicht aus der Ruhe bringen – weder auf dem Rasen noch in Presseterminen. "Ich bin entspannt, ich schlafe nicht schlecht", gab der 24 Jahre alte Franzose am Mittwoch mit stoischem Gesichtsausdruck zu Protokoll. Mit der Eintracht steht er vor dem DFB-Pokalfinale in Berlin, doch zum einen hat Kolo Muani schon vor Jahresfrist ein Cupfinale mit Nantes gewonnen, zum anderen spielte er vor einem halben Jahr im größten Finale des Fußballs überhaupt, jenem bei der Weltmeisterschaft. Als wäre das nicht Valium genug für ruhige Nächte: Kolo Muani geht mit der Quote von 40 Torbeteiligungen in 45 Partien ins Endspiel am Samstag (20 Uhr).
"Für mich war es eine komplette Saison, auch dank der Hilfe meiner Mitspieler", sagte Kolo Muani am Mittwoch dazu. Doch das war nur teilweise zutreffend: In der Hinrunde hatte er noch stark von den famos auftrumpfenden Offensiven hinter sich profitiert, in der Rückrunde musste Kolo Muani aber fast schon im Alleingang die strauchelnde Eintracht schultern. Er schien die Aufgabe mit einer Selbstverständlichkeit auszufüllen, die ihn auch bei der Ausführung von Elfmetern kennzeichnet.
Es war kein Freilos, das die Eintracht in der ersten DFB-Pokalrunde zog, aber die Aufgabe löste sie souverän. Bei Zweitligist 1. FC Magdeburg setzte sich der Favorit mit 4:0 durch. Klar, hätte Kevin Trapp in der Anfangsphase nicht einen Elfmeter gehalten, hätte das Spiel auch ganz anders verlaufen können, fußballerisch war das aber dann doch ziemlich ansprechend, was die Hessen anboten. Bild © Imago Images| zur Galerieansicht
Nicht ganz so souverän, aber letztlich ebenfalls ungefährdet, nahm Frankfurt Hürde Nummer zwei. Bei Fünftligist Stuttgarter Kickers gewann die SGE mit 2:0. Die Zwei-Tore-Führung gab es schon zur Halbzeit, danach hieß es: Kräfte schonen. Bild © Imago Images| zur Galerieansicht
Genau dieses Kräfte brauchte es nämlich im Achtelfinale. Das Hessenderby gegen Darmstadt 98 war eine wilde Achterbahnfahrt mit dem besseren Ende für den Bundesligisten. 1:0 vorne, 1:2 hinten und am Ende mit 4:2 das Viertelfinal-Ticket gebucht. Die Zuschauer im Frankfurter Stadtwald kamen auf jeden Fall auf ihre Kosten. Bild © Imago Images| zur Galerieansicht
Weniger turbulent ging es dann bei Union Berlin zu. Matchwinner Randal Kolo Muani entschied die Partie mit einem Doppelpack bereits in den ersten 15 Minuten. Die Eintracht wollte im Anschluss nicht mehr, Union konnte nicht mehr. Endstand: 2:0. Nächster Halt: Halbfinale. Bild © Imago Images| zur Galerieansicht
Und da war wieder mehr Zittern angesagt. Die Eintracht, die in der Bundesliga schon seit Ewigkeiten kein Spiel mehr gewonnen hatte, strotze nicht gerade vor Selbstvertrauen und lag zur Pause auch noch mit 0:1 zurück. Mit dem unbändigen Willen, den die Hessen gerade in K.o.-Spielen in den vergangenen Jahren immer wieder bewiesen haben, kämpften sie sich aber wieder zurück in die Partie. Das 3:2 war am Ende zwar ganz schön erzittert, aber nicht unverdient. Der Lohn: Noch ein Sieg und die Eintracht feiert nach dem Europa-League-Sieg den zweiten Titel im zweiten Jahr. Bild © Imago Images| zur Galerieansicht
Weltklasse dank Bodenständigkeit
Ähnlich unbeeindruckt reagierte er auf die vielen anderen Themen um seine Person: Da war ja die vergebene Torchance im WM-Finale ("Ich habe das allein verarbeitet, es ist Teil meines Berufs"), da waren Berichte über 100 Millionen Euro Ablöse für ihn ("über Ablösesummen kann man nach dem Finale reden") und da war das Sonderlob des Weltstars Kylian Mbappe ("Komplimente sind immer schön") – alles ließ Kolo Muani nicht nur am Mittwoch äußerlich ungerührt. Und wenn man ihn im Trainingsalltag beobachtet oder mit Leuten spricht, die ihn gut kennen, dann ist die Nonchalance nicht gespielt. Der Mann zeigt sich trotz aller Schlagzeilen unbeeindruckt und weiterhin bodenständig.
Coach Oliver Glasner attestierte ihm genau aus diesem Grund das Zeug zum Weltklassespieler und verriet, dass sich Kolo Muani auch nicht hängen ließ, als er in den vergangenen Wochen Probleme mit den Adduktoren hatte. "Das lag auch an der Belastung, wir haben das Training deshalb dosiert. Aber ich stehe am Samstag bei 100 Prozent", sagte Kolo Muani nun. Zuletzt, beim Sieg gegen den SC Freiburg, beeindruckte der Franzose mit seinem Treffer zum 1:1 sogar den Gästetrainer Christian Streich. "Er steht zwei Sekunden in der Luft, das kannst du nicht verteidigen. So eine Qualität macht dann den Unterschied."
"Die Option besteht"
Die Mischung unterstreicht den überragenden sportlichen Wert von Kolo Muani: Es mag viele sprintstarke Stürmer geben, doch wenige, die gleichzeitig diese Fähigkeiten mit physischer Durchsetzungsfähigkeit und sauberer Technik paaren und dazu noch ein solch gutes Kopfballspiel zeigen. Ein ähnlicher Überflieger war in dieser Saison mit Victor Osimhen in Neapel zu bestaunen. Es ist kein Zufall, dass sowohl der Nigerianer als auch Kolo Muani als erste Kandidaten beim FC Bayern gehandelt werden. Osimhen erscheint den Bayern Berichten zufolge aber zu teuer – bliebe Kolo Muani als sehnsüchtig vermisste Nummer neun in München.
Frankfurts Sportvorstand Markus Krösche hat sich unlängst gegen solche Spekulationen aufgelehnt, in dem er betonte, dass der Franzose in der nächsten Saison bei der Eintracht Torschützenkönig werden könnte. Der Gepriesene selbst gab sich am Mittwoch aber zugeknöpfter: "Ich habe hier einen Vertrag, deshalb besteht die Option, ja." Nun sei aber nicht der richtige Zeitpunkt, um über die Zukunft zu sprechen. Sein voller Fokus gelte dem Finale.
Auf die Franzosen könnte es ankommen
Dort trifft Kolo Muani auf einen anderen französischen Ausnahmespieler – Leipzigs Christopher Nkunku. Kolo Muani hob dafür seinen ebenfalls französischen Abwehrkollegen Evan N’Dicka fürs Wochenende hervor. "Er hat Nkunku im Hinspiel gut in Schach gehalten." Das deutsche Pokalfinale wird also auch über die Leistungen der Franzosen entschieden. "Ich weiß nicht, ob der Nationaltrainer im Stadion ist, aber er sollte sich das Spiel nicht entgehen lassen", sagte Frankfurts Torjäger in Richtung von Didier Deschamps.
Dabei scheint es für ihn selbst keine Rolle zu spielen, wer zuschaut, welche Spekulationen es um ihn gibt oder was auf dem Spiel steht. Für Kolo Muani scheint der Druck nie Belastung zu sein.