Toppmöller hinkt seinen Versprechen hinterher
Dino Toppmöller ist bei Eintracht Frankfurt angetreten, um in der Liga und in Europa für Trouble zu sorgen. Da diese Ankündigung aktuell jedoch meilenweit von der Realität entfernt ist, wird es zunehmend eng für den Trainer. Es muss etwas passieren.
Dino Toppmöller ließ am Donnerstagabend wirklich nichts unversucht. Um in der Schlussphase dieses ebenso denkwürdigen wie blutleeren Europapokal-Auftritts zumindest das Publikum noch einmal aufzuwecken, schickte der Frankfurter Übungsleiter Dauer-Reservist und Fan-Liebling Timothy Chandler auf den Platz. Der gute, alte Timmy sollte noch einmal für Emotionen sorgen und irgendwie dieses Spiel anzünden. So der Plan.
Toppmöller gehen die Ideen aus
Chandler, der definitiv nicht für die 1:2-Niederlage gegen Union Saint-Gilloise und das blamable Ausscheiden verantwortlich gemacht werden kann, flitzte auf die für ihn ungewohnte linke Außenbahn und passte sich dort nahtlos dem Niveau seiner Mitspieler an. Mit seiner ersten Aktion handelte er sich eine Gelbe Karte ein, nach seiner letzten Aktion, einem Ballverlust, wurde das Spiel abgepfiffen.
Dass Chandler den letzten möglichen Angriff verdaddelte, ist letztlich nur eine Randnotiz. Dass Toppmöller ausgerechnet im wichtigsten Spiel der Saison plötzlich auf das Frankfurter Urgestein setzte, verdeutlichte aber seine Verzweiflung. Toppmöller findet einfach nicht mehr die richtigen Mittel.
Der Kader ist eine Herausforderung
Der im Sommer mit großen Vorhaben und großen Versprechen angetretene 43-Jährige war und ist nach dem Playoff-K.o. sichtlich angeknockt. Von seiner Ankündigung, "positive Troublemaker" sein zu wollen, ist derzeit nichts, aber auch wirklich gar nichts spürbar. Die Eintracht, die einst vor allem in Europa einer Testosteron-gesteuerten Dampfwalze glich, erkennt sich aktuell selbst nicht mehr wieder und gibt eher das Bild einer pubertierenden Schülermannschaft ab. Talent ist da, Wille und ein Verständnis für die Situation jedoch nicht.
Im Gegensatz zu vergangenen Jahren, als der Großteil des Teams ein sehr feines Gespür für den Club hatte und regelmäßig vor allem in den großen Spielen über sich hinauswuchs, ist die Eintracht aktuell für viele Spieler nur noch eine Durchlaufstation und mehr Unternehmen als Sportverein. Sportvorstand Krösche setzt auf Talente, Preissteigerungen und eine stetige Entwicklung. Das gefällt nicht jedem und macht die Sache auch für Toppmöller nicht leichter. Dass die geforderte Entwicklung derzeit aber nirgends erkennbar ist, liegt eben auch am Trainer.
Schlechteste Halbzeit im wichtigsten Spiel
Toppmöller, so macht es den Anschein, bekommt die Lethargie und die unerklärlichen Leistungsschwankungen seines Teams einfach nicht in den Griff. Dass eine Frankfurter Mannschaft ausgerechnet auf der in der Stadt und dem Verein so geliebten europäischen Bühne komplett versagt und laut Sportvorstand Markus Krösche "die schlechteste Halbzeit der Saison" abliefert, ist ein absolutes Unding und ein Alarmzeichen. Irgendwas passt da nicht zusammen.
Nun muss man Toppmöller sicherlich zu Gute halten, dass er in dieser Saison zahlreiche personelle Rückschläge verkraften musste und die hochgelobten Winter-Transfers entweder verletzt oder völlig außer Form sind. Dass der laut Vorstandssprecher Axel Hellmann "beste Kader der vergangenen 20 Jahre" aktuell aber überhaupt keinen Fuß auf den Boden bekommt, muss sich Toppmöller ankreiden lassen. Auch bei ihm liegt es sicher nicht an fehlender Klasse, ganz im Gegenteil. Genau wie bei seinem Team mangelt es aber an der Umsetzung.
Toppmöller muss die Kommunikation ändern
Toppmöller weiß, will und arbeitet viel, hin und wieder wäre aber wohl weniger mehr. Das Team, das definitiv ebenso in der Verantwortung steht, wirkt überfrachtet. Dass Junior Dina Ebimbe am Donnerstag nach seiner Einwechslung erst im zentralen Mittelfeld agierte, dann auf der rechten Außenbahn ranmusste und kurz vor Schluss aus Mittelstürmer-Position traf, zeigt die großen Anforderungen an einzelne Spieler.
Dass sich Toppmöller bei seinen Analysen zudem gerne im Detail verliert und das Hinspiel-Remis bei Union Saint-Gilloise, bei dem die Eintracht nach einem einzigen Rückschlag komplett in sich zusammenbrach, glaubhaft mit "fehlender Synchronität" begründete, mag fachlich richtig sein. Den Kern des Problems traf er damit jedoch nicht.
Es muss sich etwas ändern
Die Eintracht ist dabei, ihre Identität zu verlieren und viel Kredit zu verspielen. Die Hessen müssen keinen Hochglanz-Fußball spielen, niemand verlangt durchchoreografierte Spielzüge. Ein derart blutleerer Auftritt wie gegen Union Saint-Gilloise darf aber einfach nicht passieren. Die Eintracht lebte einst von Pressing, unglaublicher Wucht und einer Symbiose mit den Fans. Davon ist nicht mehr viel übriggeblieben.
Noch hat Toppmöller die Chance und die Zeit, die verlorengegangen Emotionen zurückzuholen und sein Team wieder in Spur zu bringen. Er sollte sich dabei aber beeilen.