Eintracht-Ultras wie Zweijährige in der Trotzphase

Einige Eintracht-Fans verzögern in Bochum den Anpfiff des Spiels bald um eine Stunde. Vordergründig treten sie für die Werte ihres Fußballs ein, hintergründig vor allem für sich selbst. Eine absurde Machtdemonstration.

Robin Koch diskutiert mit den eigenen Fans.
Robin Koch diskutiert mit den eigenen Fans. Bild © Imago Images

Die meisten Eltern, vermutlich alle, werden sie schon mal gespürt haben, diese aus dem tiefsten Innern aufsteigende Verzweiflung, dem eigenen Limit spürbar näher zu kommen, so gefährlich nahe sogar, womöglich doch bald an der Dickköpfigkeit der Kleinsten zu verzagen. Das ständige Erklären, das Wiederholen, das möglichst ruhige Vorbeten der simpelsten Regeln auf der einen Seite, und auf der anderen die pure Ignoranz, mitunter mit einem Lächeln garniert. Voller Freude, die Grenzen auszutesten und auszudehnen.

Portrait von Daniel Schmitt. Daneben steht "Meinung".
hr-Sportredakteur Daniel Schmitt Bild © hr

Ja, ganz ähnlich werden sich auch die Verantwortlichen von Eintracht Frankfurt gefühlt haben am Sonntag in Bochum, zudem die Ordnungskräfte und das Sicherheitspersonal. 50 Minuten verspätete sich der Anpfiff des Bundesliga-Spiels zwischen dem heimischen VfL und der Eintracht, weil einige Gästefans, federführend die Ultras, ihr Banner erst wider einer Erlaubnis vor ein Fluchttor spannten und schließlich darauf pochten, dieses dort weiterhin hängen zu lassen.

Diskussionen über Diskussionen, anfangs mit Fan-Vertretern, später mit Sportdirektoren, letztlich mit Vorständen. Das verbale Eingreifen von SGE-Sportchef Markus Krösche vor dem Block darf durchaus als letztes dem Club zur Verfügung stehendes Mittel in dieser Situation begriffen werden. Der Nicht-Anpfiff der Partie war nicht mehr weit entfernt. Nochmals: wegen eines Banners! Ein absurdes Schauspiel, das für Menschen fernab der Fußball-Bubble schlicht unerklärlich bleibt.

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Kleine Gruppe mit großem Einfluss

Nun sei erwähnt, dass der Autor dieser Zeilen natürlich um die Bedeutung von derlei Bannern weiß, dass diese weit mehr sind als ein Fetzen Stoff, sie für diverse Gruppen immens viel bedeuten. Des Weiteren sei gesagt, dass die diesmal eindringlich umgesetzten Vorgaben der Behörden anderntags - selbst in Bochum - schon mal lascher gehandhabt wurden. Und es sei festgehalten, dass die Situation im alten Stadion an der Castroper Straße grundsätzlich überdacht werden sollte, dass der Veranstalter, der VfL Bochum, und die Behörden tunlichst nach besseren Lösungen suchen sollten. Alles wahr, und doch ist eines offensichtlich: Um derlei Punkte ging es den Ultras nicht.

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Da die Vorgaben der Behörden lange vor der Anreise in den Pott bekannt waren, sollte nicht von einer zufällig enstandenen Situation ausgegangen werden, sondern von einer geplanten Aktion. Eine kleine Gruppe demonstrierte ihren großen Einfluss, war zu keinerlei Kompromiss bereit. Das vielfach vorgeschobene Motto, keiner sei größer als der Club selbst, wurde ad absurdum geführt. Stattdessen lautete das Signal: unser Fußball, unsere Eintracht, unsere Regeln.

Wohlgemerkt: Das Spiel wurde auch ohne Unterstützung der harten Jungs, die das Stadion verließen, gewonnen. Die Stimmung im zu einem Drittel verwaisten Block war dennoch prächtig, wogte mit in einem berauschenden Fußballspiel. Richtig und wichtig!

Auch Pyro-Vorfälle häufen sich

In den vergangenen Wochen haben sich Fan-Vorfälle rund um die Eintracht wieder gehäuft. Angefangen in Rom, wo hessische Anhänger mit Leuchtraketen reagierten auf Leuchtraketen aus dem italienischen Block und dafür mit einer Bewährungsstrafe von der Uefa bestraft wurden. In Amsterdam, wo Pyro im eigenen Block gezündet wurde. In Frankfurt, wo Selbiges auch beim Ajax-Heimspiel passierte und also die Bewährung zumindest mal aufs Spiel gesetzt wurde. Von drohenden Geldstrafen ganz zu schweigen.

In besagten drei Fällen stellte sich die Vereinsführung mehr oder weniger schützend vor den eigenen Anhang. Verknappt formuliert: So was ist eingepreist. Tatsächlich ist die Pyro-Debatte ja auch eine, die nicht nur in Frankfurt geführt wird und womöglich insgesamt zu überdenken ist. Argumente lassen sich jedenfalls finden. Bei der Aktion von Bochum aber fällt das schwer. Hier wurde schlicht eine simple Sicherheitsregel gebrochen. Ihnen ging es um sich selbst. Um ihren Dickkopf. Um ihre Grenzen. Wie bei Zweijährigen in der Trotzphase. Mit zwei Unterschieden: Sie haben sich bewusst dazu entschieden. Und Kinder lernen dazu.

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Im Hintergrund sieht man ein Fussballstadion, davor links das Logo vom VfL Bochum  und rechts das Logo der Eintracht Frankfurt
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Quelle: hessenschau.de

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74 Kommentare

  • Das sind keine Fans, das sind Idioten.

  • Diese angeblichen Fans haben im Stadion nichts zu suchen. Alle, die daran beteiligt waren, mit Stadion Verbot belegen. Stärkere Kontrollen, vor allem in Hinsicht auf Pyrotechnik und energischens Eingreifen bei Nichtbeachtung. Nur noch Sitzplätze anbieten. Auf die angebliche Fanscene können wir gerne verzichten.

  • ...was wäre gewesen wenn.....das Spiel nicht stattgefunden hätte.... Bochum die drei Punkte bekommen hätte......die Eintracht am Ende der Saison knapp an den internationalen Plätzen gescheitert wäre........beleidigt aus dem Stadion zu marschieren, jeden Support einzustellen "Ihr seit Eintracht?"
    Von unserer Seite "sorry Bochum" wir sind nicht alle so!

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