Nah dran an Titelfavoriten, aber nicht auf Augenhöhe Eintracht-Lehren aus dem Bayer(n)-Doppelpack
Nach dem Remis gegen den FC Bayern hat die Eintracht auch Bayer Leverkusen am Rande eines Punktverlustes. Zur Bundesliga-Elite aber fehlt den Hessen doch noch ein kleines Stückchen.
Die abschließende Bewertung des beherrschenden Themas des Fußball-Wochenendes nahm der Kicker in seiner Printausgabe am Montag vor. Er urteilte knallhart wie berechtigt: Note 6 für Felix Brych und sein Schiedsrichter-Team, verteilte damit indirekt auch eine schriftliche Watschn an Knut Kircher, den die Schiri-Fehler schönredenden Oberaufseher der Unparteiischen. Und mutmaßlich herrschte darob zumindest etwas Genugtuung bei Eintracht-Sportvorstand Markus Krösche.
Doch so sehr die Frankfurter Spieler, Trainer und Bosse nach der 1:2-Niederlage am Samstag in Leverkusen auch zürnten, so wenig brachte ihnen das den möglichen Punkt zurück. Es bleibt die erste Niederlage seit dem 24. August. Wie hilfreich, dass Coach Dino Toppmöller seit jeher vorgibt, sich in seiner Analyse von reinen Ergebnissen nicht leiten zu lassen, sondern stets nur die Leistung der Seinen zu bewerten. Die war erneut insgesamt ordentlich, in Teilen des Spiels sehr gut, in anderen aber eben auch nicht.
Zu den Topteams fehlt noch ein kleines Stück
Die Eintracht begegnete dem amtierenden Meister nicht ganz auf Augenhöhe, gerade dann nicht, als dieser seinen Besten, Florian Wirtz, auf dem Feld hatte. Dennoch können die Hessen aus dem sieglosen Bayer(n)-Doppelpack einiges an Zuversicht mitnehmen. Sie haben fußballerische Möglichkeiten, um mit den Größten der hiesigen Kickerei mitzuzocken, sie zu ärgern und heben sich damit von weiten Teilen der restlichen Bundesliga ab. Gerade im Umschaltspiel sind die Frankfurter kaum zu bremsen.
"Wir haben jetzt in zwei Spielen gegen zwei europäische Topteams gezeigt, dass wir auf diesem Level mithalten können", sagte ein zufriedener Toppmöller, nicht ohne zu Recht einzuschränken: "Trotzdem sprechen wir auch Dinge an, die wir selbst besser machen können." Gerade im eigenen Aufbauspiel schleichen sich doch noch zu simple Fehler ein. Selten agieren zudem alle elf (beziehungsweise 16 eingesetzten Profis) auf gutem Niveau, fallen immer wieder einzelne Spieler ab. Zur absoluten Elite, zu den beiden Titelfavoriten, fehlt den Hessen noch ein kleines Stück. Auch gegen die Münchner waren die Hessen trotz des 3:3 ja fußballerisch deutlich unterlegen.
Auf die Eintracht warten machbare Aufgaben
Die nächsten Aufgaben werden zeigen, ob der insgesamt trotzdem sehr positive Eindruck auch nachhaltig ist, ob sich die Eintracht tatsächlich als Mannschaft der zweiten Reihe etabliert, ob sie langfristig besser sein kann als Vereine wie Stuttgart, Berlin oder Freiburg. Aktuell liegt sie in der Bundesliga auf Rang sechs, in der Europa League auf Platz sieben. Am Donnerstag (18.45 Uhr) stellt sich nun der lettische Spitzenreiter aus Riga im Stadtwald vor.
Wenngleich die Gäste zuletzt im Europapokal ein beachtliches 2:2 gegen Galatasaray Istanbul holten, ist für die Eintracht ein Sieg absolute Pflicht. Danach folgen ebenfalls machbare Aufgaben bei Union Berlin sowie der Heimspiel-Dreierpack gegen Gladbach (DFB-Pokal), Bochum (Liga) und Slavia Prag (Europa League). Es gilt, das eigene Niveau konstant oben zu halten, vor allem Konzentration und Biss, um Siege in Serie einzufahren.
Die rechte Seite schwächelt
Denn auch in Leverkusen kamen nicht alle Frankfurter auf ein gutes Niveau. Klar, Omar Marmoush war selbst von Bayer fast nur mit Fouls zu stoppen, auch Hugo Ekitiké bewies ein ums andere Mal seine Klasse. Andere jedoch fielen ab. Erstmals in dieser Saison erwischte etwa Rasmus Kristensen einen wirklich gebrauchten Tag, wurde ständig überlaufen auf seiner rechten Seite.
Zu allem Überfluss fiel Eric Dina Ebimbe, ebenfalls rechts aufgeboten, mehrfach mit unterlassener Hilfeleistung für seinen Teamkollegen auf. Auch die Frankfurter Schaltzentrale um Hugo Larsson, Tuta und Mario Götze war letztlich dem Leverkusener Mittelfeld-Duo Robert Andrich und Granit Xhaka nicht vollständig ebenbürtig.
Trapps Fehleinschätzung kostet einen Punkt
Zudem: Die fünf Eintracht-Einwechsler, zu denen trotz des Rückstands erstaunlicherweise nicht Sturmkante Igor Matanovic zählte, entfalteten im Rheinland keinerlei erfolgsbringende Wirkung. Mehr noch: Nur eine Minute nachdem Toppmöller doppelt gewechselt hatte, zappelte der Ball hinten zum Endstand im eigenen Netz.
Was automatisch zu Kevin Trapp überleitet: Der Torwart gab ansich ein starkes Comeback nach wochenlanger Verletzungspause, war letztlich aber doch eine tragische Figur. Seine Entscheidung, Fuß statt Fäusten zur Gefahrenabwehr zu nutzen, erwies sich als Niederlage-bringend. Einzig die Diskussionen um Felix Brych, Knut Kircher und den vermaledaiten VAR übertünchten des Keepers Fehler ein wenig.