Eintracht-Verteidiger Robin Koch Der Hinti aus der Pfalz

Eintracht Frankfurt hat mit Robin Koch endlich wieder einen echten Abwehrchef, mit seiner Spielweise erinnert er an Martin Hinteregger. Dass der Pfälzer überhaupt in der Abwehr spielt, ist allerdings ein Zufall.

Robin Koch
Robin Koch setzt mal ein Zeichen Bild © Imago Images
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Robin Koch
Robin Koch Bild © Imago Images
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Es lief die 32. Minute im Spiel von Eintracht Frankfurt gegen Mainz 05, als es ordentlich krachte. Die Hessen lagen 0:1 zurück, auf der linken Seite machte sich Torschütze Jae-sung Lee auf den Weg, einen erneuten Angriff auf das Eintracht-Tor zu fahren. Ein 0:2 vor der Pause, und das Spiel wäre so gut wie vorbei gewesen, aber so weit kam Lee nicht. Von der Seite räumte ihn kurz nach der Ballannahme eine saftige Grätsche ab, direkt vor der Mainzer Auswechselbank, die empört aufsprang. Der Schiri zeigte sofort die Gelbe Karte, der Übeltäter nahm sie mit einem routinierten Nicken entgegen. Gestatten, Robin Koch, neuer Abwehrchef von Eintracht Frankfurt.

Die Szene im Spiel gegen Mainz verdeutlichte, dass es Robin Koch ernst mit dem meint, was er bei seiner Ankunft in Frankfurt sagte: "Ich will eine absolute Führungsrolle einnehmen. Das erwarten hier alle von mir." Und dazu gehört eben auch, mal das gute, alte, berühmt-berüchtigte Zeichen zu setzen, wenn ein Spiel auf der Kippe steht. Am Ende stand in Mainz ein, wenn auch glückliches, 1:1.

Turm in der Schlacht

Mit seiner Grätsche weckte Koch Erinnerungen an die krachenden Tackles eines Martin Hinteregger, vor heimischen Publikum wäre der 27-Jährige für seine Aktion sicherlich bejubelt worden. Doch auch abseits der rigorosen Zweikampfführung drängen sich Vergleiche mit dem ehemaligen österreichischen Abwehrchef auf, der seine Karriere nach dem Europa-League-Sieg 2022 überraschend beendete. Und dessen Lücke nun erst mit Koch wieder gefüllt wurde.

Wie Hinteregger auch, ist Koch ein absoluter Turm in der Schlacht. In der laufenden Saison hat er bereits die meisten Kopfballduelle aller Frankfurter gewonnen, gut möglich, dass er sich diese Spitzenposition auch angesichts einer Körpergröße von 1,92 nicht mehr nehmen lässt. Ein Vorteil, der auch in der Offensive zum Faustpfand werden könnte: In seinen drei Saisons beim SC Freiburg erzielte der Sohn des Ex-Lauterers Harry Koch fünf Tore nach Standards für die Breisgauer. Eines davon übrigens gegen die Eintracht.

"Er kann das Spiel lesen und den tödlichen Pass spielen"

Hinzu kommt, dass Koch über eine ordentliche Technik und einen guten Spielaufbau verfügt. In der Jugend bei Eintracht Trier, wohin es die Familie nach der Profikarriere des Vaters zog, kickte Koch junior noch im Mittelfeld und wurde gar zu DFB-Sichtungslehrgängen eingeladen. "Er kann das Spiel lesen und den 'tödlichen Pass' spielen", sagte sein Vater damals. Ganz so tödlich war es bisher nicht, aber hinter Willian Pacho und Ellyes Skhiri hat Koch die beste Passquote im Team.

Mit seiner Zweikampfstärke und Ruhe am Ball erleichtert der achtfache Nationalspieler darüber hinaus auch seinem Nebenmann Pacho die Eingewöhnung und sorgt dafür, dass auch ein zuletzt schlingernder Tuta an seiner Seite wieder in die Spur findet. Womit er einlöst, was sich die Eintracht-Verantwortlichen von seiner Verpflichtung versprochen haben. "Robin geht auf und neben dem Platz voran", sagte Krösche bei dessen Vorstellung. "Uns war es wichtig, neben den jungen und sehr talentierten Spielern in der Verteidigung Qualitätsmerkmale wie Erfahrung und Führungsqualität hinzuzufügen." Merkmale, die der Eintracht in der Vorsaison in Abwesenheit Hintereggers oftmals fehlten.

"Defizite im Zweikampf"?

Nun haben die Hessen wieder einen Abwehrchef, es scheint auch nicht unmöglich, dass der achtfache Nationalspieler Koch demnächst auch wieder einen Anruf vom zukünftigen Bundestrainer bekommt. Dabei ist es eigentlich sogar eher Zufall, dass Koch überhaupt zum Abwehrspieler geworden ist. Wegen seiner Defizite im Zweikampf wurde er einst von seinem Trierer Jugendtrainer vom Mittelfeld in die Defensive beordert, für eine begrenzte Zeit, wie es damals hieß. Aber aus dem Defizit wurde mit der Zeit eine Stärke, und was für eine. Wer das nicht glaubt, kann ja mal bei Jae-sung Lee von Mainz 05 nachfragen.

Quelle: hessenschau.de/Stephan Reich