Trio um Ekitiké muss mehr zeigen Die Hochbegabten der Eintracht hinken hinterher

An Talent mangelt es im Kader von Eintracht Frankfurt mit Sicherheit nicht. Dass das nicht immer reicht, ist aber selbst in der Vorbereitung wieder offensichtlich. Trainer Dino Toppmöller greift deshalb zu unpopulären Maßnahmen.

Ekitike,  Ebimbe und Nkounkou Eintracht Frankfurt
Hugo Ekitiké, Niels Nkounkou und Junior Dina Ebimbe müssen liefern. Bild © picture-alliance/dpa
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Trainer Toppmöller trifft im Training

Dino Toppmöller
Dino Toppmöller beim Trainingsauftakt Bild © Imago Images
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Vor dem Stadion von Eintracht Frankfurt war am Donnerstag durchaus Bemerkenswertes zu bewundern. Nein, es geht nicht um die Zeugen Jehovas, die ihren jährlichen Kongress in der Arena vorbereiteten und dafür selbst die Parkplätze kehrten. Auch Trainingsbeobachter Jan-Aage Fjörtoft, der sich bei hochsommerlichen Temperaturen auf eine schattige Bank verkrümelte und dort erst von einem Fotografen mit Kennerblick entdeckt wurde, ist nicht gemeint. Vielmehr sorgte die Zusammensetzung der Trainingsteams für fast schon Einmaliges.

Im abschließenden Turnier, das im Sechs-gegen-Sechs auf zwei kleinen Feldern ausgetragen wurde, spielten Junior Dina Ebimbe, Hugo Ekitiké und Niels Nkounkou gemeinsam in einem Team. Die drei jungen Franzosen gehören zu den talentiertesten Spielern im Kader, rufen ihr Potenzial aber viel zu selten ab und haben deshalb aktuell einen eher schweren Stand. Dass das Trio der Hochbegabten Seite an Seite und im gleichen Trikot Fußball spielen darf, gibt es bei der Eintracht derzeit nur im Training. Ein Vormittag im Stadtwald mit Seltenheitswert.

Toppmöller verpasst Ekitiké Denkzettel

Ekitiké, Nkounkou und Dina Ebimbe gehören zu den Frankfurter Profis, die viel können, aber auch vieles schuldig geblieben sind, und offenbar nicht mehr allzu viel Kredit bei Trainer Toppmöller übrig haben. Bei der Generalprobe in Valencia (2:3) am vergangenen Wochenende saßen Ekitiké und Nkounkou nur auf der Bank. Ebimbe, der von Beginn an im offensiven Mittelfeld ran durfte und seine mäßige Leistung dank eines Tores etwas übertünchen konnte, gilt als Verkaufskandidat. So viel Talent, so wenig Ertrag. Das fuchst inzwischen auch Toppmöller.

"Wenn alle offensiven Spieler auf dem Platz stehen wollen, müssen sie sich den Arsch aufreißen und auch nach hinten arbeiten, aber das sehen wir momentan nicht", hatte der Frankfurter Trainer nach der enttäuschenden Niederlage in Valencia der Frankfurter Rundschau gesagt und gleichzeitig Ekitiké hinter die Ohren geschrieben. Der 22 Jahre alte und 20 Millionen Euro teure Stürmer, zu dem Toppmöller bislang ein fast schon einfühlsames Verhältnis hatte, muss endlich begreifen, dass Fußball nicht nur aus Tricksereien, sondern auch aus (Defensiv-)Arbeit besteht.

In der Angreifer-Hackordnung ist Ekitiké aufgrund seiner Nachlässigkeiten aktuell sogar hinter den deutlich limitierteren Matanovic zurückgefallen und muss ernsthaft um seinen Stammplatz bangen. Der Franzose ist ein Kindskopf und dank seiner positiven Art bei Mitspielern und Fans beliebt. Etwas mehr Zielstrebigkeit und Ernsthaftigkeit würden ihm aber guttun.

Ebimbe und Nkounkou fehlt Konstanz

Gleich gilt für Landsmann Dina Ebimbe. Sportvorstand Markus Krösche, der viel von Dina Ebimbe hält, aber offenbar ebenfalls langsam die Geduld verliert, hatte schon vor einem Jahr im Trainingslager im österreichischen Windischgarsten Ebimbes Wankelmütigkeit kritisiert. Die Verantwortlichen nahmen sich Dina Ebimbe zur Seite und erhofften sich endlich den überfälligen Durchbruch. Es folgten (wenige) sehr starke Auftritte wie beim 5:1 gegen die Bayern, viel Mittelmaß und noch mehr Kopfschütteln. Der launische Dina vom Main, könnte seine letzte Chance verspielt haben.

Bliebe noch Nkounkou. Der 23-Jährige, der in seiner ersten Saison trotz Millionen-Ablöse eine Art Welpenschutz hatte, muss ebenfalls konstanter werden. Seine Fähigkeiten in der Offensive sind unbestritten, seine Stellungsfehler und Patzer in der Defensive aber noch immer fester Bestandteil seines Spiels. Sollte Nkounkou endlich auch den Rückwärtsgang in sein Repertoire aufnehmen, wäre er für den – in der Theorie – auf Angriff ausgelegten Toppmöller-Fußballer die perfekte Besetzung für die linke Außenbahn. Dass selbst ein Filip Kostic irgendwann das Kämpferherz in sich entdeckte, zeigt, dass es möglich ist.

Am Montag doch alle dabei?

Ob Toppmöller beim Saisonauftakt am Montag (20.45 Uhr) im DFB-Pokal bei Eintracht Braunschweig weiter hart bleibt und erneut alle oder einige seiner talentierten Sorgenkinder auf die Bank setzt, bleibt abzuwarten. Die vorübergehenden Degradierungen von Ekitiké und Nkounkou sowie die durch die Bild-Zeitung gestreuten Abschiedsgerüchte um Ebimbe könnten auch die letzte Warnung und der letzte Versuch gewesen sein, das Trio endlich aus der Lethargie zu wecken.

Das Turnier am Donnerstag gewann übrigens das Team um Omar Marmoush, Oscar Höjlund, Hugo Larsson, Farès Chaibi, Rasmus Kristensen und Ellyes Skhiri. Etwas weniger Talent, aber deutlich mehr Wille.