Eintracht Frankfurt zurück auf dem Boden der Tatsachen

Der Traum ist geplatzt. Eintracht Frankfurt fliegt gegen clevere Spurs aus der Europa League. Nun heißt es: schnellstmöglich aufrappeln für den Bundesliga-Endspurt.

Rasmus Kristensen kniet auf dem Boden und vergräbt die Hände im Gesicht.
Die Trauer über das Europapokal-Aus war groß in Frankfurt. Bild © Imago Images

Für ein, zwei Minuten war einfach nur Stille. Das Spiel gegen Tottenham war schon abgepfiffen. Die Londoner feierten ausgelassen auf dem Rasen, Tuta und Rasmus Kristensen sackten zwischen ihnen zusammen. Hugo Ekitiké hatte Tränen in den Augen. Kurz regte sich die Eintracht-Kurve, stimmte zum Fan-Gesang an, der nach wenigen Sekunden aber schon wieder verstummte. Was blieb, war Leere.

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Eintracht-Stürmer Hugo Ekitiké gegen Cristian Romero von den Spurs
Eintracht-Stürmer Hugo Ekitiké gegen Cristian Romero von den Spurs Bild © Imago Images
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Leidenschaftlich, aber nicht besser

Der Traum vom neuerlichen Gewinn der Europa League ist ausgeträumt. Nach dem 1:1 bei Tottenham Hotspur vergangene Woche verlor Eintracht Frankfurt das Rückspiel am Donnerstag mit 0:1. Ein ungestümes Einsteigen von Torwart Kaua Santos wurde mit einem Elfmeter bestraft, den Dominic Solanke in der 43. Minute zum Londoner Sieg verwandelte.

"Leider geht diese wundervolle Reise zu Ende. Wir hätten gerne noch länger in diesem Wettbewerb gespielt", sagte Eintracht-Trainer Dino Toppmöller viel später, als das Waldstadion schon leergefegt war. Zur Wahrheit gehört aber auch: Die Hessen hatten es an diesem Abend nicht verdient, ins Halbfinale einzuziehen, waren zwar das leidenschaftlichere Team, aber eben nicht das bessere.

"Eine große Enttäuschung"

Die Eintracht hatte mehr Ballbesitz, mehr Torschüsse, mehr Flanken, mehr Ecken, aber eben ein Tor weniger als der Gegner. Tottenham auf der Gegenseite erteilte der jungen Frankfurter Mannschaft eine Lektion in Sachen Effizienz, verteidigte stark und nutzte Fehler gnadenlos aus.

"Direkt nach dem Spiel ist da schon eine große Enttäuschung", sagte Sportvorstand Markus Krösche. Toppmöller war sich sicher, dass diese auch am Freitag noch zu spüren sein wird. Verständlich.

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Krösche Eintracht
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Die Fallhöhe selbst nach oben korrigiert

Die Eintracht war es immerhin selbst, die die Fallhöhe vor dem Viertelfinal-Rückspiel gegen Tottenham ein ums andere Mal nach oben korrigierte. Erst heizte Club-Boss Axel Hellmann die Emotionen an ("Ich bin richtig on fire"), dann stimmte Toppmöller die Frankfurter Fans auf den Europapokal-Abend ein ("Wir müssen den Heimvorteil nutzen"). Am Mittwochabend veröffentlichte die Medienabteilung des Bundesligisten zu guter Letzt noch ein "Kämpfen und Siegen"-Video, das vor Pathos nur so triefte. Der Aufprall auf dem Boden der Tatsachen war am Tag danach umso härter.

Niederlagen gehören zum Sport dazu. An einer wie gegen Tottenham könne seine Mannschaft wachsen, ist Toppmöller überzeugt. Am besten tut sie das schnell, denn für die Eintracht geht es schon am Sonntag in der Bundesliga wieder um viel.

Nächste Station Champions League?

Fünf Spiele vor Saisonende sind die Hessen Tabellendritter. Der Europapokal ist schon wieder in greifbarer Nähe. Selbst die Champions League könnte erstmals über die Liga erreicht werden. "Es ist immer was Magisches, mit Frankfurt international zu spielen", sagte Kapitän Robin Koch. "Jeder Spieler will das wieder erleben, hoffentlich in der Champions League." Dies sei das Ziel. Derart deutlich hatten das die Frankfurter in der Vergangenheit noch nicht formuliert.

Die Eintracht hat bislang eine starke Saison gespielt. Dass sie im DFB-Pokal bei RB Leipzig und in der Europa League gegen Tottenham ausgeschieden ist, ist keine Schmach. Die Hessen haben sich in den Pokalwettbewerben gut verkauft. Nun gilt es, die Saison in der Bundesliga zu vergolden.

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Robin Koch Eintracht
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Raus mit Applaus

Am Donnerstagabend dauerte es einige Minuten, um den ersten Schock hinter sich zu lassen – und den Stadionsprecher. Die Mannschaft habe aufopferungsvoll gekämpft, habe doch sicherlich Applaus verdient für ihren Einsatz, sagte er. Die Kurve erwachte aus ihrer Lethargie und verabschiedete die SGE gebührend aus dem Europapokal.

Vielleicht ja nur für ein paar Monate. "Wir tun alles dafür, dass wir unseren fantastischen Fans auch in der nächsten Saison europäischen Fußball bieten können", versprach zumindest Toppmöller.

Sendung: Das Erste, Tagesthemen,

Quelle: hessenschau.de