Europa League gegen Slavia Prag Marmoushs Freistoß-Gemälde bringt der Eintracht den Sieg
Die Eintracht liefert in der Europa League gegen Slavia Prag kein Fußballfest, dafür aber eine reife Leistung gegen einen guten Gegner. Den Unterschied macht wieder einmal Omar Marmoush - diesmal besonders sehenswert.
Omar Marmoush wusste selbst, was er da geschafft hatte, freute sich diebisch, streckte die Zunge raus, rutschte auf den Knien, schrie, ehe ihn seine Mitspieler zum gemeinsamen Zelebrieren einholten. Eintracht Frankfurt setzte sich am frühen Donnerstagabend im Europa-League-Heimspiel gegen Slavia Prag knapp wie verdient mit 1:0 (0:0) durch - dank, na klar, eines fantastischen Freistoßtreffers des Frankfurter Himmelstürmers Marmoush (53.). Nicht untergehen sollte jedoch auch, dass Torwart Kevin Trapp kurz vor dem Abpfiff mit einer starken Fußabwehr den Sieg sicherte.
"Es war das erwartet schwere Spiel, aber die Jungs haben es gut gemacht", sagte der Frankfurter Sportvorstand Markus Krösche, der sich zwar ein bisschen mehr Klarheit im Spiel gewünscht hätte, letztlich aber auch mit dem einen Standardtor zufrieden war: "Es war schon ein außergewöhnlicher Freistoß. Omar ist voller Selbstvertrauen."
Der Eintracht fehlt lange die Tiefe
Im Vergleich zum Torfestival gegen Bochum hatte Trainer Toppmöller seine Startelf auf vier Positionen verändert, was einerseits nicht überraschte. Andererseits hatte gewiss nicht jeder mit der Hereinnahme von Can Uzun gerechnet, der in der Offensive anstelle von Hugo Ekitiké auflief.
Der Plan des Frankfurter Fußballlehrers: Möglichst spielstarke Kicker im Zentrum aufzubieten, um sich mit "sauberen Kontakten" aus dem aggressiven Pressing der Prager befreien zu können. Auch deshalb standen Leute wie Mo Dahoud, Mario Götze und eben Uzun auf dem Feld.
Es entwickelte sich sodann vieles, wie es Toppmöller erwartet hatte. Die Gäste, unangefochtener Primus in der Heimat, spielten mit Selbstvertrauen, hatten etwas mehr Ballbesitz, waren weit davon entfernt, sich am oder im eigenen Sechzehner zu verbarrikadieren. Die Eintracht ihrerseits war ebenfalls um einen flachen Spielaufbau bemüht und versuchte, Fehlpässe zu vermeiden.
Alles in allem schafften es die Hessen jedoch bis zur Pause nicht, die Tiefe des Raumes zu attackieren, die sich hinter der hoch aufgerückten Prager Abwehrreihe bot - Großchancen verkamen somit zur Mangelware.
Marmoush schlenzt, wie lange keiner geschlenzt hat
Während die kernig auftretenden Tschechen in Hälfte eins nur einmal ernsthaft Torgefahr ausstrahlten, als Stürmer Tomas Chory in guter Position haarscharf verpasste (43.), hatten die Hausherren immerhin vier mehr oder weniger gefährliche Abschlüsse. Die beste Chance vergab Ansgar Knauff, der im Eins-gegen-Eins an Slavia-Keeper Antonin Kinsky scheiterte (33.). Marmoush (7., 26.) und Dahoud (12.) zielten bei ihren Versuchen zu ungenau.
Den zweiten Durchgang eröffnete dann - wie immer - der Frankfurter Überflieger. Und wie! Mit einem unwiderstehlichen Dribbling holte Marmoush erst selbst einen Freistoß heraus, ehe er dann den Ball aus 18 Metern derart gefühlvoll über die Mauer und in den Torwinkel schlenzte, wie es der Frankfurter Stadtwald sehr lange nicht mehr gesehen hatte. Ein Gemälde von einem Tor, ein fußballerisches Kunstwerk, ein perfekter Freistoß. Für den famosen Angreifer war es bereits die 22. Torbeteilung (13 Tore, neun Assists) im 15. Pflichtspiel der laufenden Runde.
Torwart Trapp hält den Sieg fest
In der Folge wechselte Toppmöller durch, nahm unter anderem Marmoush vom Feld und versuchte damit, Frische von der Bank ins Spiel zu bringen. Ein Vorhaben, das eher misslang. Die Hessen schienen nach anstregenden Wochen nun körperlich auf der letzten Rille zu gehen. Die Gäste drückten und hatten kurz vor Ultimo die große Ausgleichschance. Trapp parierte prächtig mit dem Fuß gegen Matej Jurasek (89.). Der Torwart hielt damit den Sieg fest.
Nach vier Europa-League-Spielen, drei davon im eigenen Stadion, haben die Hessen nun zehn Punkte auf dem Konto - und sind damit absolut im Soll. An der Qualifikation für die Zwischenrunde besteht kaum noch ein Zweifel. Freilich: Im besten Fall soll es für die Frankfurter auf direktem Wege ins Achtelfinale gehen. Ende November tritt die Eintracht in Dänemark beim FC Midtjylland an.