Ferencvaros Budapest im Porträt Ungarns Eintracht ist Grün-Weiß

Obwohl Ferencvaros Budapest der bedeutendste Club Ungarns ist, fliegen die Grünen Adler in Deutschland unter dem Radar. Irgendwie schade, denn: Der tierische Spitzname ist nicht die einzige Parallele zu Eintracht Frankfurt.

Ferencvaros Budapest
Auch das Budapester Maskottchen ist ein Adler. Bild © Imago Images
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Eintracht Frankfurt trifft am Donnerstag (ab 21 Uhr im Audio-Livestream bei hessenschau.de) im ersten Europa-League-Gruppenspiel des Jahres auf Ferencvaros Budapest. Alle Infos zum kommenden Gegner gibt es an dieser Stelle.

Der Verein

Wir beginnen den Blick in die Historie von Ferencvaros Budapest mit nackten Zahlen: Der erfolgreichste ungarische Fußballclub holte in seiner Geschichte insgesamt 35 Meisterschaften, gewann 24 Mal den Pokal, sechsmal den Supercup, zweimal den Ligapokal und einmal, es waren andere Zeiten, sogar den österreichischen Challenge Cup. Mehr Titel, das ist keine Überraschung, sammelte in Ungarn niemand. Den größten Erfolg der Vereinsgeschichte feierte Ferencvaros zudem 1965 mit dem Triumph im Messestädte-Pokal, dem Vorgänger des UEFA Cups, dem Vorgänger der Europa League. Eine erste Gemeinsamkeit mit der Eintracht.

Weiter geht's: Gegründet wurde Ferencvaros, das übersetzt Franzstadt heißt und an Kaiser Franz, den Namensgeber des neunten Budapester Bezirks erinnert, im Jahr 1899. Genauer: am 3. Mai. Mathematisch begabte Frankfurter stellen fest: In Sachen Erfahrung können die Ungarn nicht mithalten, die am 8. März 1899 geborene Eintracht ist exakt 56 Tage älter und reifer. Vielleicht ja ein Vorteil?

Genau wie der hessische Traditionsclub erlebte aber auch das ungarische Pendant in seiner mehr als 126 Jahre langen Vergangenheit nicht nur goldene Zeiten. Ganz im Gegenteil: Kurz vor dem Start in die Saison 2006/07 schloss der ungarische Verband den Rekordmeister wegen "finanzieller Unregelmäßigkeiten" vom Spielbetrieb aus. Ferencvaros musste in der 2. Liga neu beginnen und stieg erst in der Saison 2008/09 wieder auf. Entscheidend dabei: knapp 17 Millionen Euro, mit denen Sheffield-United-Inhaber Kevin McCabe den Verein aufkaufte und finanziell sanierte.

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Der Trainer

Robbie Keane und Oliver Kahn bei der WM 2002
Auf die Umarmung folgt das Tor: Robbie Keane, der Titan und Carsten Ramelow bei der WM 2002. Bild © Imago Images

Auf der Bank der Ungarn wird es am Donnerstag eine Premiere geben: Nachdem der niederländische Trainer Pascal Jensen nach nur einem halben Jahr in Budapest den Lockrufen aus New York folgte, wird dort gegen die Eintracht nämlich erstmals Robbie Keane Platz nehmen. Der irische Volksheld und Rekord-Nationalspieler, der bei der WM 2002 tatsächlich ein Tor gegen Oliver Kahn schoss, übernahm das Amt kurz nach dem Jahreswechsel und trat damit die Nachfolge zahlreicher prominenter und in Frankfurt bestens bekannter Vorgänger an.

Beispiele gefällig? Zwischen 2013 und 2018 war der ehemalige Eintracht-Profi Thomas Doll Trainer bei Ferencvaros, zwei Jahre vor Doll leitete das lebende Millionengrab Lajos Detari das Training der Grün-Weißen. Interimstrainer Pinter, der 2004 ran durfte, trägt zudem den gleichen Vornamen wie Eintracht-Maskottchen Attila: Attila. Kann das Zufall sein?

P.S. Für den besonderen Small-Talk-Kick gibt es noch eine Quizfrage gratis: Wie viele Spieler schafften das gleiche Kunststück wie Keane und erzielten bei der WM 2002 ein Tor gegen die DFB-Elf? Und wer war es? Die Auflösung folgt am Ende des Beitrags.

Der Star

Einen echten Hochkaräter gibt es bei Ferencvaros, das in Ungarn übrigens nur sehr selten Ferencvaros, dafür aber sehr oft Fradi genannt wird, bis auf Trainer Keane nicht. Aufpassen muss die Eintracht aber vor allem auf die beiden Stürmer. Der Brasilianer Matheus Saldanha, der quasi nie durchspielt, war in 24 Einsätzen an 13 Toren beteiligt. Der Ungar Barnabás Varga schaffte in 22 Spielen starke 15 Scorerpunkte.

Spannender als die Gegenwart ist aus Frankfurter Sicht aber erneut die Vergangenheit. Neben Nachwuchskraft Kristian Lisztes, der im Sommer von Ferencvaros zur Eintracht wechselte, gab es in den vergangenen Jahren mit Szabolcs Huszti und Weltenbummler Marko Marin noch weitere Spieler mit hessischem Einschlag. Auch Ur-Bayer Benjamin Lauth, der seine Karriere in Ungarn ausklingen ließ, dürfte vielen noch ein Begriff sein.

Und sonst so?

Trotz der bereits zahlreich genannten Parallelen zwischen Fradi und der Eintracht geht es an dieser Stelle damit gleich weiter. Da die vornehmlich in grün-weißen Trikots auflaufenden Budapester ebenfalls einen Adler als Maskottchen haben (im Kostüm, lebend und als Statue vor dem Stadion zu bewundern), werden die Ungarn auch die Grünen Adler genannt. Doch damit nicht genug: Die drei großen E im Wappen stehen für Erkölcs, Erő und Egyetértés. Was das heißt? Moral, Kraft und Eintracht. Sachen gibt’s!

Für alle Drangebliebenen folgt nun noch die Auflösung der Quizfrage: Die Antwort ist: genau ein weiterer Spieler. Sein Name: Ronaldo. Also der Echte aus Brasilien.

Ferencvaros Budapest
1899 und ein bisschen Eintracht: das Logo von Ferencvaros. Bild © Imago Images

Quelle: hessenschau.de