Für Königsklassen-Traum: Eintracht braucht mehr Überzeugung
Bei der Niederlage von München mangelt es Eintracht Frankfurt vor allem an Vertrauen in die eigene Stärke. Doch genau darauf kommt es jetzt eigentlich mehr denn je an.

Für die Bundesliga bedeutete der Sonntag wenig Erfreuliches. Denn wo Topspiel draufstand, war nur Flopspiel drin - zumindest mit Blick auf die Spannung. Erster gegen Dritter, München gegen Frankfurt, nicht mehr als ein leeres Versprechen auf ein aufregendes Duell. Zu deutlich wieder mal die Kluft zwischen wahrem und vermeintlichem Spitzenteam, obwohl Erstgenanntes angeschlagen in die 90 Minuten gegangen (allgemeine Formschwäche, Kane auf der Bank) und ebenso angeschlagen aus den 90 Minuten (Kimmich-Verletzung, Musiala-Blessur) gekommen war.
Der aufstrebende Mittelstand, diesmal vertreten durch Hessens Vorzeigeclub, stieß im Bajuwarischen ans Limit. Null zu vier, klare Kiste. Das ist keine neue, aber doch immer wieder eine ungünstige Erkenntnis für all die Marketing-Meister der hiesigen Liga.
Auf der Flucht vorm Mittelstand
Und so hakten sie bei Eintracht Frankfurt die neuerliche Abreibung im Münchner Norden binnen eines Achselzuckens ab. Nicht zurück, lieber nach vorne schauen, so das Credo. Blöd nur, dass am Samstag die nächste Übermacht wartet, Bayer Leverkusen, zwar nur Zweiter der Tabelle, dennoch gefühlt aktuell das Beste, was Fußball-Deutschland zu bieten hat. Die Eintracht wird ihre Zaghaftigkeit gegen die Großen ablegen müssen, oder aber sie wird erneut verlieren. Vor eigenen Fans immerhin hat sie mehrfach bewiesen, dass ihr das gelingen kann.
Selbst wenn nicht, selbst wenn die zweite Niederlage am Stück folgen sollte, wäre das per se kein Beinbruch. Zumindest dann nicht, wenn die Partie mit deutlich mehr Überzeugung ausgetragen wird als jene in München, wenn die Überzeugung das ist, was hinterher bleibt. Darum geht es, nicht nur gegen Bayer, auch anschließend im mutmaßlich engen Europa-League-Achtelfinale gegen Ajax Amsterdam. Die Überzeugung, die positive Gesamtentwicklung weiter fortsetzen zu können, nicht zu verharren im gehobenen Mittelmaß, sondern diesem endgültig zu enteilen.

Konkurrenz kickt konstant unkonstant
Mit Blick auf die Bundesliga profitieren die Frankfurter, die in der Rückrunde bisher vier Zähler weniger als zum identischen Zeitpunkt der Hinserie geholt haben, bisher von konstant unkonstanter Konkurrenz. Am vergangenen Spieltag etwa patzten Stuttgart und Leipzig, auch Wolfsburg und Gladbach. Und da Dortmund diesmal deutlich gewann, scheint auch dort - die Erfahrung lehrt's - der nächste Ausrutscher nicht weit. Insofern wird die Eintracht auch heute in einer Woche auf jeden Fall auf einem Champions-League-Platz liegen.
Doch wie kann das am 34. Spieltag noch der Fall sein? Die Antwort, Sie ahnen es: mit Überzeugung. Die Eintracht wird, was ihr mit Ausnahme der Remis-Serie im Januar gut gelang in dieser Saison, weiterhin die Duelle gegen Mittelfeldteams und Abstiegskandidaten für sich entscheiden müssen. Die Alltagsduelle, die schmucklosen Spiele. Schon im Amsterdam-Sandwich versteckt sich so ein Gegner, Union Berlin. Danach folgen Paarungen gegen Bochum, Bremen, Heidenheim, Augsburg, zwischendrin mal gegen Stuttgart. Alles in allem liegen hier die Big Points herum, deutlich mehr als gegen Bayern oder Bayer.
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Wahi bald ein Startelf-Kandidat!?
Es geht deshalb in naher Zukunft auch darum, das eigene Leistungsniveau wieder zu heben, denn so wirklich pralle war das in den vergangenen drei, vier Wochen nicht. Zum einen kann das über eine Steigerung des Kollektivs gelingen, zum anderen aber auch über Formverbesserungen von Einzelkönnern.
Einer mit großem Potenzial ist Hugo Ekitiké. In München fiel er früh im Spiel auf mit einem Schuss und danach vor allem ab. Es scheint ganz so, als seien bayerische Abwehrkanten für den Franzosen (noch) eine Nummer zu groß, gehobenes Bundesliga-Niveau aber lässt sich eben auch gegen andere Teams unterstreichen. Soll es was werden mit dem Königsklassen-Traum, wird einer wie er verlässlich liefern müssen, keine Frage.
Auch naht die Zeit, in der Elye Wahi und/oder Michy Batshuayi ihre Klasse zeigen sollten. Bisher ist der Input der beiden Winterzugänge überschaubar, bisher aber werden sie von Trainer Dino Toppmöller auch nur dosiert eingesetzt. Sie sollen mit Plan herangeführt werden, heißt es. Bald sollte der Plan aber auch mal 90 Minuten vorsehen, gerade bei Wahi, der in Ansätzen schon gezeigt hat, was er kann. Batshuayi traf in einem belanglosen Testkick gegen Viertligist Steinbach Haiger immerhin doppelt.

Aus Leverkusen-Partie ein Topspiel machen
Jedenfalls: Ungewöhnliche Aufstellungs-Ideen wie in München, mit Ansgar Knauff auf links und Jean-Matteo Bahoya auf rechts, sollten ungewöhnlich bleiben, also nicht wiederholt werden. Trotz aktueller Abwehrsorgen (Tuta gesperrt, Robin Koch noch nicht ganz fit) steht Toppmöller ein große Auswahl an Profis zur Verfügung, die theoretisch dazu in der Lage sind, einen Champions-League-Rang zu halten. Seit dem neunten Spieltag gelingt das dem Team nun schon.
Praktisch aber braucht es auch ein entsprechendes Mindset, die pure Überzeugung. Eine Begegnung wie gegen Bayer Leverkusen scheint prädestiniert dafür, sich damit nachhaltig zu versorgen. Dann nämlich wenn diesmal nicht nur Topspiel draufsteht, sondern auch Topspiel drinsteckt.