Kane droht Ausfall Eintracht wittert Chance gegen angeknackste Bayern

Pünktlich zum Duell mit Eintracht Frankfurt sucht der FC Bayern seine Form und bangt um Torjäger Harry Kane. Der Rekordmeister ist angeschlagen und schlagbar, die Hessen planen den Sturm auf München.

Harry Kane im duell mit Ellyes Skhiri
Harry Kane (re.) droht gegen Eintracht Frankfurt auszufallen. Bild © Imago Images

An der Laune von Abwehrrecke Arthur Theate war am Mittwoch nicht unbedingt abzulesen, dass Eintracht Frankfurt derzeit auf Platz drei der Bundesliga-Tabelle steht und beste Chancen auf die Champions League hat. Der Belgier, der auch im Training ganz offensichtlich nur sehr ungerne verliert, ärgerte sich während eines Spiels gleich mehrfach lautstark über sich und seine Nebenleute, ehe er aus Frust gleich zwei Bälle in hohem Bogen über den Zaun drosch. Da war einer angefressen.

Was für den langjährigen Zeugwart Igor Simonov eine schlechte, weil zusätzliche Arbeit bringende Nachricht war, bedeutet für die Hessen nur Gutes. Denn trotz des weiter anhaltenden sportlichen Höhenflugs war von Schlendrian in der Trainingseinheit am Mittwoch wirklich rein gar nichts zu sehen.

Theate, der sich irgendwann auch wieder beruhigte, und der Rest der Mannschaft sprühten bei sonnigem, aber eiskaltem Winterwetter vor Tatendrang. Trainer Dino Toppmöller und der Rest des Trainerteams taten mit lautstarken Ansagen und regelmäßigem Eingreifen ihr Übriges. Die Eintracht ist vor dem Topspiel am Sonntag (17.30 Uhr) beim FC Bayern heiß. Das war deutlich zu spüren. Und das ist gut so.

Die Bayern sind schlagbar

Denn: Die Chancen auf einen Auswärtserfolg beim Rekordmeister waren für die Hessen wohl selten größer. Die Münchner befinden sich – für Münchner Verhältnisse – in einer veritablen Formkrise und bangen zudem um Lebensversicherung Harry Kane. Der englische Superstar, der in dieser Saison in 31 Pflichtspielen an 39 Treffern beteiligt war, wurde beim erneut schwachen 1:1 gegen Celtic Glasgow am Dienstagabend wegen Wadenproblemen vorzeitig ausgewechselt, wegen einer Einblutung muss er vorerst eine Trainingspause einlegen. "Ich bin mir nicht sicher, ob ich am Sonntag gegen Frankfurt dabei sein kann", sagte er bereits am Vortag.

Nun wäre es zwar vermessen zu sagen, dass die Bayern ohne Kane nicht mehr torgefährlich sind. Da es im teuren Münchner Kader aber keinen weiteren gelernten Mittelstürmer gibt, wäre der Ausfall des 31-Jährigen definitiv ein herber Rückschlag. Sollte Kane gegen die Eintracht nicht zur Verfügung stehen, sei das schon "ein bisschen schade", betonte Bayerns Trainer Vincent Kompany zurückhaltend. Leise Töne aus München, auch das ein Zeichen.

Eintracht kann den Bayern wehtun

Neben der wohl wichtigsten Wade des Freistaats ist aus hessischer Sicht aber ohnehin entscheidender, dass der Rekordmeister derzeit alles andere als sattelfest ist. Die Unterlegenheit beim torlosen Topspiel in Leverkusen in der vergangenen Woche war fast schon historisch und kratzte am bayrischen Selbstverständnis. Dass der Traum von der Teilnahme am Champions-League-Finale dahoam am Dienstagabend nicht schon gegen Celtic platzte, lag am Ende nur am nicht kleinzukriegenden Bayern-Dusel und einem Treffer von Alphonso Davies in der Nachspielzeit.

Die Bayern, das zeigten nach dem wilden 3:3 im Hinspiel in Frankfurt auch zahlreiche Auftritte in der Champions League (0:1 bei Aston Villa, 0:3 in Rotterdam, 1:4 in Barcelona, 1:1 gegen Celtic) und selbst der 4:3-Sieg gegen Holstein Kiel, ist in der Defensive verwundbar und extrem fehleranfällig. Coach Kompany hat sein Harakiri-Pressing aus der Hinrunde zwar etwas entschärft, die Anfälligkeit gegen Tempogegenstöße ist aber geblieben. Sobald die Gegner Tempo ins Spiel bringen, tut sich der FC Bayern schwer und gerät ins Schlingern. Eine große Chance für die Eintracht.

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Im Hintergrund sieht man ein Fussballstadion, davor links das Logo von Eintracht Frankfurt und rechts das Logo vom FC Bayern München
Bild © hr
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Uzun droht die Bank

Ohne Omar Marmoush, der die bayrische Defensive im Oktober im Alleingang sprengte, fehlt dem Team von Trainer Dino Toppmöller zwar der beste Mann für Umschaltsituationen. Ausreichend Spieler mit hoher Endgeschwindigkeit gibt es im Frankfurter Kader aber weiterhin. "Wir haben in der Hinrunde gezeigt, dass wir Waffen haben, um ihnen weh zu tun", hatte Trainer Toppmöller bereits nach dem Erfolg gegen Kiel betont und damit zumindest zwischen den Zeilen eine Kampfansage formuliert. Die Eintracht, das steht fest, wittert ihre Chance.

Rein personell, das deutet sich zumindest an, könnte es deshalb zu einem echten Härtefall kommen. Neuzugang Elye Wahi, der aufgrund seiner Explosivität für genau diese Art von Spielen verpflichtet wurde, drängte sich bislang zwar weder bei seinen Kurzeinsätzen noch am Mittwoch im Training auf. Dass der junge Franzose am Sonntag in München erstmals in der Startelf steht, ist dennoch nicht abwegig. Youngster Can Uzun, der zwar gut spielte und ein Tor erzielte, seine Stärken aber eher gegen tiefstehende Gegner hat, müsste dann wieder auf die Bank. So ist das Geschäft. Als weitere Option für mehr Tempo stünde zudem Ansgar Knauff bereit.

Chandler erzielt das Tor des Tages

Im Training am Mittwoch, in dem Neuzugang Wahi immerhin einen Treffer erzielte und im Gegensatz zum weitgehend unsichtbaren Michy Batshuayi einen zumindest bemühten Eindruck hinterließ, wurde schnell klar, auf was es den Hessen in München ankommt. Trainer Toppmöller ließ immer wieder Pressing-Situationen trainieren und peitschte die jeweils Druck ausübende Mannschaft dabei lautstark an. Früh draufgehen, der gegnerischen Defensive keine Luft zum Atmen lassen, dann schnell umschalten.

Dass die Bayern genau mit diesen Situationen Problemen haben, ist bekannt. Einschränkend sei hinzugefügt: Die für gewöhnlich sehr dominant auftretenden Bayern in genau diese Situationen zu kriegen, ist es allerdings auch.

Die Eintracht ist deshalb gut beraten – anders als im Hinspiel – etwas offensiver zu agieren und die mögliche Verunsicherung der Hausherren auszunutzen. Frankfurt muss mutig sein und etwas riskieren. Wie das geht, zeigte am Mittwoch übrigens Timothy Chandler am eindrucksvollsten. Die lebende Frankfurter Legende schnappte sich im Abschlussspiel den Ball knapp 30 Meter vor dem Tor und pfefferte ihn ansatzlos in den Winkel. "Ich hoffe, ihr habt das auf Kameras", rief er lachend in Richtung der anwesenden Journalisten. Ein bisschen gute Laune gab es also auch noch.

Redaktion: Mark Weidenfeller

Sendung: hr-fernsehen, hessenschau Sport,

Quelle: hessenschau.de