Die Eintracht hat geliefert
Zum Abschluss ihres Nordamerika-Trainingslagers macht die Eintracht aktuell nochmal ordentlich Promo in New York City. Hinter der Mannschaft liegt eine anstrengende Zeit mit vielen Flügen und verschiedenen Zeitzonen. Muss das sein? Ein Kommentar.
Man kann den Trip der Eintracht durch Nordamerika natürlich kritisieren. Man kann es eigenartig finden, dass der Bundesligist ausgerechnet in der sensiblen Saisonvorbereitung seine wichtigsten Angestellten durch die Welt fliegen lässt und sie durch Jetlag und Zeitzonen jagt, wo doch sonst immer alles bis ins kleinste Detail perfekt sein muss. Man kann den Kommerz, der hinter der Aktion steckt, per se ablehnen oder den CO2-Fußabdruck der Reise beanstanden. Das alles ist legitim und verständlich. Österreich hätte es ja schließlich auch getan.
Fußmarsch über die Grenze nach Mexiko
Doch bei genauem Hinsehen gibt es durchaus Punkte, die dafür sprechen, dass die Eintracht zwei Wochen lang zwischen Kentucky, Mexiko und New York umhergewirbelt ist. Der sportliche Aspekt hat nur bedingt gelitten, die Einheiten waren intensiv, die Bedingungen mit kurzen Wegen vom Hotel zum Trainingsplatz optimal. Klar, ohne die vielen Flugstunden hätte Trainer Dino Toppmöller seine Jungs sicher noch ein paar Mal mehr übers Feld gescheucht. Aber das war eingepreist.
Vielmehr scheint die Mannschaft die teilweise strapaziösen Bedingungen sogar ins Positive gewandelt zu haben. Erinnert sei nur an das erste Testspiel in Juarez, als die gesamte Truppe mit den Pässen in der Hand die Grenze nach Mexiko per Fußmarsch überqueren musste. Seite an Seite in die angeblich gefährlichste Stadt der Welt – darüber werde man noch lange reden, hat etwa Torwart Kevin Trapp im hr-Interview gesagt. Im Grunde war der Trip durch Nordamerika irgendwo auch eine Art Teambuilding, wahrscheinlich sozial nachhaltiger als jede Kanutour.
DFL zahlt gutes Geld für die Promotion
Und dann sind da ja noch die Marketing-Aspekte, nur deshalb ist man schließlich über den großen Teich geflogen. Von der Deutschen Fußball-Liga erhält die Eintracht für ihr Trainingslager einen Sockelbetrag von 300.000 Euro, der abhängig von den Aktivitäten vor Ort noch auf 450.000 Euro steigen kann. Die DFL hat sich Nordamerika, Gastgeber der nächsten WM, als Zielmarkt ausgeguckt – und die Eintracht hat geliefert. Die Destinationen Louisville in Kentucky und Juarez in Mexiko waren mit Bedacht gewählt. In beide Regionen sind europäische Topklubs noch nicht wirklich vorgedrungen, sie sind so etwas wie "blinde Flecken" gewesen. Der letzte Klub aus Europa spielte in Juarez vor 40 Jahren.
Entsprechend herzlich wurde die Eintracht empfangen, von den Verantwortlichen der Vereine und der Städte, von einer Mariachi-Band, die "Im Herzen von Europa" trällerte und natürlich von den Fans. Nicht alle vor Ort konnten mit der Eintracht etwas anfangen, aber doch mehr als man erwarten würde. Vor allem Mario Götze zog. In Mexiko belagerten Fans den Mannschaftsbus bei der Ankunft, in Louisville standen sie im strömenden Regen vor der Kabine.
Wie gesagt: Man kann das alles kritisieren. Man muss es aber nicht.