Krösche und Hellmann auf der Bremse Eintracht-Bosse bekämpfen zu große Euphorie

Markus Krösche und Axel Hellmann nutzen die Winterpause, um die Spannung rund um Eintracht Frankfurt hochzuhalten. Eine Zielsetzung gibt es nicht, klare Forderungen schon. Die gedämpften Erwartungen sind aber auch Selbstzweck.

Markus Krösche von Eintracht Frankfurt
Markus Krösche schraubt die Erwartungen zurück. Bild © Imago Images
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hessenschau vom 28.12.2023
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Kurz vor Weihnachten war die Welt bei Eintracht Frankfurt endlich wieder komplett in Ordnung. Zwei Tore in der Nachspielzeit beim 2:1-Heimsieg gegen Borussia Mönchengladbach, ein vor Freude explodierendes Stadion und Tabellenplatz sechs. Das hessische Fußballherz schwappte über vor Emotionen, die ohnehin oft etwas zu dicke Frankfurter Hose drohte zu platzen. Was soll erst passieren, wenn im Winter noch ein echter Stürmer kommt? Wir Eintracht, ihr nix.

Genau dieses Hochgefühl bremsten die Eintracht-Bosse Markus Krösche und Axel Hellmann in zwei kurz hintereinander veröffentlichten Interviews zwischen den Jahren jedoch vehement ein. Sportvorstand Krösche monierte bei der Frankfurter Rundschau vor allem die zu großen Leistungsschwankungen und nahm das Team in die Pflicht. "Wir sind noch nicht stabil genug. Wir müssen Stabilität und Konstanz in unser Spiel bekommen. Hellmann sprach bei Eintracht-TV von einem "sportlich ausbaufähigen" Jahr. Klare Botschaft von beiden: So toll ist das alles doch noch nicht.

Krösche: Europa ist kein Muss

Krösche, der noch im Sommer-Trainingslager in Windischgarsten die erneute Teilnahme an einem europäischen Wettbewerb gefordert hatte und davon auch nach dem Abgang von Randal Kolo Muani erst einmal nicht abgerückt war, ruderte sogar bei den Ambitionen zurück. "Es ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, eine konkrete Zielsetzung auszugeben – das war letztes Jahr anders, da hatten wir eine eingespielte, erfahrene Mannschaft. Das ist jetzt nicht so", stellte er klar. Es wäre schön, wenn die Eintracht ihren aktuellen Platz verteidigen würde. Eine Pflicht ist das aber nicht mehr.

Doch bedeuten diese neuen Töne auch eine neue Bescheidenheit? Eher nein. Krösche und Hellmann, so macht es den Anschein, nutzen vielmehr die etwas ruhigere Zeit vor dem Jahreswechsel, um noch einmal alle Sinne zu schärfen. Zum einen soll das zum Übermut neigenden Fans wieder eingefangen und die Erwartungen an das Team etwas runtergeschraubt werden. Zum anderen soll sich die Mannschaft, die den großen Umbruch sehr gut weggesteckt und sich enorm entwickelt hat, nicht auf dem Erreichten ausruhen.

Eintracht vor kompliziertem Januar

Krösche und Hellmann wissen genau, dass sehr komplizierte Wochen vor der Eintracht liegen und rufen genau das zwischen den Zeilen noch einmal ins Gedächtnis. Im Januar, wenn womöglich noch nicht alle Transfers perfekt sind und mit Ellyes Skhiri, Omar Marmoush und Farès Chaibi drei Stützen beim Africa-Cup weilen, droht ein personeller Engpass und damit ein böses Erwachen. "Mit Platz sechs und 24 Punkten bin ich zufrieden, das ist aber nur eine schöne Momentaufnahme. Mehr nicht", so Krösche. Damit hat er Recht.

Gleichzeitig ist den beiden Verantwortlichen auf der Frankfurter Kommandobrücke auch bewusst, dass die von Krösche monierten Schwankungen nicht von heute auf morgen aufhören werden. Die Eintracht, die in der Hinrunde nach dem VfB Stuttgart das jüngste Team der Liga stellte, befindet sich nach wie vor in einer Übergangsphase. Spiele wie gegen Borussia Dortmund oder den FC Bayern zeigten das Potenzial, unerklärliche und schwache Auftritte wie in Saarbrücken, gegen PAOK oder in Augsburg aber auch die Gefahr.

"Es wird immer Höhen und Tiefen und Rückschläge geben, die jungen Spieler werden auch mal Dellen bekommen", warnte Krösche. Es kann also nach oben und unten alles passieren.

Transfers eher perspektivisch

Krösche und Hellmann nehmen Druck raus und appellieren gleichzeitig an die Spieler, an ihren Schwächen zu arbeiten. Ob beide am Ende wirklich mit einem Platz jenseits des ersten Bundesliga-Drittels zufrieden wären, sei dahingestellt. Klar ist aber auch, dass auch Kaderplaner Krösche, der bei Transfers immer eher auf die Perspektive schaut, selbst von einer moderateren Erwartungshaltung profitieren wird.

Im Winter sollen und werden zwar definitiv bis zu vier Neuzugänge kommen. Dass alle direkt eine Verstärkung sein werden, ist aber nicht zwingend gesagt. Spieler wie Rafiu Durosinmi, der kurz vor seiner Unterschrift in Frankfurt stehen soll, haben Potenzial, sind aber definitiv keine garantierte Soforthilfe. Die Eintracht muss die richtige Balance zwischen einer guten Rückrunde und einer bestmöglichen Entwicklung mit Blick auf die kommende Saison finden. Im ganzen Freudentaumel im Umfeld keine leichte Aufgabe.

Quelle: hessenschau.de/Mark Weidenfeller