Eintracht-Kulttrainer feiert Geburtstag "Stepi" wird 75: Lebbe geht weider

Er ist Kult. Und bundesweit wohl einer der bekanntesten Figuren rund um Eintracht Frankfurt. Und das obwohl er für eine der schwärzesten Stunde der Hessen steht. Der gutgelaunte Dragoslav Stepanović, den alle nur Stepi nennen, feiert seinen 75. Geburtstag.

Stepanovic winkt.
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Dragoslav "Stepi" Stepanović ist überzeugt, noch zu erleben, was er als Trainer denkbar knapp verfehlt hat: Dass seine Eintracht den Titel holt. "Irgendwann wird Frankfurt Meister, wenn ich noch auf Erden bin", sagte der frühere Spieler und Trainer der Hessen. Am heutigen Mittwoch feiert Stepi erstmal seinen 75. Geburtstag. Und wirkt doch noch so jung. Egal, wo Stepanović auftaucht, er verbreitet gute Laune. Durch sein schelmisches Grinsen. Und natürlich seinen Lebensspruch in hessischer Mundart: Lebbe geht weider.

Dieser Spruch entstand in der schwärzesten Stunde. Vor gut 31 Jahre hatte Stepi als Eintracht-Coach am letzten Spieltag den Meistertitel durch eine 1:2-Niederlage bei Hansa Rostock verspielt. Stolze 19 Bundesligaspiele lang waren die Frankfurter mit Stars wie Anthony Yeboah, Uwe Bein und Andreas Möller davor Tabellenführer gewesen. Doch nach der bitteren Niederlage in Rostock schuf Stepanović mit den Worten "Lebbe geht weider" einen Spruch für die Ewigkeit.

Einen Spruch, den nicht nur Fußballfans in ganz Deutschland heute immer noch kennen. "Dieser Spruch verfolgt mich seitdem, sodass ich daran denke, meinen Namen zu ändern", scherzt der gebürtige Serbe. Der Spruch ist zu seinem Werbeslogan in eigener Sache geworden, den er auf Corona-Masken drucken ließ, gewinnbringend für ein Gin-Label oder für eine Videobotschaft der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau zu Ostern nutzte, um Menschen Hoffnung zu geben.

Stepi: vom Weltklasse-Verteidiger zum Fast-Meister-Trainer

Stepanovic gehörte in den späten 1960er und frühen 1970er Jahren zu den weltbesten Außenverteidigern. Er wurde 34 Mal in die Nationalmannschaft Jugoslawiens und 1976 in die Weltauswahl berufen. OFK Belgrad und Roter Stern Belgrad waren seine ersten Clubs, bevor er nach Deutschland kam und von 1976 bis 1978 bei Eintracht Frankfurt spielte. Eigentlich wollte Stepi nicht lange bleiben. Eigentlich.

Dragoslav Stepanovic 1977 im Eintracht-Trikot
Dragoslav Stepanovic 1977 im Eintracht-Trikot Bild © Imago Images

"Ich bin gekommen, um ein Auto zu verdienen und wieder nach Hause zu fahren, aus zwei Jahren sind 40 geworden. Ich komme aus einem kleinen Dorf bei Belgrad. Ich habe nie gedacht, dass ich so weit komme." Doch auch wenn Stepi immer so locker rüberkommt, die Tugenden (nicht nur im Fußball) waren ihm immer wichtig: "Mein Sternzeichen ist Jungfrau, das heißt: Ich bin nie zu spät zum Training gekommen und habe immer von der ersten bis zur letzten Minute gearbeitet."

Nach dem Ende seiner aktiven Karriere war er erst Kneipenwirt in Frankfurt, dann Trainer beim FV Progres Frankfurt und FSV Frankfurt. Mit Rot-Weiss Frankfurt und seinem damaligen Spieler Jürgen Klopp verfehlte Stepi in der Saison 1989/90 den Aufstieg in die 2. Liga. Überraschend holte ihn im April 1991 sein Ex-Mitspieler Bernd Hölzenbein zu Eintracht Frankfurt, wo er mit seinen langen Haaren, Schnauzbart, karierten Sakkos und Zigarillo im Mund zur Kultfigur wurde. Nach dem Motto "Stepi macht happy."

Rückkehr zur Eintracht brachte kein Glück

Nach dem verpassten Titelgewinn mit der Eintracht 1992 schwand seine Autorität und in der folgenden Saison erklärte er nach dem Halbfinal-Aus im DFB-Pokal gegen Bayer Leverkusen live im TV den Rücktritt ("Das war's"). Er wechselte in der laufenden Saison zur Werkself - mit kurioser Folge: Er betreute sie im Finale und gewann den DFB-Pokal. 1996 holte ihn die Eintracht noch einmal zurück, damit er sie vor dem Abstieg aus der Bundesliga bewahren sollte - vergeblich.

"Ich hatte gedacht, den Saft und die Kraft zu haben, es zu verhindern, aber ich bin zu spät gekommen", sagte Stepanović. "Abstieg ist scheiße, bis es nicht mehr geht." Insgesamt trainierte er fast 20 Vereine - darunter Athletic Bilbao oder Shenyang Jinde in China oder Zamalek Kairo in Ägypten. Meist nur mit kurzer Verweildauer. Seine große Liebe blieb aber der Klub vom Main. "Eintracht Frankfurt ist ein Teil meines Lebens. Einmal Eintracht immer Eintracht." 

Stepi traut der aktuellen Eintracht großes zu

Bis heute ist Stepi bei den Heimspielen dabei und als Markenbotschafter für den Club engagiert. "Überall, wo er auftaucht gehen die Türen und Herzen auf, weil er sich eine Nahbarkeit bewahrt, einen Umgang, der keine Grenzen kennt", erklärte Eintracht-Vorstandssprecher Axel Hellmann. Stepi habe eine Note der Lässigkeit in den Verein gebracht, eine augenzwinkernde Eleganz, die den Club geprägt habe.

Stepi traut seinem Lieblingsverein nach dem DFB-Pokalerfolg 2018 und dem Europa-League-Sieg 2022 noch mehr zu. "Jetzt ist Frankfurt ein richtiger Verein, der zu Bayern München und Borussia Dortmund aufschließen kann." Sein Herzenswunsch ist aber immer noch ein anderer. "Ich möchte gerne Trainer der serbischen Nationalmannschaft werden", bekräftigte er. "Das ist das Letzte, was ich nicht gemacht habe. Lebbe geht weider - ich habe immer Hoffnung." 

Seinen 75. Geburtstag feiert Stepi mit Ehefrau Jelena im kleinen Familienkreis. Gesundheitlich fühle er sich fit. Vor sechs Jahren habe er neue Knie bekommen, "jetzt läuft es wunderbar. Die Medizin kann einem helfen, dass man den letzten Teil des Lebens langsam aber schön verbringen kann."

Quelle: hessenschau.de/dpa, SID, Carsten Schellhorn