Beuth wünscht sich Pfeifkonzert bei Fan-Krawallen
Innenminister Beuth fordert eine klare Kante gegen gewalttätige Fans und reagiert damit auf die Krawalle von Fans von Eintracht Frankfurt. Sein Vorschlag hat aber mehrere Haken.
Hessens scheidender Innenminister Peter Beuth (CDU) dringt auf mehr Massenproteste der Zuschauer von Bundesliga-Fußballspielen gegen gewalttätige Fans. Er wünsche sich, dass bei Exzessen "der Rest des Stadions aufsteht" und die Gewalttäter "mal gellend auspfeift", sagte der Minister am Dienstag im Innenausschuss des Landtags in Wiesbaden. Nötig sei hier eine klare Haltung.
Grund für Beuths Vorstoß sind vor allem die Krawalle am Rande des Spiels zwischen Eintracht Frankfurt und dem VfB Stuttgart (1:2) mit mehr als 200 Verletzten, mit denen sich der Innenausschuss noch immer beschäftigt.
Proteste gegen Gewalt? Gibt's schon
Der Haken an Beuths Wunsch: Da sich die Auseinandersetzung zwischen Fans der Eintracht und der Frankfurter Polizei ausnahmslos vor dem Stadion abspielten und die meisten Zuschauer und Zuschauerinnen zu diesem Zeitpunkt schon im Inneren der Arena waren, bekam ein Großteil die Krawalle überhaupt nicht mit. Statt eines kollektiven Protests kam es in den Anfangsminuten der Partie so eher zu kollektivem Rästelraten. Die Kurve leerte sich, mehr gab es nicht zu sehen.
Hinzukommt, dass es selbst in Frankfurt schon lautstarke Unmutsäußerungen zu unterschiedlichen Fehlverhalten in der Kurve gab. Dabei stand zwar sicher nicht das gesamte Stadion auf. Dass die organisierten Eintracht-Fans sich ohne Widerstand danebenbenehmen dürfen, stimmt aber auch nicht. Selbst Pyro-Vergehen werden immer wieder mit (einzelnen) Pfiffen bedacht.
Beuth kritisiert Fans
"Ich bin selbst leidenschaftlicher Fußballfan. Ich kann Emotionen vollkommen nachvollziehen. Aber sie dürfen den entsprechenden Rahmen nicht verlassen", mahnte Beuth, der auch Sportminister ist. Er ärgere sich, wenn an Samstagen bestimmte Fans Polizisten provozierten mit Sprüchen wie "All cops are bastards" (Alle Polizisten sind Bastarde) und mit "Bullengesängen".
Bei dem Spiel zwischen der Eintracht und dem VfB Stuttgart seien unter anderem Absperrgitter, Sanitärtechnik, Türen, ein Grill und Flaschen auf Polizeibeamte geworfen worden.
Beuth sprach von 57 verletzten Polizisten und 16 verletzten Ordnern bei dieser Partie, die Polizei wollte bis zuletzt 59 verletzte Order gezählt haben. Nach ersten Schätzungen hätten sich 300 bis 400 Personen an den Ausschreitungen beteiligt. 19 Ermittlungsverfahren seien bislang eingeleitet worden – etwa wegen Landfriedensbruchs, Körperverletzung und Widerstandsdelikten.
Fans kritisieren Polizei
Zur ganzen Wahrheit gehört nach wie vor aber auch dazu, dass die Härte des Polizei-Einsatzes von Fanvertretern weiterhin stark kritisiert wird. Die Fanhilfe "13. Mann" hatte erst am vergangenen Freitag ein Zwischenfazit gezogen und nach Schilderungen von mehr als 100 Fans von einem "gewalttätigen Polizeieinsatz" gesprochen.
Ob Beuths Vorschlag einer massenhaften Unmutsäußerung im Stadion zu einem Umdenken bei den gewaltbereiten Fans führen wird, sollte zudem stark bezweifelt werden. Die Meinung anderer, das war in der Vergangenheit schon oft der Fall, ist der Kurve meist ziemlich egal.
Sendung, hr-iNFO, Nachrichten, 12.12.23, 19 Uhr
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30 Kommentare
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Deeskalation, eine Verbindung aufbauen ist ein wichtiger Schritt und Bestandteil von friedlichen Einsätzen zwischen Versammlungs- und Fußballteilnehmern und der Polizei. Pfiffe gegenüber Gewalt ist keine Lösung, aber einen Schritt weiter Richtung friedlichen Protest.
Die Problematik liegt bei Fußballspielen in erster Linie am Alkohol, an den nicht kontrollierbaren Gedanken im Nervensystem und an der Liebe des Fußballs. Gefühle übertönen die Handlungen, wodurch es letztlich bei Gewalt endet. Die Gewalt darf in solchen Fällen nicht von beiden Seiten kommen. Massives einschreiten, statt eigene Erfahrungen und Maßnahmen treffen, wie Täter festnehmen und raus; dafür ist die Polizei trainiert.
Ein weiteres Problem ist und war die Falschaussage der Polizei Frankfurt, durch die Öffentlichkeitsarbeit / das Presseteam. Manchmal ist schweigen Goldwert, die Aussagen auf Twitter führen in der Gesellschaft noch mehr zu Wut, wenn eigene staatliche Behörden mit Sicherheitsaufgaben lügen. -
Die Krawallmacher gehören schon gar nicht ins Stadion. Auch Feuerwerk etc. hat nichts im Stadion zu suchen. Mutwillige Gewalt gegen Polizei, Ordner, Hilfskräfte oder irgendjemand anderen gehen überhaupt nicht. Gehe ins Stadion, um Fußball anzuschauen und Spaß zu haben. Sind ja auch Familien mit Kindern im Stadion oder Menschen mit Behinderung, denen das gleich noch viel mehr bedeutet. Will mich im Stadion sicher fühlen und Freude am Sport haben.
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Pfeifkonzerte werden keine Lösung sein. Das Verhalten bestimmter Fans wie auch das Verhalten der Polizei muss sich ändern.
Das ist ein langer Weg, der nur gemeinsam gegangen werden kann.