Vorfall im März 2023 Krawalle in Neapel: 89 Eintracht-Fans drohen Stadionverbote
Im März 2023 hatte es vor dem Champions-League-Spiel von Eintracht Frankfurt in Neapel schwere Fan-Krawalle gegeben. Nun drohen 89 Eintracht-Fans Stadionverbote. Doch das letzte Wort ist noch nicht gesprochen.
Es waren Szenen fast wie in einem Bürgerkrieg. Vor dem Champions-League-Spiel von Eintracht Frankfurt beim SSC Neapel am 15. März 2023 eskalierte die Gewalt. Rivalisierende Fangruppen hatten sich heftige und stundenlange Straßenschlachten geliefert, untereinander und mit der Polizei. Jetzt, ein knappes Jahr danach, gibt es die Quittung für die Krawalle. 89 Eintracht-Fans drohen nach Informationen des hr-sport teilweise lange Stadionverbote.
Die ersten Verbote flatterten Eintracht-Fans bereits ins Haus, auch wenn der Deutsche Fußball-Bund (DFB) davon spricht, dass offiziell noch keine Strafen ausgesprochen worden sind. "Aufgrund des noch laufenden Verfahrens wollen wir uns aktuell nicht dazu äußern", sagte zudem der im Eintracht-Vorstand zuständige Philipp Reschke auf Anfrage. Doch dem hr-sport liegen eindeutige Informationen vor.
DFB schickt gleichlautende Schreiben an 89 Eintracht-Fans
Bei den betroffenen Fans sorgte für großes Erstaunen, dass die ersten Schreiben, die der DFB den 89 Eintracht-Fans Ende Dezember zugesandt hatte, allesamt den gleichen Inhalt hatten. Einziger individueller Vorwurf war die vermeintliche Festnahme der Angeschriebenen in Neapel, was in den allermeisten Fällen jedoch nicht der Wahrheit entsprach. Dass der DFB für die Krawalle beim Champions-League-Spiel der Eintracht in Italien zuständig ist, entspricht übrigens der gängigen Praxis.
Im Fall der Fan-Krawalle von Neapel wandten sich die italienischen Behörden im Nachgang in Deutschland an die 1992 dafür geschaffene Zentrale Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS). Die italienische Polizei lieferte Namen von Frankfurter Fans, die im März 2023 auf der Rückreise von Neapel in Rom oder Salerno in großen Gruppen kontrolliert worden waren. Was bei der Eintracht jedoch für Verwunderung sorgte, ist die Tatsache, dass bei den 89 Fans eine ganz unterschiedliche Klientel betroffen ist.
Von bereits früher auffällig gewordenen Hooligans oder Ultras bis hin zu normalen Mitgliedern von Eintracht-Fanclubs, die zwar in Neapel vor Ort waren, jedoch nicht an den Krawallen beteiligt gewesen sein sollen. Die Namen der 89 Eintracht-Fans teilte die ZIS dem DFB mit, dieser verschickte nun die Stadionverbots-Schreiben. Dass die Informationen von den italienischen Behörden über die ZIS zum Deutschen Fußball-Bund kamen, bestätigte dem hr-sport auch der DFB.
Anhörungs-Marathon bei der Eintracht
Doch das letzte Wort ist bei den Stadionverboten noch nicht gesprochen. Die ersten Verbote wurden bereits zugestellt, die meisten Fälle sind aber noch anhängig. Die Verfahrensordnung des DFB sieht die Möglichkeit vor, dass die Anhörung der betroffenen Fans auch vom sogenannten Bezugsverein, in diesem Fall der Eintracht, durchgeführt werden. Dieser Weg wurde nun gewählt. Die überwältigende Mehrheit der betroffenen Fans soll dieser Anhörung zugestimmt haben.
Nach hr-Informationen sollen die Gespräche in den kommenden Tagen durchgeführt werden, hochrangig besetzt durch ein Vorstandsmitglied. Dabei soll jeder der betroffenen Fans einzeln angehört werden, ein echter Anhörungs-Marathon also. Die Ergebnisse der Anhörungen gehen dann wieder zum DFB, der schließlich allein über die Stadionverbote entscheidet. Dem Vernehmen nach soll der Druck der Landes-Innenminister jedoch allgemein groß sein, dass der Verband in Sachen Fangewalt durchgreift.
Sendung: hr1, 08.02.2024, 15.40 Uhr
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