Nach Pokal-Blamage Toppmöller-Statement erhitzt die Gemüter
Nach dem Pokalaus von Eintracht Frankfurt nimmt Trainer Dino Toppmöller seine Mannschaft in Schutz und wird dafür heftig kritisiert. Die Aussagen sind derzeit nicht die einzigen Fehler des Coaches.
Die Blamage bei einem Drittligisten, die Niederlagenserie, ja selbst die Rote Karte eines Debütanten - nach dem 0:2 der Eintracht in Saarbrücken gab es reichlich Diskussionsstoff. Doch im Nachgang erzürnen viele Fans von Eintracht Frankfurt besonders die Aussagen von Trainer Dino Toppmöller am ARD-Mikro. "Ich mache den Jungs keinen Vorwurf. Sie haben es versucht, sie haben dagegengehalten, mit den Mitteln, die wir haben, aber am Ende hat es nicht gereicht", hatte er da gesagt.
Dass sich ein Trainer vor seine Mannschaft stellt, ist kein ungewöhnlicher Vorgang. Allerdings konnte man die Frankfurter Spieler bei einer Niederlage gegen einen Drittligisten wohl kaum von Vorwürfen freisprechen. Wenn - wie von Toppmöller suggeriert - die Mittel gegen Saarbrücken nicht ausreichten, würde dies nicht weniger als die Bundesligatauglichkeit der Mannschaft in Frage stellen. Fairerweise sollten noch die folgenden Worte des Trainers angefügt werden: "Im Moment ist es körperlich und personell letzte Rille." Damit hob der Coach unter anderem auf die Verletzungen von Leistungsträgern wie Ellyes Skhiri und die hohe Belastung ab.
"Bankrotterklärung auf hessisch"
Ganz anders klang Sportdirektor Timmo Hardung, der am Mittwoch meinte: "Uns fehlen die Basisthemen, die du im Fußball für Erfolg brauchst. Dann wird es halt ungemein schwer. Die Art und Weise, wie wir nach vorne spielen, ohne Aktivität, das war schon erschreckend." Ergo: Er machte dem Team sehr wohl mehr als einen Vorwurf. Was Hardung und auch Vorstand Markus Krösche nicht sagten: Auch ohne den verletzten Skhiri sollte der Eintracht mehr gelingen, spielerisch wie ergebnistechnisch.
Die Reaktion der Fans auf Toppmöllers Aussagen wäre mit Unverständnis noch milde umschrieben. "Wann ist der Zeitpunkt, um die Mannschaft anzuzählen, wenn nicht jetzt?" oder "Bankrotterklärung auf hessisch", lauteten nur zwei von vielen Unmutsbekundungen, die die Fans beim Kurznachrichtendienst "X" (vormals Twitter) in die Welt setzten. In der allgemeinen Frustration stellten manche User sogar bereits die Trainerfrage. Die Aufregung zeigt, wie schnell sich das Blatt wenden kann: Noch vor einem Monat war Toppmöller überschwänglich in Medien und Fan-Foren gelobt worden.
Probleme gegen unterklassige Teams
Die Nicht-Leistung vom Mittwoch hatte sich allerdings schon in anderen Duellen in seiner Ägide angekündigt: In der Sommervorbereitung unterlag die Eintracht gleich gegen zwei Regionalligisten, Gleiches geschah in der Länderspielpause gegen Chemie Leipzig. Auch in der zweiten Runde des DFB-Pokals geriet der Sieg gegen Drittligist Viktoria Köln zu einer mühsamen Angelegenheit. Schon in diesen Auftritten ließ sich ein Einstellungsproblem bei Auftritten gegen unterklassige Gegner feststellen.
Externen Inhalt von X anzeigen?
An dieser Stelle befindet sich ein von unserer Redaktion empfohlener Inhalt von X. Beim Laden des Inhalts werden Daten an den Anbieter und ggf. weitere Dritte übertragen. Nähere Informationen erhalten Sie in unseren Datenschutzbestimmungen .
Toppmöller forderte unlängst Wehrhaftigkeit von seiner Elf, beispielsweise vor der Partie in Augsburg: "Es wird drauf ankommen, sich auf dem Platz gut zu wehren, die Spielweise der Augsburger anzunehmen." Doch genau das Gegenteil trat ein, die espritlosen Darbietungen fallen in seinen Verantwortungsbereich. Zudem griffen in den vergangenen Partien immer seltener die taktischen und personellen Kniffe. Stuttgart oder Augsburg setzten mit ihrem Gegenpressing den geplanten spielerischen Aufbau matt; Rotationen in der Offensive um beispielsweise Mario Götze scheinen die Mannschaft eher zu verunsichern als zu entlasten.
Toppmöllers Leistungen nicht vergessen
Und doch sollte bei allem Frust nicht vergessen werden, wie viel Toppmöller in seinen ersten Monaten bereits bewegt hat. Er schaffte eine Umstellung auf Ballbesitzfußball und spielerische Sicherheit in Rekordzeit, stellte sein Team gegen Kaliber wie Hoffenheim oder Dortmund hervorragend ein und fing mit Kreativität lange den Weggang von Randal Kolo Muani auf.
Der Trainer arbeitet mit jungen Talenten und muss noch immer einen Umbruch bewältigen - das alles bei seiner ersten Bundesliga-Station als Chef. Mitunter lag der Altersschnitt der Mannschaft bei um die 24 Jahren. "Man muss den Jungs Fehler zugestehen", wiederholte Toppmöller zuletzt. Dies gilt - mit Blick auf die heiß diskutierten Aussagen vom Mittwoch - auch für ihn.