Polizei fordert Stadionverbote Razzia bei Eintracht-Fans nach Stuttgart-Krawallen

Die Aufarbeitung der schweren Krawalle rund um das Heimspiel von Eintracht Frankfurt gegen Stuttgart geht in die nächste Runde. Die Polizei hat eine Razzia bei 42 Fans der Hessen durchgeführt. Stadionverbote sollen folgen.

Polizei-Einsatz nach den Ausschreitungen im Eintracht-Stadion
Polizei-Einsatz nach den Ausschreitungen im Eintracht-Stadion Bild © picture-alliance/dpa
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Knapp vier Monate nach den schweren Ausschreitungen beim Heimspiel von Eintracht Frankfurt gegen den VfB Stuttgart geht die Polizei gegen die mutmaßlichen Gewalttäter vor. Laut einer Mitteilung der Frankfurter Staatsanwaltschaft vom Dienstag durchsuchte die Polizei am Vormittag 40 Wohnungen und Häuser von Eintracht-Fans, die am Zusammenstoß mit der Polizei beteiligt gewesen sein sollen.

Gegen die insgesamt 42 Beschuldigten wird wegen des Verdachts des besonders schweren Falls des Landfriedensbruchs, des tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte und gefährlicher Körperverletzung ermittelt. Die Polizei stellte bei der Razzia Kleidung und Datenträger sicher. Insgesamt waren mehr als 300 Einsatzkräfte im Einsatz.

Polizei fordert Stadionverbote

In einer wenig später verschickten Meldung teilte die Frankfurt Polizei zudem mit, dass "umfangreiche präventiv-polizeiliche Maßnahmen gegen identifizierte Gewalttäter" eingeleitet worden seien. Konkret bedeutet das, dass die Beamten Stadionverbote für insgesamt 36 "identifizierte Tatverdächtige" fordern und die Anregung dazu der Eintracht im Laufe des Tages noch offiziell zukommen lassen werden. Die Umsetzung unterliegt in diesem Fall dem Verein.

Außerdem droht 37 Anhängern ein mehrmonatiges Aufenthaltsverbot auf dem Stadiongelände und an "anderen in der Fußballszene relevanten Örtlichkeiten". Zu den Fällen werde es Anhörungen geben, hieß es.

Vor dem Duell mit dem VfB Stuttgart am 25. November war es vor der Frankfurter Fankurve zu einer heftigen Auseinandersetzung zwischen Frankfurter Anhängern und der Polizei gekommen. Auslöser war das gewalttätige Vorgehen mehrerer Fans gegen einen Ordner, der weitere Verlauf ist noch immer nicht vollständig aufgeklärt.

Krawalle mit mehr als 200 Verletzten

Die Polizei unterstrich am Dienstag erneut, dass Beamte und Mitarbeiter des Ordnungsdienstes mit "Absperrgittern, Fahnenstangen, Feuerlöschern, Gürtelschnallen, Plastikboxen, Handtuchhaltern sowie Schlägen und Tritten" attackiert worden seien.

Die Eintracht, die sich zu den Hausdurchsuchungen auf Nachfrage des hr-sport nicht äußern wollte, und Fans kritisierten den Einsatz der Beamten als unangemessen und völlig überzogen. Insgesamt gab es mehr als 200 Verletzte.

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Klubs bei Stadionverboten zurückhaltend

Stadionverbote können nur die Klubs bzw. Fußballverbände DFB und DFL aussprechen, denn sie haben das Hausrecht in den Stadien. Die Polizei kann es nicht. Sie kann den Vereinen und Verbänden nur Vorschläge machen, wem der Zutritt zum Stadion verweigert werden sollte.

In der vergangenen Spielzeit (2022/23) hat die Polizei für 43 Eintracht-Fans Stadionverbote angeregt, weil diese als gewalttätig aufgefallen waren. Der Klub hat das laut Innenministerium aber nur in sieben Fällen umgesetzt. Warum die Eintracht 36 der auffälligen Fans weiter ins Stadion lässt, hat der Klub auf hr-Anfrage nicht beantwortet.

Zurückhaltung bei Stadionverboten lässt sich bei allen Profiklubs beobachten. Im August 2023 waren in den drei Profiligen 340 bundesweite Stadionverbote in Kraft. Die Zahl der gewaltsuchenden Fans liegt nach Einschätzung der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze mit über 3.000 fast zehnmal so hoch.

Bevor sie ein Stadionverbot aussprechen, hören die Klubs die betroffenen Fans in der Regel an. Verpflichtet sind sie dazu nicht - das hat das Oberlandesgericht Frankfurt 2017 in einem wegweisenden Urteil festgestellt. Wichtiger sei der Schutz der übrigen Stadionbesucher vor Gewalttätern. Ein Grundrecht auf Stadionbesuch gebe es nicht. 

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Quelle: hessenschau.de/Mark Weidenfeller, Tobias Lübben