Nach Transfer-Ärger um Koulierakis Der Druck auf Eintracht-Sportchef Krösche wächst

Die Eintracht kassiert bereits die zweite Absage von einem Wunschspieler. Während Trainer Toppmöller erneut mit einer unfertigen Mannschaft in die Saison startet, erhöht sich der Druck auf Sportvorstand Krösche merklich.

Eintracht-Sportvorstand Markus Krösche.
Eintracht-Sportvorstand Markus Krösche muss in dieser Transferphase auch Rückschläge einstecken. Bild © Imago Images
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Flanke, Direktabnahme, Jubel - und die Frage von Torschütze Dino Toppmöller in Richtung des hr-Kameramanns: "Hast du alles drauf?" (Antwort: Na klar!). Die Stimmung war prächtig am Donnerstag-Vormittag beim Trainer der Frankfurter Eintracht. Vor der Übungseinheit locker, währenddessen konzentriert. Dabei sieht sich Toppmöller schon jetzt wieder einiger Kritik ausgesetzt. Ging das Gros der Presse nach der Testspielpleite in Valencia noch einigermaßen gezügelt mit ihm um, geht es vor allem in den Sozialen Medien deutlich weniger zimperlich zur Sache.

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Trainer Toppmöller trifft im Training

Dino Toppmöller
Dino Toppmöller beim Trainingsauftakt Bild © Imago Images
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Die Zündschnur von weiten Teilen des Anhangs ist dem Eindruck nach weiterhin kurz, kaum Kredit für den Coach vorhanden vor dem Pokalauftakt am Montag (20.45 Uhr/live in der ARD) in Braunschweig. Im inneren Zirkel der Eintracht sollte das niemanden überraschen, damit mussten die Bosse rechnen, als sie Toppmöller nach einer Rumpel-Saison weiter das Vertrauen aussprachen. Doch so weit, so normal. Bei Eintracht Frankfurt ist bekanntlich immer Feuer drin. Das macht den Club besonders, hebt ihn von vielen, vielen anderen ab.

Wolfsburger Unruhestifter

Etwa vom VfL Wolfsburg. Beim Bundesliga-Konkurrenten ist zwar wenig los, dennoch taugen die grauen Mäuse, äh Wölfe, dieser Tage zu Unruhestiftern. Bekanntlich haben sie der Eintracht gerade ihren Wunschverteidiger Konstantinos Koulierakis weggeschnappt. Monatelang hatte der Frankfurter Sportvorstand Markus Krösche mit dem Griechen und dessen Berateragentur in Kontakt gestanden, längst die Zusage erhalten, zuletzt erst wieder am vergangenen Wochenende, dann aber änderte sich plötzlich alles. Warum? An der Schönheit der Wolfsburger Innenstadt wird’s eher nicht liegen.

Wie dem auch sei: Geld regiert nun mal die Welt, im Big Business Bundesliga sogar noch ein bisschen mehr als andernorts. Krösche kennt die Usancen des Geschäfts und ist bekannt dafür, diese nicht bis ins Allerletzte mitmachen zu wollen. Ist eine Grenze überschritten, wird der Deal eben nicht getätigt, dann orientiert er sich um. Was ihm als Stärke ausgelegt werden kann, führt vier Tage vor dem ersten Pflichtspiel dennoch zu Aufregung im Eintracht-Umfeld.

Mit unfertigem Kader in die Saison

Denn es ist ja nicht das erste Mal. Bekanntlich hat auch Borussia Dortmund das dickere Portemonnaie und sicherte sich die Dienste von Mittelfeldspieler Pascal Groß. Auf beiden Positionen also, Innenabwehr und defensives Mittelfeld, hat die Eintracht Handlungsbedarf, wenngleich in der Club-Kommunikation dies anders geäußert wird. Tuta beispielsweise stehe als Sechser-Alternative parat, er könne das, heißt es. Dass der Brasilianer jedoch weiterhin viel mit sich selbst zu kämpfen hat, gehört eben auch zur Wahrheit.

Darin liegt ein wesentliches Problem für Toppmöller. Zwar stellt Sportchef Krösche dem Trainer diesmal in der Offensive mehr Optionen als vergangenen Sommer zu Verfügung, falls Omar Marmoush nicht doch noch verkauft werden sollte. An entscheidenden Stellen aber muss Toppmöller erneut mit einem unfertigen Kader in die Saison starten.

Weitere Neuzugänge, die kommen sollen, müssen nun im laufenden Spielbetrieb eingegliedert werden, mutmaßlich brauchen sie einen Moment zur Adaption ans unbekannte Umfeld. Gleichzeitig müssen Ergebnisse und Leistungen bei einem recht komplizierten Auftaktprogramm sofort passen, muss Toppmöller mit seiner Mannschaft liefern, soll der Druck auf ihn nicht sofort riesig werden. Optimal ist anders. 

Zentrale Kader-Baustellen

Zumal die Baustellen im Kader nicht die zweite oder dritte Reihe betreffen, Backup-Spieler etwa, sondern zentrale Elemente einer Mannschaft. Auch auf die Systemfrage haben sie Einfluss. Ein Beispiel: Wäre Willian Pacho noch da oder ein gleichwertiger Ersatz verpflichtet worden, Toppmöllers Idee einer Viererabwehrkette ließe sich deutlich leichter umsetzen als mit Leuten wie Nnamdi Collins oder Tuta. Da wirkt die altbekannte Formation mit deren drei Verteidigern doch risikoärmer.

Oder hätte die Eintracht einen Profi der Marke Groß unter Vertrag, ein ballsicheren Akteur mit viel Vertikalität im Aufbauspiel also, sie könnte sich wohl deutlich geschmeidiger übers Feld kombinieren als mit Mittelfeldarbeitern wie Ellyes Skhiri und Tuta. Das kann die Ausrichtung einer ganzen Mannschaft beeinflussen.

Welchen Einfluss Kaderlücken auf zentralen Positionen haben, ist nicht erst seit dem letztjährigen Last-Minute-Abgang von Randal Kolo Muani bekannt. Markus Krösche ist daher in diesen Tagen mächtig unter Druck - vielleicht sogar etwas mehr als Dino Toppmöller.

Sendung: hessenschau Sport,

Quelle: hessenschau.de