Augsburg-Nullnummer legt Eintracht-Problemzonen frei

Das 0:0 in Augsburg legt einige Problemzonen der Eintracht offen. Das hilft bei der Personalsuche und lässt die jüngsten Erfolge sogar noch heller strahlen.

Frankfurts Hugo Ekitiké gestikuliert beim Spiel in Augsburg.
Frankfurts Hugo Ekitiké gestikuliert beim Spiel in Augsburg. Bild © Imago Images
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Im Hintergrund sieht man ein Fussballstadion, davor links das Logo vom FC Augsburg und rechts das Logo der Eintracht Frankfurt
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Die großen Dinge entscheiden sich oft im Kleinen. Ansgar Knauff, der vorrechnete, dass die Eintracht beim 0:0 in Augsburg "zwei Punkte zu wenig" in den Warenkorb gepackt hatte, brauchte das keiner zu erzählen. Er selbst war die Schlüsselfigur dieses Nachmittags. Seine Einwechslung veränderte das Spiel der Hessen. Gewinnen konnte die SGE aber auch mit seiner Hilfe und trotz großer Chancen nicht. Deshalb wird vor allem über alles vor der Pause zu reden sein.

Über die Aussagekraft der xGoals-Statistik lässt sich diskutieren. Dass bei den erwarteten Toren über der Eintracht-Spalte nach 45 Minuten plus Nachspielzeit eine gähnende Null prangte, die nicht mal eine Nachkommastelle mitgebracht hatte, war allerdings eine entlarvende Analyse der Frankfurter Offensivbestrebungen bis dahin.

Dass die Hessen eingangs noch zu kauen hatten an den Ereignissen der vergangenen Tage, wer wollte es ihnen aber auch verdenken. Das Aus in der Europa League, die schwere Verletzung von Kaua Santos, die Verletzung für Mario Götze – einige Baustellen, die sich innerhalb weniger Stunden aufgetan hatten. Selbst für ein Kollektiv aus Hochbegabten ein bisschen happig.

Trapps Wiedereingliederung verläuft geräuschlos

Positiv dagegen ließ sich feststellen: Um Kevin Trapp, der sich augenscheinlich wieder bester Gesundheit erfreut, muss man sich keine Sorgen machen. Er kann die Kaua-Santos-Lücke im Tor geräuschlos schließen. So lange war er ja auch nicht weg. Eindruck schinden konnte er überdies im Nachgang als Elder Statesman, der die Leistung seines Konkurrenten glaubhaft anerkannte und von einem langen Gespräch mit dem Brasilianer berichtete.

Das "Problem" waren vor der Pause die anderen zehn Profis bei der Eintracht. Es zählte in der jüngeren Vergangenheit durchaus zu deren Qualitäten, kleine Schwachstellen kunstvoll zu übertünchen. Am Ostersonntag trat aber phasenweise unübersehbar zutage, woran es bei der Eintracht hakt, wenn Selbstverständnis und Leichtigkeit gerade aus sind.

Marmoushs Lücke schließt das Kollektiv

Dass die Fans dieses Gesicht nur selten zu Gesicht bekamen, war eine Leistung der vielen. Mal war es Routinier Götze, zuletzt Rotationsspieler wie Jean-Mattéo Bahoya oder Farès Chaibi, oft die Defensiv-Kraftmeier Rasmus Kristensen oder Arthur Theate, die das Team mitzogen. Fiel einer ab, sprang ein anderer in die Bresche. Die SGE ist in der Rückrunde damit gleichzeitig herausgetreten aus dem langen Schatten des Omar Marmoush.

Die erste Hälfte in Augsburg war jedoch ein wertvolles Kontrastmittel, das aufzeigte, wie es auch hätte laufen können, wenn nur einige Dinge anders gekommen wären. In den letzten vier Bundesliga-Spielen um die Champions League kann die Eintracht weitere Ausfälle ihrer Kernbelegschaft nur schwer verkraften. Weil einige Alternativen derzeit noch kein Ersatz sind.

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Eintracht-Trainer Dino Toppmöller.
Eintracht-Trainer Dino Toppmöller. Bild © hr
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Batshuayi kaum wahrzunehmen

Michy Batshuayi, der sich mal wieder von Beginn an als Hälfte einer Doppelspitze ausprobieren durfte, kann für die Zeit am Ostersonntag zwischen 15.30 Uhr und 16.15 Uhr nur mühevoll ein Alibi vorlegen. Das Spiel fand praktisch ohne ihn statt. Der Belgier wirkte dabei aber auch nicht so, als hätte er Substanzielles beizutragen. Acht Teilzeiteinsätzen im Adler-Dress stehen für ihn inzwischen zu Buche, in denen ihm immerhin zwei Tore gelungen sind. Keine Bilanz zum Weglaufen. Der 31-Jährige war aber durchaus als Sofortverstärkung gemeint. Die ist er noch nicht.

Chaibi, dessen Stern am Eintracht-Himmel schon ordentlich runtergedimmt war, kickte sich mit einer guten und einer ordentlichen Leistung gegen Heidenheim und Tottenham wieder in Erinnerung und die Startelf. Dort konnte er am Sonntag aber keine Argumente dafür sammeln, dass Toppmöller ihn in der zweiten Hälfte noch mal rausschickte.

Bahoya, der sich zuletzt für die Startelf empfehlen konnte, saß nun zunächst wieder draußen. Auf einem anderen Level unterliegt selbst Hugo Ekitiké noch Schwankungen und Unvollständigkeiten. Etwas anders liegen die Dinge bei Elye Wahi. Dass der 22-jährige Franzose Eingewöhnungszeit bekommen sollte, war beabsichtigt. Bei seinen Einsätzen vermittelte er zwar Eindrücke von den Fähigkeiten, die ihn für den Job qualifiziert haben, verlangte denen, die ihm zusahen, aber noch viel Fantasie ab, um sich Wahi als Stammspieler der kommenden Saison vorzustellen.

Ausgangslage weiterhin gut

Eine Leerstelle tat sich im Mittelfeld auf. Spätestens wenn Mario Götze verhindert oder nicht am Platz in der Zentrale ist, fehlt dort ein Impulsgeber. Ellyes Skhiri oder Hugo Larsson konnten die Lücke - vor allem in der ersten Hälfte - von Augsburg nicht schließen.

Vieles funktionierte bislang eben auch so prächtig, weil der Eintracht das Brot in dieser Runde selten auf die Marmeladenseite fiel. Auch in Augsburg ging es torlos in die Kabine. Der FCA konnte seine Überlegenheit nicht nutzen. Nach der Pause verfingen sich schließlich taktische Kniffe und Spielerwechsel des Trainerteams, gab es selbst Riesenchancen zum Sieg für die Hessen. Die Eintracht agierte nun etwa auf Augenhöhe, was gewiss auch eine Qualität nach solch einer alles in allem eher frustrierenden Woche.

Wenn die Frankfurter also nun schon einmal da sind, können sie bei der Gelegenheit ja auch bis zum Saisonende Dritter bleiben und am Königsklassen-Counter einchecken. Es wäre ein Riesenwurf.

Quelle: hessenschau.de