Schwieriges Spiel in Augsburg Überfressene Eintracht muss hungrig bleiben
Nach dem Highlight in der Champions League wartet auf Eintracht Frankfurt in Augsburg der harte Bundesliga-Alltag. Ob dieses Mal der Spagat gelingt? Da ist selbst Trainer Oliver Glasner skeptisch. Daichi Kamada fällt aus.
Eintracht-Trainer Oliver Glasner tat am Freitag alles, um vor dem schwierigen Auswärtsspiel beim FC Augsburg zwischendurch immer mal wieder Optimismus zu versprühen. Selbst am freien Donnerstag, so erzählte er, habe er Evan N’Dicka und Almamy Toure zufällig im Kraftraum im Profi-Camp getroffen. Beide hätten trotz der anstrengenden Wochen noch eine zusätzliche Einheit eingelegt und seien damit ein Sinnbild für das gesamte Team. "Ich muss die Jungs aktuell eher bremsen", so Glasner. "Meine Spieler machen den Eindruck, weiter hungrig zu sein, obwohl es sehr viel zu essen gab."
Was Glasner meinte: Rund eine Woche vor dem WM-bedingten Start der Winterpause ist die Eintracht weiter gierig auf Fußball und will auch die drei verbleibenden Spiele in der Bundesliga erfolgreich bestreiten. Das Problem an der Sache: Ob sich die Theorie nach dem ebenso nerven- wie kraftraubenden Champions-League-Highlight am Dienstag in Lissabon und dem historischen Achtelfinal-Einzug auch in die Praxis in Augsburg am Samstag (15.30 Uhr) übertragen lässt, bleibt abzuwarten. "Ich bin gespannt, ob wir so weit sind", gab Glasner zu. "Es ist nicht so einfach, das alles abzuschütteln."
Eine Eintracht-Niederlage wäre nur logisch
Klar ist, dass die überfressene Mannschaft von Trainer Glasner in Augsburg nicht nur den Eindruck machen muss, weiter hungrig zu sein. Der Hunger auf drei Punkte muss sicht- und für den Gegner vor allem spürbar sein. Körperlich, das betonte Glasner, mache er sich trotz einiger Wehwehchen keine Gedanken. Gegen den FCA, der gerne und oft lange Bälle spielt und dann mit voller körperlicher Wucht auf die Abpraller und Umschaltmomente lauert, muss aber auch der Geist mitmachen und den inneren Schweinehund besiegen. "Das startet im Kopf", so Glasner. "Ich bin selbst neugierig, ob wir das schaffen."
Beispiele, dass der Eintracht dieser Spagat zwischen einem europäischen Feiertag und dem harten Bundesliga-Alltag nicht gelingt, gibt es in der älteren und jüngeren Vereinsgeschichte allerdings zur Genüge. Leistung-Abfälle wie zuletzt vor rund vier Wochen bei der 0:3-Blamage bei Tabellenschlusslicht VfL Bochum sind Teil der Frankfurter DNA und tragen schon immer ihren Teil zur vielzitierten Divahaftigkeit der Eintracht bei. "Wir haben das das eine oder andere Mal nicht geschafft", bestätigte auch Glasner. Jetzt gelte es, "die richtigen Lehren zu ziehen". Auch das: nichts Neues.
Kamada fällt aus
Noch komplizierter wird die Aufgabe dadurch, dass Daichi Kamada definitiv ausfallen wird. Der Japaner, der seit Wochen in Topform ist, ist krank und wird die Partie vom heimischen Bett aus verfolgen müssen. Zwar erklärte Glasner, dass er ohnehin mit dem Gedanken gespielt habe, Kamada eine Pause zu gönnen. Das Fehlen des torgefährlichsten Mittelfeldspielers der Bundesliga, der inzwischen auch als Sechser brilliert und nebenbei Elfmeter verwandelt, muss die Eintracht aber erst einmal verkraften. Immerhin: Ansgar Knauff, der schon in Lissabon nach Einwechslung stark spielte, ist wieder komplett fit und eine Option für die Startelf.
"Wir haben jetzt noch drei Spiele in acht Tagen, wir müssen noch eine Woche durchstehen", erinnerte Glasner, der laut eigener Aussagen selbst nur noch im "Funktionieren-Modus" unterwegs sei, dann noch einmal an die kommenden Aufgaben und die anstehende XXL-Winterpause. "Wir sind als Debütant ins Achtelfinale eingezogen. Das war historisch, das war außergewöhnlich", fasste der Österreicher zusammen. "Aber jetzt ist es unsere Aufgabe, dort drei Punkte zu holen."
Nach dem emotionalen und sportlichen Höhepunkt bei Sporting ist der Kulturschock in Augsburg zwar nicht wegzudiskutieren. Wer Lissabon schlägt, sollte aber auch in der Lage sein, in Augsburg zu gewinnen. Sollte das gelingen, wäre das ein großer Erfolg. Wenn nicht, haben es wieder einmal alle schon vorher gewusst.