Glasner schreit Journalisten an Bei der Eintracht liegen die Nerven blank
Trotz des Einzugs ins Pokalfinale ist die Stimmung bei Eintracht Frankfurt auf dem Tiefpunkt. Nach der Niederlage in Hoffenheim rastet Oliver Glasner aus und stößt damit auch intern auf Unverständnis. Axel Hellmann äußert deutliche Kritik am Trainer.
Zwischen grenzenlosem Jubel und der nächsten Wutrede liegen bei Eintracht Frankfurt genau drei Tage. Trainer Oliver Glasner, der den Einzug ins DFB-Pokalfinale noch am Mittwoch mit einem Diver in Richtung Fankurve gefeiert hatte, platzte am Samstagabend nach der 1:3-Niederlage bei der TSG Hoffenheim wieder einmal der Kragen. Auf die harmlose Frage, ob die Mannschaft nicht realisiert habe, dass die Qualifikation für Europa auch über die Bundesliga noch möglich sei, rastete Glasner aus.
Mit hochrotem Kopf ging er noch während der Fragestellung dazwischen und polterte los. "Hört auf damit, der Mannschaft irgendwas mit 'nicht kapieren, kein Einsatz und kein Charakter' vorzuwerfen", schrie er. Der 39 Jahre alte Makoto Hasebe habe nach den Spielen aus Erschöpfung teilweise Blut im Urin, alle Spieler gingen für die Eintracht durchs Feuer. "Wir spielen das zweite Finale im zweiten Jahr. Hört auf mit diesem Müll." Wieder einmal eine denkwürdige Pressekonferenz. Die Nerven liegen blank.
Glasner reagiert erneut dünnhäutig
Glasner, der bereits während des Spiels aus Frust über die Schiedsrichter-Leistung einen Ball aufs Spielfeld geschossen und dafür die die Rote Karte gesehen hatte, ist sichtlich angezählt und reagierte wieder einmal alles andere als souverän. Nach der 0:2-Niederlage bei Union Berlin hatte er der Frankfurter Abwehr zunächst die Qualität abgesprochen und sich später auf der PK selbst einen Maulkorb verpasst. "Alles, was ich heute sage, wird gegen mich verwendet." Nach der Pleite in Leverkusen fühlte er sich gleich mehrfach von Journalisten provoziert und verweigerte Antworten.
Trotz des Erreichens des Endspiels um den DFB-Pokal ist die Stimmung bei Glasner und der Eintracht weiter sehr angespannt. Zehn Bundesliga-Spiele in Serie ohne Sieg haben Spuren hinterlassen. Das ursprünglich vor allem von Sportvorstand Markus Krösche ausgerufene Ziel, als Vierter erneut in die Champions League einzuziehen, klingt wie aus einer anderen Zeit. Die Hessen sind auf Platz neun abgerutscht und werden die Saison im grauen Mittelfeld beenden. In der Rückrundentabelle belegen sie punktgleich mit dem VfL Bochum Platz 16.
Hellmann watscht Glasner ab
Dass Glasner, der bereits mehrfach betonte, nicht die richtigen Mittel gefunden zu haben, um die Mannschaft wieder zur alten Stärke zu führen, darüber enttäuscht ist, ist verständlich. Dass er seinen Ärger nun schon mehrfach falsch kanalisierte und an die Medien weitergab, rief am Sonntag nun aber sogar seinen Chef auf den Plan. Vorstandssprecher Axel Hellmann äußerte sich gegenüber der Bild zu Glasners Ausraster und stutzte den Österreicher dort öffentlich zurecht.
"Was ich auf keinen Fall verstehen kann, ist, dass man quasi diese Enttäuschung an einem Journalisten auslässt, der dort seine Arbeit macht und seine Frage auf eine sehr ruhige Art und Weise stellt ohne einen zynischen Unterton", sagte er.
Hellmann betonte zudem, dass seiner Meinung nach das Wesentliche, nämlich das Sportliche, aktuell zu sehr in den Hintergrund gerückt sei. "Wir müssen bei der großen Linie bleiben und es ist ein Zeichen für mich, dass wir uns mehr mit uns selbst beschäftigen als mit der Aufgabe, die wir haben. Wenn Oliver Glasner darüber noch mal nachdenkt, weiß er, dass das weder gut noch richtig war, so zu reagieren." So klingt eine Watschn.
Glasner vor unsicherer Zukunft
Wie die Frankfurter Rundschau berichtete und Hellmann bestätigte, hat sich Glasner inzwischen zwar bei dem Journalisten für seine verbale Entgleisung entschuldigt. Seine Reaktion und die Reaktion von Hellmann lassen aber tief blicken. Bei der Eintracht herrscht aktuell trotz der rosigen Pokal-Aussichten weiter große Unruhe. Der Pokalsieg könnte die Saison retten. Ob er Glasner rettet, ist zumindest fraglich.