Eintracht-Stürmer in der Form seines Lebens Omar Marmoush: Der Harry Kane Frankfurts
Omar Marmoush trifft und trifft und trifft. Er führt nun sogar die Torschützenliste der Bundesliga an. Manch einer wähnt den Eintracht-Angreifer künftig "bei ganz anderen Vereinen".
Nach getaner Arbeit holte sich Omar Marmoush den Lohn ab. Von den Kameraden nach vorne geschickt, schritt der Angreifer von Eintracht Frankfurt als Solist in die Gästekurve, bedächtig, zaghaft, ja schüchtern. Im Mittelpunkt steht der 25-Jährige aus Kairo ungern, zumindest dann, wenn er nicht den Ball am Fuß weiß. Also klatschte Marmoush am Sonntag nach dem 4:2-Sieg in Kiel artig in Richtung Fanblock, zog eilig sein Trikot aus und schmiss es über den Zaun, ehe er schnurstracks wieder in der großen Gruppen verschwand. Job erledigt, alle glücklich!
Es fällt in diesen Wochen schwer, bei der Nachbetrachtung von Frankfurter Fußballspielen um die Personalie Omar Marmoush herumzukommen. Nahezu jeder Eintracht-Partie – mit Ausnahme des 3:3 in der Europa League gegen Pilsen – drückte er bisher seinen Stempel auf.
Marmoush spielt in einer eigenen Liga
Die überragende Bilanz nahe der Kieler Förde: sieben Torschüsse, fünf Torschuss-Vorlagen, 67 Prozent erfolgreiche Dribblings, 34 Sprints. Und fast nebenbei: zwei Tore, zwei Assists. Das Fachmagazin Kicker gab folgerichtig die Note 1, wählte Marmoush zum dritten Mal am fünften Spieltag in die Elf des Tages. Und der gegnerische Trainer Marcel Rapp sagte: "Es ist schwer, solch einen Spieler im Zaum zu halten. Er wird noch bei ganz anderen Vereinen spielen."
Im Sommer buhlten Nottingham und Fulham um die Gunst des ägyptischen Nationalspielers, hatten zwar einige Pfund-Scheinchen bei den Verhandlungen dabei, nicht aber die nötigen sportlichen Perspektiven. Marmoush also blieb im Hessischen und packt zurzeit entgegen mancher Erwartungen (auch innerhalb des Clubs) nach seiner starken Einstiegssaison noch einen obendrauf. Macht er so weiter, wird er wohl der nächste Millionen-Mann der Hessen.
Matanovics Premiere, Tutas Hochform
"Er ist in einer herausragenden Form. Er fühlt sich wohl, das ist der Schlüssel", sagte Eintracht-Trainer Dino Toppmöller, während Igor Matanovic ergänzte: "Brutal stark". Jetzt fehle nur noch ein Kopfballtor. Dafür freilich war Matanovic in Abwesenheit des angeschlagenen Hugo Ekitiké selbst zuständig. Das zwischenzeitlich 2:1 war der erste Bundesligatreffer des kroatischen Internationalen. "Mir ist ein Stein vom Herzen gefallen", so Matanovic. Das vierte Tor erzielte der ebenfalls in Hochform agierende Defensivmann Tuta.
Tore sind für Marmoush dagegen längst zur Routine geworden. Sechsmal hat er im laufenden Bundesligabetrieb getroffen – und damit einmal mehr als der englische Bajuware Harry Kane. Der Topstars jenes Gegners also, der sich kommenden Sonntag im Waldstadion vorstellt. Zweiter (Frankfurt) gegen Erster (München), "das sind geile Spiele. Und wenn es um die Tabellenführung geht, dann ist es noch einen Tick geiler", erklärte Eintracht-Abwehrchef Robin Koch.
Die Frankfurter Doppel-B-Woche
Überhaupt stehen die Frankfurter vor einer ereignisreichen Zeit. Ehe kommende Woche die nächste Länderspiel-Pause grüßt, müssen die Frankfurter noch die Doppel-B-Tage hinter sich bringen. Besiktas und Bayern, Europa League und Bundesliga, fordernde Aufgaben. "Wir haben eine gute Gruppe zusammen, die Jungs ziehen alle an einem Strang", ist Trainer Toppmöller zuversichtlich, legte im selben Atemzug aber auch den Finger in die kleine Wunde.
Denn selbst der Ligaletzte aus dem hohen Norden eierte der Eintracht zwei Tore ins Netz. Schon am vergangenen Donnerstag gegen Pilsen kassierten die Hessen drei Treffer. Sie fielen nach Ecken, Einwürfen, Elfmetern. "Eigentlich haben wir gut verteidigt", fand Toppmöller, "aber fünf Gegentore in zwei Spielen sind natürlich zu viele."
Toppmöller: "Wir haben noch Luft nach oben"
In Kiel zeigten Leute wie Fares Chaibi, Aurèle Amenda bei seinem Startelfdebüt, Eric Dina Ebimbe oder Kaua Santos durchwachsene Leistungen. Auch hatte das Team als Gesamtes – wieder einmal – 15 Schwächeminuten, als die KSV Holstein vor der Pause dominierte. "Wir haben noch Luft nach oben", sagte Toppmöller.
Ein Satz, der für Omar Marmoush nicht gelten konnte. Der Harry Kane Frankfurts ist on fire, auch wenn der 25-Jährige bescheiden bilanzierte: "Es ist egal, wer die Tore schießt." Einfach gesagt, er ist es ja ohnehin (fast) immer selbst.