DFB-Pokalfinale gegen Leipzig Coole Eintracht baut auf Emotionen und Kulisse
Eintracht Frankfurt wirkt vor dem DFB-Pokalfinale gegen RB Leipzig erstaunlich locker und setzt auf das besondere Talent für historische Leistungen. Auf der Pressekonferenz bleibt sogar Zeit für Späße über Haarfarben.
Der Sieg im Vorprogramm des DFB-Pokalfinals ging am Freitag klar an Eintracht Frankfurt. Während sich Trainer Oliver Glasner und Kapitän Sebastian Rode pünktlich um 15 Uhr zur Pressekonferenz in den Katakomben des Berliner Olympiastadions einfanden, steckten ihre Pendants auf Leipziger Seite im Stau fest. RB-Coach Marco Rose und sein Spielführer Willi Orban mussten sich erst durch den dichten Hauptstadt-Verkehr kämpfen, ehe sie mit 13 Minuten Verspätung auf dem Podest Platz nahmen.
"Wir hatten es nicht ganz so weit wie die Eintracht und haben gehofft, dass wir gut durchkommen", entschuldigte sich RB-Trainer Rose schulterzuckend für die Nicht-Einhaltung des strengen Zeitplans und gab damit den Startschuss für eine durchaus launige PK.
Glasner scherzt über die grauen Haare
Eintracht-Trainer Glasner, der Rose aus gemeinsamen Zeiten bei Red Bull Salzburg kennt, stellte zwischenzeitlich amüsiert fest, dass sich die Haarfarbe bei ihm und seinem zwei Jahre jüngerer Kollege aus Leipzig über die Jahre doch sehr geändert hat. "Wir sind beide ziemlich grau geworden, habe ich jetzt rechts gesehen", grinste er.
Rose, der deutlich grauer ist als der links von ihm sitzende Glasner, fügte selbstironisch an, dass bei ihm zudem auch nicht mehr ganz so viele Haare vorhanden seien. "Ist weniger geworden, bei dir geht’s." Anspannung oder gar Nervosität? Bei beiden nicht zu spüren. Final-Erfahrung härtet eben ab.
Eintracht bleibt betont locker
Für die Eintracht ist es nach dem Gewinn der Europa League im vergangenen Jahr das zweite große Endspiel innerhalb von 13 Monaten und das dritte Finale im DFB-Pokal seit 2017. RB Leipzig ist mit vier Final-Teilnahmen in den vergangenen fünf Jahren sowieso Stammgast in Berlin. "Wir profitieren davon, dass wir das schon mal erlebt haben", fasste Rode die Ausgangslage beider Teams vor dem Duell am Samstag (20 Uhr) zusammen.
Schnappatmung bekommt angesichts des großen Spiels also niemand mehr. Rode stellte aber auch klar, dass die Vorfreude riesig sei. "Ich habe bei der Abfahrt schon ein leichtes Kribbeln gespürt."
Eintracht versucht sich an Normalität
Die Eintracht, die sich im legendären Pokalfinale 2018 gegen den FC Bayern noch komplett in feinen Designer-Anzügen und aufgekratzter als sonst präsentiert hatte, zeigte sich betont locker und verzichtete bewusst auf modische Extravaganzen oder besondere Abläufe. Nach den vielen Irrungen und Wirrungen der vergangenen Wochen ist Normalität Trumpf und der Fokus weiter rein auf dem Sportlichen.
Passend dazu stellte auch Trainer Glasner sich und seinen letzten Auftritt im Dienste der Hessen komplett in den Hintergrund. "Das Spiel ist wichtig, nicht Oliver Glasner."
Alle Spieler im Abschlusstraining dabei
Ebenfalls nicht ganz unwichtig: Im Abschlusstraining am Freitag, das die Medienvertreter für insgesamt und sehr genau eingehaltene 15 Minuten beobachten durften, konnten alle Spieler ohne Probleme mitwirken. Die zuletzt angeschlagenen Kristijan Jakic und Lucas Alario trainierten ebenso mit wie alle Leistungsträger. Das einzige Rätsel: Warum Randal Kolo Muani und Evan N’Dicka bei angenehmen 23 Grad auf lange Hosen setzten, wissen wohl nur sie selbst. Die Stimmung jedenfalls auch hier: bestens.
Eintracht braucht Emotionen und Hilfe von den Rängen
Klar ist allerdings auch, dass trotz aller Lockerheit und der erhofften Coolness auf dem Platz am Samstagabend vor allem abseits des Rasens wieder die großen Emotionen entstehen müssen.
Sollte die Partie einen normalen Verlauf nehmen, ist die fußballerisch schwächere Eintracht gegen Leipzig klar in der Rolle des Underdogs. Sollte der Funke von den Rängen, auf denen bis zu 50.000 Eintracht-Fans erwartet werden, überspringen, ist aber alles möglich. Beispiele dafür, dass die Eintracht ein Talent für Historisches hat, gibt es in der jüngsten Vergangenheit zahlreiche. Die Siege gegen die Bayern in Berlin, gegen Barcelona in Barcelona oder gegen die Glasgow Rangers in Sevilla waren letztlich alle das Ergebnis des perfekten Zusammenspiels von Kurve und Mannschaft. "Wir haben das immer wieder gesehen, was unsere Fans für ein Trumpf sind", betonte deshalb auch Rode.
Glasner grübelt über Aufstellung
Trainer Glasner muss ein Mittel finden, um die extrem talentierte und temporeiche Leipziger Offensive auszubremsen. Ob er dabei auf die bewährte Dreierkette oder ein weiteres Experiment mit der Viererkette setzt, verriet der Österreicher wie gewohnt nicht. Den Rest muss die Kulisse und die besondere Atmosphäre machen."Wir freuen uns auf die Unterstützung unserer Fans und werden dann hoffentlich wieder ein riesiges Fest erleben", so Rode. Das Kribbeln wird sich bis dahin auch sicher noch ein wenig gesteigert haben.