Angriff wie entfesselt Eintracht entfacht Begeisterung und Energie
Eintracht Frankfurt zeigt gegen Borussia Dortmund die mit Abstand beste Offensiv-Leistung der Saison und löst erstmals das Troublemaker-Versprechen von Trainer Dino Toppmöller ein. Dieses Mal gibt's allerdings schwere Fehler in der Abwehr.
Es ist mittlerweile fast genau vier Monate her, dass sich Trainer Dino Toppmöller bei Eintracht Frankfurt offiziell vorstellte. Der Sohn von Ex-Coach Klaus, der inzwischen nur noch selten mit seinem extrovertierten Papa verglichen wird, versprach damals eine offensive und spektakuläre Spielweise und kündigte große Emotionen an. "Wir wollen positive Troublemaker sein, den Gegner vor Probleme stellen und durch eine intensive, leidenschaftliche Spielweise unangenehm sein", umriss er seine an ein Frankfurter Fan-Plakat angelehnte Philosophie. Das Problem: Zu sehen war das bislang nur in Ansätzen.
Genau das änderte sich jedoch beim furiosen 3:3 am Sonntagnachmittag gegen Borussia Dortmund. Die Eintracht, die schon in den Spielen zuvor deutlich verbessert aufgetreten war, brannte vor allem in der ersten Hälfte ihre mit Abstand beste Offensiv-Leistung auf den Rasen und riss das begeisterte Publikum von der ersten Minute an komplett mit. "Wir haben Dortmund extrem vor Probleme gestellt, wir haben ein Top-Top-Spiel gemacht", fasste Toppmöller richtig zusammen. Die Eintracht agierte zeitweise wie ein Spitzenteam.
Eintracht setzt auf spielerische Lösungen
Besonders auffällig: Die Hessen verzichteten trotz hohen Pressings der Dortmunder Gäste fast komplett auf lange Bälle und setzten immer wieder auf spielerische Lösungen. Die Viererkette suchte nach Lücken, sobald die erste BVB-Kette überspielt war, ging es oft rasend schnell. "Wir wollten mutig von hinten rausspielen und dann in eine gute Dynamik kommen. Das haben die Jungs richtig gut gemacht", so Toppmöller.
Ellyes Skhiri, der das dritte Tor mit seinem Sensationspass vorbereitete, und der sehr umsichtige Hugo Larsson agierten als Taktgeber, Fares Chaibi, Ansgar Knauff und der überragende Omar Marmoush wirbelten die BVB-Defensive dann fast schon in Büffelherden-Manier durcheinander. Immer mit viel Geschwindigkeit, immer mit Ideen und vor allem: sehr oft gefährlich.
Die Eintracht, die in dieser Spielzeit im Spiel nach vorne oft bedenklich harmlos agierte, wirkte teilweise wie entfesselt und ließ endlich mal den Funken auch auf die Ränge überspringen. Die Ansätze von Toppmöller schafften den Sprung von der Theorie in die Praxis, die Eintracht schaffte den Sprung hin zu einer emotionalen und erfolgreichen Spielweise. "Es ist viel Energie zu spüren, es macht sehr viel Spaß", sagte Linksverteidiger Philipp Max. Erstmals seit dem Abgang von Randal Kolo Muani wurde mal wieder die Wucht früherer Tage entfacht. Kurzum: Bei der Eintracht könnte tatsächlich etwas entstehen.
Plötzlich wackelt die Abwehr
Dass es am Ende dennoch nicht zum Sieg reichte und der BVB, der in der ersten Hälfte bedenklich wankte, zweimal einen Rückstand drehte, hatte jedoch mehrere Gründe. Zum einen wäre da sicher der nichtgegebene Elfmeter nach klarem Foul von Dortmunds Keeper Alexander Meyer an Marmoush (37.). Eine Fehlentscheidung, die das Spiel nachhaltig beeinflusste und Eintracht-Boss Axel Hellmann zu einer Brandrede über den VAR animierte. Zum anderen leistete sich die Frankfurter Abwehr, bis dato die stabilste der Liga, aber einfach zu viele Fehler.
"Wir müssen ein paar Situationen besser verteidigen", kritisierte Toppmöller zu Recht. Beim ersten Gegentor stimmte die Zu- und Aufteilung im Rückraum nicht, beim zweiten Gegentor köpfte Rechtsaußen Aurelio Buta den Ball genau in die Füße von Torschütze Youssoufa Moukoko, beim dritten Gegentor konnte zunächst Eric Junior Dina Ebimbe die Flanke von Karim Adeyemi nicht verhindern, dann leistete sich der ansonsten bärenstarke Tuta einen Stellungsfehler. "Das ärgert mich extrem", so Toppmöller. "Wir hätten am Ende eigentlich mehr verdient gehabt."
Toppmöller fordert mehr Mut
Den ersten echten Härtetest in dieser Saison bestand die Eintracht mit Bravour, die Unzulänglichkeiten in der Abwehr zeigen aber auch, dass die Entwicklung des Teams noch lange nicht abgeschlossen ist. "Wir haben einen Riesen-Schritt nach vorne gemacht und müssen die positiven Dinge mitnehmen", so Toppmöller. "Der Schlüssel zum Erfolg ist großer Mut." Das Team von Trainer Toppmöller muss noch lernen, ist aber auf dem richtigen Weg.