Gelb-Rote Karte "ein Wahnsinn" Wieder Schiri-Ärger - Eintracht fühlt sich verschaukelt
Schiedsrichter-Frust in Leverkusen, Schiedsrichter-Frust bei Union: Nach dem verweigerten Elfmeter in der vergangenen Woche erhitzt dieses Mal der Platzverweis gegen Arthur Theate die Gemüter von Eintracht Frankfurt. Droht ein dauerhafter Streit?
Arthur Theate beendete seinen Arbeitstag am Sonntag mit einem beherzten Tritt gegen einen weißen Plastikstuhl. Der Belgier, einer der stärksten Spieler von Eintracht Frankfurt in dieser Saison, musste seinem Ärger beim Spiel gegen Union Berlin (1:1) irgendwie Luft machen und dabei möglichst niemanden verletzen oder beleidigen. Also weg mit dem Horst-Ehrmantraut-Gedächtnis-Möbelstück und dann erst einmal in der Kabine das Gemüt abkühlen.
Der belgische Innenverteidiger war zuvor von Schiedsrichter Harm Osmers, der im Verlauf dieses Beitrag über den laufenden Streit zwischen der Eintracht und dem Unparteiischen-Wesen noch eine zentrale Rolle spielen wird, wegen eines vermeintlichen Foulspiels an Unions András Schäfer mit Gelb-Rot vom Platz geflogen. Theates Meinung dazu, die er auf dem Platz wild gestikulierend zum Ausdruck brachte und die im Nachgang fast jeder teilte: Vor seinem Tritt gegen Schäfer war Theate selbst gefoult worden, der Platzverweis war eine Fehlentscheidung.
Toppmöller: "Das ist Wahnsinn"
Eintracht-Trainer Dino Toppmöller, der die Ampelkarte während des laufenden Spiels ebenfalls lautstark kritisisiert hatte, wollte sich nach Abpfiff zunächst nicht zur Schiedsrichter-Leistung äußern. "Zur Gelb-Roten Karte sage ich heute nichts", sagte er mit geschwollener Halsschlagader auf der Pressekonferenz. Am Dazn-Mikrofon fasste er aber zumindest seine aufgewühlte Gefühlswelt zusammen: "Wir haben uns letzte Woche schon aufgeregt. Das ist Wahnsinn", sagte er. Der Schiri-Ärger der Eintracht geht also in die nächste Runde.
Nun sollte nicht vergessen werden, dass die Hessen nur wegen eines VAR-Eingriffs in der Nachspielzeit überhaupt einen Punkt aus der Alten Försterei entführten und nach aller Kritik in der vergangenen Woche nun von der neuen Technik profitierten. An diesem Sonntag in Berlin ging es der Eintracht aber letztlich um mehr als einen nichtgegebenen Elfmeter, einen vom Platz geflogenen Spieler oder die Absurdität von Abseitsentscheidungen. Die Eintracht fühlt sich verschaukelt. Und das ist nachvollziehbar.
Unverständnis über Ansetzung von Osmers
Denn: Schon weit vor der Partie, so ist zu hören, waren die Hessen – gelinde ausgedrückt – überrascht von der Ansetzung von Schiedsrichter Osmers. Dieser war nämlich bereits in der Vorwoche beim vieldiskutierten Spiel in Leverkusen als Vierter Offizieller aktiv und nach dem verweigerten Elfmeterpfiff in der Nachspielzeit mittendrin in den Diskussion. In seiner Rolle als Mann an der Linie stand er im direkten und in dieser Situation wohl nicht ganz sachlichen Austausch mit Trainer Toppmöller. Hochkochende Emotionen, hitzige Wortwechsel, Fußball eben.
Im Normalfall gibt es nach einer solchen Partie ein kurzes Händeschütteln und dann eine längere Pause voneinander. Abstand gewinnen, mal durchatmen. Im Fall der Eintracht und Harm Osmers hatte der DFB aber offenbar andere Ideen. Nachdem Schiedsrichter-Boss Knut Kircher im Nachgang Felix Brychs glasklare Fehlentscheidung mit einer ihm exklusiven Meinung verteidigt und den Zorn der Hessen damit noch vergrößert hatte, schickte der DFB tatsächlich Osmers nach Berlin. Nach einem tagelangen und in der Öffentlichkeit ausgetragenen Clinch zwischen Kircher und Frankfurts Sportvorstand Markus Krösche eine durchaus bemerkenswerte Personalie.
Eintracht kündigt Einspruch an
Es wäre zwar definitiv falsch, Osmers, dem DFB oder Kircher Parteilichkeit vorzuwerfen. Warum sich das Schiedsrichterwesen des DFB aber selbst in diese Lage bringt und damit eine Fallhöhe erzeugt, die nur zu weiteren Verwerfungen führen kann, ist schwer verständlich.
Als zusätzliches Bonbon kündigte die Eintracht unmittelbar nach der Partie in Berlin einen Einspruch gegen den Platzverweis und die daraus resultierende Ein-Spiel-Sperre an. "Aus unserer Sicht liegt ein Irrtum des Schiedsrichters vor", teilte ein Sprecher mit. Dass dieser Einspruch Erfolg hat, ist zwar eher unrealistisch. Das letzte Wort im Streit zwischen der Eintracht und den Schiedsrichtern ist aber noch lange nicht gesprochen.