Hochsicherheits-Spiel im DFB-Pokal Sorgen vor dem Duell Eintracht gegen Darmstadt
Nach zahlreichen Vorfällen rechnen Szene-Kenner mit Ausschreitungen rund um das Pokalspiel zwischen der Eintracht und Darmstadt. Das größte Krawall-Risiko lauert bei der Anreise der Lilien-Fans mit dem Zug.
Die Vorzeichen verheißen nichts Gutes. Seit Tagen halten immer neue Vorfälle rund um das Hessen-Duell im DFB-Pokal zwischen Eintracht Frankfurt und Darmstadt 98 die Polizei in Atem. Ende vergangener Woche besprühten Eintracht-Anhänger großflächig die Scheiben des Lilien-Fanshops in der Darmstädter Innenstadt mit den Frankfurter Vereinsbuchstaben "SGE". Im Gegenzug übermalten Darmstädter Fans große Graffitis der Ultras Frankfurt und wohl auch der Eintracht-Hooligan-Gruppe Brigade Nassau. Kenner der Szene sprechen von ernsten Anzeichen für eine Eskalation.
Diese hätte es in der Nacht zum Samstag fast schon gegeben. Rund 100 teils vermummte Personen hatten am Bahnhof des südhessischen Bickenbach etwa 250 Darmstädter Anhängern auflauern wollen, die auf dem Weg zurück vom Lilien-Spiel in Sandhausen waren. Die Besatzungen von 30 herbeigeeilten Polizei-Einsatzwagen konnte die drohende Massenschlägerei jedoch im letzten Augenblick verhindern. Nun gibt es die Sorge, dass es am Dienstag rund um das Pokalspiel knallen wird.
Die Polizei begleitet das Duell mit einem Großaufgebot. "Eines ist ganz klar: Wenn diese beiden Risiko-Fanszenen aufeinandertreffen, dann kann das in Gewalt münden. Deswegen sind wir am Dienstag schon relativ frühzeitig mit Einsatzkräften im Stadtgebiet präsent", sagte Thomas Hollerbach, Sprecher der Polizei Frankfurt, dem hr-sport. Man arbeite sehr eng mit der Polizei in Darmstadt und der Bundespolizei zusammen. Sorge bereitet den Sicherheitskräften auch die Tatsache, dass die Lilien-Anhänger in Frankfurt möglicherweise von Fans von Young Boys Bern unterstützt werden könnten.
Das größte Krawall-Risiko lauert bei der Anfahrt der Lilien-Fans
Die Bundespolizei ist deshalb verstärkt im Einsatz, weil die Anreise der Darmstädter Fans Sorge bereitet. Über 1.000 Lilien-Anhängerinnen und Anhänger werden mit einem Sonderzug aus Darmstadt direkt zum S-Bahnhof nahe des Frankfurter Stadions reisen. Da sich immer mehr Darmstädter Fans für die Bahn-Variante gemeldet hatten, wird es - aller Voraussicht nach - noch einen zweiten Sonderzug geben. Polizei-Sprecher Hollerbach: "Im Zug sind Beamtinnen und Beamte der Bundespolizei mit dabei, um die Fans zu schützen."
Zudem wird die Polizei alles unternehmen, damit der Zug weder von außen noch von innen außerhalb eines Bahnhofs zum Stehen gebracht wird. Entsprechende Gerüchte kursieren. Doch eine Massenschlägerei auf offener Strecke soll unbedingt verhindert werden. Nach der Ankunft am Frankfurter S-Bahnhof am Stadion wird ein großes Polizei-Aufgebot die Lilien-Zuschauer Richtung Arena begleiten. "So wollen wir verhindern, dass es zu Angriffen aus dem nahen Wald auf die Darmstädter Fans kommt", sagte Hollerbach.
Zweites Problemfeld: Trennung der Fangruppen im Stadion
5.100 Lilien-Fans haben offiziell eine Eintrittskarte für das Pokalspiel bei der Eintracht erhalten. Daneben wird geschätzt, dass sich 1.000 bis 2.000 Anhängerinnen und Anhänger zusätzlich Tickets über Freunde und Bekannte im Raum Frankfurt besorgt haben. Diese Karten könnten insofern zu einem Problem werden, als dass sie außerhalb des offiziellen Gäste-Fanblocks liegen. Sollten diese Darmstädter Fans in der Nähe des Gästeblocks sitzen, ist das für Eintracht-Vorstand und Justiziar Philipp Reschke kein Problem.
"Wir sind da grundsätzlich eher ein liberales Stadion und nicht so wie die englischen Stadien. Aber es ist auch klar, dass Fans in Gäste-Farben, die in der Nähe des Heim-Fanblocks sitzen, von dort in die Puffer-Blöcke, die wir eingerichtet haben, gebracht werden, oder - wenn noch Platz ist - in den Gäste-Bereich", sagte Reschke. So sollen Auseinandersetzungen zwischen den Fangruppen - beispielsweise bei einem besonders intensiven Torjubel - verhindert werden.
Insgesamt hat die Eintracht sicherheitstechnisch für das Darmstadt-Spiel noch mal aufgestockt. Weit mehr als 1.000 Security-Mitarbeiter sind in und rund um das Stadion im Einsatz. Reschke: "Bei einem solchen Spiel mit einer besonderen Brisanz ist von allem, was wir haben, ein Schluck mehr dabei."
Eintracht- und Darmstadt-Verantwortliche hoffen auf Fußballfest
Das Fußballspiel soll im Mittelpunkt stehen. Das wünschen sich die Verantwortlichen beider Klubs. Eintracht-Vorstand Reschke: "Wir sind konzentriert, aber nicht in echter Sorge. Es gibt eine gute Zusammenarbeit aller Verantwortungsträger für die Sicherheit." Auch Darmstadt-Präsident Rüdiger Fritsch sieht dem Pokalfight positiv entgegen. Natürlich sei die Rivalität da. Die spürt Fritsch auch in seinem persönlichen Umfeld, vor allem in seiner Kanzlei in Frankfurt.
"Ich habe mit vielen Eintracht-Fans zu tun. Das mit den gegenseitigen Sprüchen wird kurz vor dem Spiel schon intensiver, diese Rivalität macht aber richtig Spaß. Die Frotzeleien gehören dazu." Doch Fritsch weiß natürlich, dass es rund um das Derby nicht überall so harmonisch zugehen wird: "Sinnvollerweise wäre es schön, wenn wir das Spiel ohne besondere Aggressionen und Gewalt rumkriegen würden."
Diese Hoffnung hat auch die Polizei. Deren Einsatz ist mit dem Schlusspfiff des Spiels indes nicht vorbei. Frankfurt oder Darmstadt. Ein Team wird verlieren, das liegt in der Natur eines Pokalspiels. Hollerbach: "Nach dem Spiel ist noch einmal ein kritischer Zeitpunkt, je nachdem, wie das Spiel ausgeht. Da gibt es Örtlichkeiten, die erfahrungsgemäß von Fans in der Stadt aufgesucht werden. Da werden wir dann nochmal ganz genau hingucken."