Sieg in Stuttgart Eintracht steht nach Leistungsexplosion in der zweiten Hälfte im Pokalfinale
Eintracht Frankfurt taumelte und wackelte in Stuttgart, doch kämpfte sich nach der Pause mit dem Pokal-Willen zurück in die Partie - und damit nach Berlin. Die Rückkehrer und ein Gescholtener werden zu den Matchwinnern.
Eintracht Frankfurt hat das Pokalfinale in Berlin erreicht. Am Mittwochabend gewann das Team im Halbfinale beim VfB Stuttgart mit 3:2 (0:1). Tiago Tomás brachte den VfB in Front (19.), durch einen Doppelschlag von Evan N'Dicka und Daichi Kamada drehte die Eintracht das Spiel (51., 54.). Randal Kolo Muani erhöhte mit einem Elfmeter (77.), Enzo Millot verkürzte nur noch (83.).
Frankfurts Trainer Oliver Glasner konnte neben N'Dicka und Muani auch wieder auf Djibril Sow zurückgreifen. Aurelio Buta, Ansgar Knauff und Rafael Borré saßen erst einmal genauso auf der Bank wie der zuletzt wieder zurückgekehrte Jesper Lindström. Die Hessen gingen zu Beginn zumindest entschlossener als zuletzt in der Bundesliga zu Werke - mitunter zu entschlossen für die Begriffe des Schiedsrichters. Nach fünf Minuten holten sich Sow und Mario Götze bereits jeweils eine Verwarnung ab.
Eintracht lässt Tomas freistehen
Nach einer Viertelstunde schlug das Pendel aber immer mehr in Richtung der Gastgeber, die schließlich mit einfachsten Mitteln die Frankfurter überrumpelten. Einen Longline-Ball der Stuttgarter über den rechten Flügel ersprintete Josha Vagnoman. Der deutsche Neu-Nationalspieler legte den Ball von der Grundlinie aus in den Rücken der Abwehr, wo die Eintracht Tomás vollkommen freistehen ließ. Der Angreifer konnte sich den Ball mit der Sohle vorlegen, um ihn dann mit voller Wucht und der Hilfe des Innenpfostens ins kurze Eck zu setzen (19.).
Frankfurt wirkte nun wieder stark verunsichert und spielte ohne Stringenz nach vorne. Mit wenigen Ausnahmen: In der 31. Minute kam das Team nach schnellem Angriff zu einem Abschluss von Kapitän Sebastian Rode neben das Tor. Sieben Minuten später hätte es in einer strittigen Szene Elfmeter wegen eines Fouls an Kolo Muani geben können. Der VfB agierte aber insgesamt zwingender und zielstrebiger. Zunächst rettete Torwart Kevin Trapp gegen Silas Mvumpa (35.), hatte vor der Pause aber Glück, als Tomas einen Abpraller von ihm nicht im Tor unterbringen konnte (45.+1.).
Frankfurt kommt furios aus der Kabine
Nach der Halbzeit kam Buta für Rode, Junior Dina Ebimbe rückte ins Zentrum. Und es kam unglaublicher Zug in die Eintracht: Sie belohnte sich für starke sechs Minuten nach dem Seitenwechsel mit dem 1:1, weil Kolo Muani eine Flanke geschickt auf N'Dicka zurücklegte und der den Ball kompromisslos ins Tor drosch (51.). Damit nicht genug: Vier Minuten später startete Kamada einen Sololauf bis zum Strafraum und schoss den Ball ins linke Eck - diesmal unter Mithilfe von VfB-Keeper Fabian Bredlow (54.). Es war eine Mischung aus individueller Klasse und wiedergefunder Pokal-Willensstärke, die die Eintracht zurück auf den Weg nach Berlin brachte.
Nun gewannen die Frankfurter die entscheidenden Zweikämpfen und behielten auch einen kühleren Kopf als die Stuttgarter. In der 76. Minute rückte der VfB bei einer Standardsituation komplett auf, Kamada rannte mit dem Ball durch die fast verwaiste gegnerische Hälfte und legte überlegt auf den mitgelaufenen Kolo Muani, der nur noch von Bredlow mit einem Foul gestoppt werden konnte. Den berechtigten Elfmeter verwandelte der Franzose höchstselbst (77.).
Platzverweis für den VfB
Danach sah es zunächst so aus, als würde die Eintracht das Spiel sicher nach Hause bringen. Doch eine erneute Unachtsamkeit im eigenen Sechzehner bestrafte Millot mit einem Schlenzer zum Anschluss (83.). Die Hausherren schwächten sich jedoch umgehend durch den Platzverweis nach einem rüden Foul von Borna Sosa selbst (84.). Als N'Dicka kurz vor dem Ende einen Ball an der Seitenlinie ins Aus grätschte, stand er auf und ruderte mit den Armen zum Publikum. Viel mehr konnte man die zurückgewonnene Attitüde von Frankfurt in Knock-Out-Spielen nicht symbolisieren!
Doch es war immer noch nicht Schluss: In der Nachspielzeit klatschte der Ball Buta im eigenen Strafraum wohl an den Arm, der Schiedsrichter schaute sich die Situation am Monitor an, aber entschied sich gegen einen Strafstoß. Glück für die Eintracht, gefolgt von Glückseligkeit, denn dann war Schluss - und Frankfurt wieder in Berlin.