So bringt sich die Eintracht im XS-Trainingslager in Schuss

Eintracht Frankfurt arbeitet im österreichischen Windischgarsten am Feinschliff für die kommende Saison. Der Ort des Trainingslagers ist fast schon mystisch, die erste Einheit verlief am Sonntag noch im Schongang. Ein Überblick.  

Eintracht-Training in Windischgarsten
Eintracht Frankfurt weilt wieder einmal in Windischgarsten. Bild © Jan Huebner/Voigt
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Eintracht Frankfurt bereitet sich ab diesem Sonntag vor der malerischen Kulisse des Toten Gebirges auf die kommende Saison vor. Die Hessen gastieren wieder einmal in Windischgarsten und wollen auch in diesem Sommer den besonderen Geist der oberösterreichischen Gemeinde für sich nutzen. Viel Zeit bleibt dem Team von Trainer Dino Toppmöller dafür allerdings nicht. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Trainingslager:

Wer ist alles dabei?

Als der Eintracht-Tross am Sonntagmittag bei bestem Wetter in Windischgarsten vorfuhr, entstiegen dem Mannschaftsbus insgesamt 30 Spieler. Bis auf Jerome Onguene und Ragnar Ache, die sich einen neuen Verein suchen sollen und die Reise nicht mitantraten, kommen alle verfügbaren Profis in den Genuss einiger Tage in den Bergen. Da Sportdirektor Timmo Hardung am Samstag im Gespräch mit dem hr-sport klarstellte, dass das Aufgebot am Ende aus maximal 26 Spielern bestehen soll, ist allerdings auch klar, dass einige der Mitreisenden auf Bewährung und um ihre Zukunft bei den Hessen spielen und trainieren werden.

Erfreulich: Ansgar Knauff, der sich nach einem Schlüsselbeinbruch noch in der Reha befindet, ist auch vor Ort dabei.

Wie lief der erste Tag?

Trainer Toppmöller bat sein Team am Sonntag um 16 Uhr bei schweißtreibenden 30 Grad zur ersten Einheit auf den Platz, zog das Tempo dabei aber noch nicht an. In Abwesenheit von Tuta, der wegen einer leichten Gehirnerschütterung nicht am Training teilnahm, und Robin Koch, der wegen Adduktoren-Problemen pausierte, durften sich die Spieler 45 Minuten lang beim "5 gegen 2" etwas austoben. Danach war schon wieder Feierabend.

Einzig Ansgar Knauff, der nach einem Schlüsselbeinbruch schon erstaunlich weit ist, absolvierte eine längere individuelle Einheit auf dem Platz. Als seine Teamkollegen schon lange wieder im kühlen Fitness-Zelt waren, schlug der Rechtsaußen unter Anleitung von Toppmöller zahlreiche Flanken auf Rafael Borré. "Es war alles ohne Körperkontakt, aber wir führen ihn langsam wieder ran", so Toppmöller. "Wir freuen uns, dass er schneller wieder fit ist."

Wie lange geht das Trainingslager?

Der neue Trainer Dino Toppmöller, der noch gar nicht da war, als das Quartier in Windischgarsten gebucht wurde, hat der Auswahl des Ortes zwar ohne Murren zugestimmt. Der ursprünglich angedachte Aufenthalt von Sonntag bis Sonntag wurde in den vergangenen Wochen jedoch noch einmal über den Haufen geworfen.

Statt insgesamt sieben Übernachtungen wird es nur fünf geben. Die Hessen reisen Sonntagnachmittag an und Freitagvormittag schon wieder ab. "Das ist das kürzeste Trainingslager, das ich je erlebt habe", sagte Torhüter Kevin Trapp bei EintrachtTV. Windischgarsten in Windeseile.

Warum nur fünf Tage?

Der Grund für die frühzeitige Rückkehr in die Heimat ist ein Testspiel am Freitagnachmittag (14.30 Uhr) im Stadion Grödig (Salzburger Land) gegen Vitesse Arnheim. Die Eintracht spart sich nach der rund 90-minütigen Anreise den Weg zurück ins Hotel und fährt im Anschluss an die Partie direkt nach Frankfurt.

Was ist auf dem Platz geplant?

Vor dem Testspiel steht erst einmal allerlei Plackerei auf dem Programm. Trainer Toppmöller hat in fünf Tagen insgesamt acht Trainingseinheiten angesetzt, die Hälfte davon wird hinter verschlossenen Türen und Toren stattfinden. Stichwort: Geheimtraining. Es gilt, körperlich in Schuss zu kommen und gleichzeitig die Ideen des neuen Übungsleiters zu verinnerlichen. "Die Vorbereitung ist recht kurz, wir müssen versuchen, relativ viel Input in diese Zeit zu geben", betonte Coach Toppmöller im Vorfeld. Eine Herausforderung für Körper und Geist.

Trainingsplätze der Eintracht in Windischgarsten
Hier feilt die Eintracht an Taktik und Fitness. Bild © Imago Images

Was ist neben dem Platz geplant?

Besonders wichtig für alle Fans: Das traditionelle Handkäs-Frühstück mit Deftigem und Alkoholhaltigem wird es natürlich auch dieses Mal geben. Ob sich wie im vergangenen Jahr auch Spieler an der Frankfurter Delikatesse erfreuen müssen (oder dürfen), entscheidet sich wohl spontan.

Klar ist hingegen schon jetzt, dass die verfrühte Abreise des Eintracht-Trosses dazu führt, dass das berühmtberüchtigte Internationale Lederhosenfest ohne hessische Beteiligung stattfinden muss. Die alljährliche Verwandlung des ruhigen Urlaubsortes in eine Partymeile startet genau an dem Tag, an dem die Eintracht das Weite sucht. Ob das nun sehr gute oder sehr schlechte Planung ist, darf jeder selbst entscheiden.

Warum eigentlich Windischgarsten?

Die Eintracht und Windischgarsten verbindet trotz des Lederhosenfest-Fauxpas inzwischen eine ganz besondere Beziehung. Der hessische Reisetross macht in diesem Jahr bereits zum fünften Mal Station in der 2.000-Einwohner-Gemeinde und hofft wie bei jedem der Besuche zuvor auf einen Schub für die Saison. "Immer, wenn wir hier waren, haben wir in der anschließenden Saison gute Erfahrungen gemacht", sagte Ex-Sportdirektor Bruno Hübner schon 2019 – und hatte damit nur teilweise Recht.

Nach dem ersten Besuch 2012 marschierte die Eintracht unter Armin Veh als Aufsteiger bis in die Europa League. Nach dem zweiten Besuch 2015 retteten Niko Kovac und Haris Seferovic die Eintracht in der Relegation vor dem Abstieg. Die Saison 2019/2020 begann in Windischgarsten und endete im Corona-Chaos. Auf den vorerst letzten Trip in die Berge im vergangenen Sommer folgte immerhin die Teilnahme am DFB-Pokalfinale und die turbulente Trennung von Oliver Glasner. Was Hübner besser gesagt hätte: Immer, wenn die Eintracht in Windischgarsten war, ist in der anschließenden Saison etwas Spektakuläres passiert.

Wo residiert die Eintracht?

Wie immer im Hotel Dilly. Die mondäne, aber nicht abgehobene Unterkunft ist bei vielen Teams beliebt und lag besonders Ex-Eintracht-Trainer Adi Hütter sehr am Herzen. "Er wollte unbedingt hierherkommen", erzählte Hotelchef Horst Dilly einst dem hr-sport. Was Hütter, der eigenen Angaben zufolge schon mit verschiedenen Teams in Windischgarsten residierte, überzeugte? Neben der Gastfreundschaft der Dilly-Familie vor allem die beiden Rasenplätze in Laufnähe zum Hotel, der offene Fitnessraum mit Ergometern und die obligatorischen Eistonnen. All das gibt es in Windischgarsten. Die berühmten "Top-Bedingungen" also.

Hotel Dilly in Windischgarsten
Hier wohnt die Eintracht. Bild © Imago Images

Was passiert nach dem Trainingslager?

Nach dem Toppmöllerschen Bootcamp, dem Testspiel und der Rückkehr nach Frankfurt bleibt der Eintracht noch eine knappe Woche zur Akklimatisierung, ehe am 5. August die große Saisoneröffnung ansteht. Die Hessen treffen vor natürlich ausverkauftem Haus auf Premier-League-Klub Nottingham Forest und präsentieren sich erstmals in dieser Saison offiziell den Fans. Acht Tage später geht es zum Erstrunden-Match im DFB-Pokal zu Lok Leipzig, wiederum eine Woche danach kommt es zum Bundesliga-Auftakt-Derby gegen Darmstadt 98.

Quelle: hessenschau.de