Sportliche Wiederauferstehung nach Pokal-Pleite So gelang der Eintracht die Bayern-Demontage
Erst fliegt Eintracht Frankfurt hochkant aus dem DFB-Pokal, dann zerlegen die Hessen den Rekordmeister aus München nach allen Regeln der Kunst. Der Sieg hat auch etwas mit einer deftigen Ansprache dazwischen zu tun.
Eigentlich gab es für das, was am Samstagnachmittag im Waldstadion passierte, nicht wirklich eine Erklärung. Da gewann doch tatsächlich genau die Eintracht-Mannschaft, die nur drei Tage zuvor beim Drittligtisten in Saarbrücken sang- und klanglos mit 0:2 im Pokal ausgeschieden war, furios mit 5:1 gegen den zuvor in der Liga noch ungeschlagenen FC Bayern. Und doch passierte in den knapp drei Tagen bei den Frankfurtern eine Menge. Zumindest genug, um die Bayern nach allen Regeln der Kunst auseinander zu nehmen.
Zum einen gab es erst einmal was auf die Ohren. Genauer gesagt: eine kleine Wutrede. Von Sportvorstand Markus Krösche persönlich. Nach dem Sieg gegen die Münchner wollte der 43-Jährige zwar nicht genauer auf die Unterredung eingehen, sprach nur davon, dass man manchmal "Dinge in Erinnerung rufen" müsse. Wie aber zu hören ist, wurde der Frankfurter Sportvorstand am Tag nach der desaströsen Saarbrücken-Pleite vor den Profis deutlich. Der Tenor: So geht's nicht.
Die Erwartung: ein Sieg gegen die Bayern
Aus einem guten Grund. Denn mit der Saarbrücken-Pleite war das Maß endgültig voll, schon das Augsburg-Spiel zuvor war erschreckend schwach und blutleer. Den Spielern wurde nach hr-sport-Informationen klar aufgezeigt, dass sie sich die Situation, in der sie nun steckten, selbst zuzuschreiben haben. Und es kam eine weitere Ansage von Krösche. Seine klare Erwartung an die Spieler: ein Sieg gegen die Bayern.
Und der gelang dann tatsächlich. Auch weil Trainer Dino Toppmöller genau den richtigen Ansatz wählte. "Wir wollten emotional Fußball spielen und nach vorne spielen", betonte der Eintracht-Coach nach dem Spiel. "Es war heute in allen Belangen top." Toppmöller wählte nach dem Pokal-Aus eine mutige Aufstellung, setzte die Münchner vom Start weg unter Druck, attackierte den Rekordmeister weit in deren eigener Hälfte. Der Plan ging auf. "Wir waren extrem gut vorbereitet auf den Gegner", erklärte er. "Und dann ist alles aufgegangen."
Toppmöller geht an der Seitenlinie mit
Toppmöller selbst spielte während der Partie ebenfalls eine Rolle. Wirkte der 43-Jährige in Saarbrücken noch phasenweise wie erstarrt ob des Gezeigten auf dem Rasen, trieb er sein Team gegen die Bayern immer wieder lautstark und gestenreich an. "Ich kann nicht von den Jungs eine Reaktion verlangen, wenn wir als Trainerteam dann nur auf der Bank sitzen und dem Spiel zuschauen", erklärte Toppmöller über sein eigenes Auftreten. "Es war wichtig, dass die Jungs merken, dass draußen einer ist, der für sie da ist." Das zeigte Wirkung.
Und so könnte das Pokal-Aus, so schmerzhaft und unnötig es war, auch etwas Gutes bewirkt haben. Die noch junge Eintracht-Mannschaft weiß spätestens jetzt, dass zu lasche Auftritte bestraft werden. "Wir können das Aus mit dem 5:1 nicht wettmachen", sagte Toppmöller zwar, erklärte aber auch: "Ich hoffe, dass uns der Sieg auf der Seele gut tun wird. Wir haben heute die Grenze im Kopf verschoben." Die Hoffnung aller bei der Eintracht bleibt freilich, dass es einen weiteren Rückfall nicht mehr geben wird.
Das nächste Bundesliga-Spiel wird auf jeden Fall wieder eine echte Prüfung. Am Sonntag tritt die Eintracht beim Tabellenführer Bayer Leverkusen an und da hatten die Frankfurter in der Vergangenheit äußerst selten eine Chance. "Wenn man die Saison von Leverkusen bislang sieht, dann ist das absolut herausragend. Das wird ein brutales Spiel", ordnete Toppmöller schon mal ein. Aber wie die Eintracht aktuell so drauf ist, ist auch beim Tabellenführer alles drin. Und vielleicht hallt die Wutrede von Krösche in den Ohren der Spieler ja noch nach.