So entstehen 20.000 Stehplätze für Eintracht-Fans
Bei Eintracht Frankfurt hat der Stadion-Ausbau begonnen, die zweitgrößte Stehplatz-Kurve Deutschlands nimmt Formen an. Wie ist der Zeitplan? Wer übernimmt die Kosten? Und was passiert mit den Dauerkarten im Oberrang? Ein Überblick.
Wer bei den Heimspielen von Eintracht Frankfurt in den vergangenen Wochen genau hingesehen hat, dem fielen in der Nordwestkurve einige freie Sitzplätze auf. Der Balkon zwischen Unter- und Oberrang blieb komplett frei, auch die Logen waren nicht besetzt. Ein ungewohntes und angesichts des sportlichen Höhenflugs seltsames Bild. Ein Bild, das allerdings einen guten Grund hat. Denn der Ausbau des Stadions hat trotz des laufenden Betriebs in der Bundesliga und der Champions League längst begonnen. Die zweitgrößte Stehplatz-Kurve Deutschlands nimmt Formen an.
Doch wann ist der Bau eigentlich abgeschlossen? Wo sind die Fans hin, die normalerweise den Balkon bevölkern? Und wird es weitere Einschränkungen geben? Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.
- Warum baut die Eintracht das Stadion aus?
- Was wird umgebaut?
- Wie viele Stehplätze wird es geben?
- Wie viele Zuschauer passen bei der EM ins Stadion?
- Wie ist der Zeitplan?
- War der Umbau während des Spielbetriebs schon spürbar?
- Wird auch an der Infrastruktur gearbeitet?
- Was kostet das und wer zahlt das?
- Was passiert mit den Dauerkarten im Oberrang?
Warum baut die Eintracht das Stadion aus?
Ganz einfach: Die Eintracht will ein größeres Stadion und zukünftig vor noch mehr Fans spielen. Der Zuschauer-Boom, der vor allem in der vergangenen Saison durch die berauschenden Nächte in der Europa League ausgelöst wurde, hält weiter an. Auch in dieser Spielzeit sind nahezu alle Partien ausverkauft. Die Kapazität soll deshalb von 51.500 auf knapp 60.000 erhöht werden. "Wir haben lange dafür gekämpft", sagte Vorstand Axel Hellmann bei der Vorstellung des Vorhabens. Koordiniert wird das Projekt von der städtischen Sportpark Stadion GmbH.
Was wird umgebaut?
Die Nordwestkurve, also die Heimat der Frankfurter Fans, erhält eine Generalüberholung und wird zu einer kompletten Stehplatz-Tribüne. Um das zu ermöglichen, wird der Oberrang ein Stück nach unten verlängert, wie Clarissa Böckl, die Geschäftsführerin des Sportparks, gegenüber dem hr-sport erklärte. Die Unterteilung zwischen Oberrang und Unterrang wird es zwar weiterhin geben, optisch entsteht aber eine zusammenhängende Fläche.
Wie viele Stehplätze wird es geben?
In der neuen Nordwestkurve sollen nach Fertigstellung des Umbaus knapp 20.000 Fans Platz finden, um ihr Team anzufeuern. Aktuell gibt es schon 7.000 "Steher" in den Blöcken im Unterrang, im Oberrang werden offiziellen Rechnungen zufolge rund 12.900 weitere hinzukommen. Die Eintracht hätte dann die zweitgrößte Stehplatz-Kurve der Bundesliga. Mehr gibt es nur bei Borussia Dortmund: Dort stehen auf der Südtribüne insgesamt 24.454 Anhänger und Anhängerinnen.
Wie viele Zuschauer passen bei der EM ins Stadion?
Man hätte es fast vergessen: Aber im Sommer 2024 wird die Europameisterschaft in Deutschland – und damit auch in Frankfurt ausgetragen. Da bei einer EM, so ist das eben, Stehplätze weiter verpönt sind, werden die insgesamt fünf Spiele leider nicht vor 60.000 Fans ausgetragen. Da die Nordwestkurve aber jederzeit wieder in eine reine Sitzplatz-Tribüne umgewandelt werden kann und durch den Umbau auch bei diesem Modell die Kapazität um 1.600 Sitzplätze steigt, sind es immerhin 50.100.
Wie ist der Zeitplan?
Die vorbereitenden Arbeiten haben schon vor Wochen begonnen, in der WM-Pause laufen die Arbeiten auf Hochtouren. Das Fundament des neues Stadion-Herzstücks soll bis Mitte Januar stehen, bis zum ersten Heimspiel mit 60.000 Fans dauert es aber bis zur kommenden Spielzeit. "Die Kapazitätserweiterung soll zu Beginn der Saison 2023/24 abgeschlossen sein." Alle Werkzeuge fallen lassen können die Bauarbeiter aber auch dann noch nicht. Einzelne Optimierungen könnten bis nach der EM 2024 dauern, so Böckl.
War der Umbau während des Spielbetriebs schon spürbar?
Ja, definitiv. Wegen der Verlängerung des Oberrangs fielen – wie bereits erwähnt – einige Logen und der Bereich zwischen Ober- und Unterrang weg. Insgesamt waren rund 1.100 Sitz- sowie 65 Logenplätze betroffen. Die zwei unmittelbaren Folgen: Die dort normalerweise sitzenden Fans haben Ausweich-Plätze im Stadion zugewiesen bekommen, die Kapazität sinkt vorübergehend von 51.500 auf knapp 50.400.
Wird auch an der Infrastruktur gearbeitet?
Auf jeden Fall. Mehr Zuschauer bedeuten mehr Hunger und Durst. Mehr Hunger und Durst bedeuten mehr menschliche Bedürfnisse. Dementsprechend entstehen im Bereich der Nordwestkurve zwei neue Kioske, 80 neue Toiletten und zehn sogenannte Urinal-Rinnen.
Was kostet das, und wer zahlt das?
Ursprünglich war ein Rahmen von zehn bis 13 Millionen Euro für den Umbau veranschlagt. Laut Sportdezernent Mike Josef (SPD) zeichnet sich ab, dass das Projekt teurer wird. Eine Gesamtsumme sei noch nicht zu ermitteln, sagte Josef. Die Baukosten steigen wegen der hohen Inflation immens. Auch die städtische Sportpark GmbH, die die Kosten trägt, nennt keine konkreten Zahlen – erhält laut einem Beschluss des Stadtparlaments von Ende September aber zwölf Millionen Euro frisches Kapital von der Stadt. Wie viel von dieser Finanzspritze in das Waldstadion fließt, ist nicht bekannt.
Was passiert mit den Dauerkarten im Oberrang?
Eine Frage, die sicherlich viele Eintracht-Fans im Oberrang beschäftigt, ist die nach ihrer Zukunft im Stadion. Denn: Wo keine Sitzplätze mehr sind, kann es auch keine Sitzplatz-Dauerkarten mehr geben. Klar ist: Alle Betroffenen dürfen natürlich ihre Dauerkarte behalten, wie ein Eintracht-Sprecher betonte. Über die genaue Vorgehensweise werden alle Betroffenen im Winter schriftlich informiert. Ein ähnliches Modell wie den bereits Umgesetzten ist wohl wahrscheinlich. Wer stehen will, darf auch stehen.
hr4, 23.11.2022, 16.30 Uhr
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