Freikarten für Schule und Vereine Eintracht-Stadionbesuche werden zur Lotterie

Heimspiele von Eintracht Frankfurt sind aktuell in etwa so begehrt wie Konzerte von Adele oder Oasis. Sehr viele wollen hin, sehr viele stellen sich in digitale Ticket-Schlangen, sehr viele werden enttäuscht. Einen kleinen Trost gibt es jetzt für junge Fans.

Fans von Eintracht Frankfurt
So sehen Eintracht-Fans aus, die ein Ticket ergattern konntne. Bild © Imago Images
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Die (etwas) Älteren unter uns werden sich erinnern: Früher, und dieses früher ist noch gar nicht mal so lange her, da ging man einfach in einen Ticketshop und kaufte ein Ticket. Für Konzerte, den Weihnachtszirkus oder Eintracht Frankfurt. Event aussuchen, Platz bestimmen, bezahlen, hingehen. Bei großen Ereignissen gerne mal etwas im Voraus, zur Not reichte meist aber auch ein spontanes Erscheinen an den Tageskassen.

Diese Tageskassen gibt es bei der Eintracht sogar heute noch. Sie stehen vor dem Haupteingang und an der Wintersporthalle. Auch in der Nähe des Gästeblock-Eingangs soll es eine geben. Eintrittskarten für die berühmtberüchtigten Kurzentschlossenen kann man dort allerdings schon lange nicht mehr erwerben. Die Rollläden öffnen sich nur noch für Akkreditierungen oder hinterlegte Parkscheine. Sie wollen Tickets kaufen? Vielleicht nächstes Jahr wieder.

Eintracht-Hype kennt keine Grenzen

Wer aktuell einen Blick in den digitalen Ticketshop der Eintracht wirft, wird nämlich feststellen, dass dieser eigentlich dauerhaft geschlossen sein müsste. Für alle acht verbliebenen Heimspiele der Hinrunde wurde bereits der Vorverkauf gestartet, für alle acht Heimspiele sind aktuell keine Eintrittskarten mehr verfügbar. Selbst die Partie gegen den VfL Bochum Anfang November, gegen den 1. FSV Mainz 05 kurz vor Weihnachten oder gegen den FC Augsburg mitten im Dezember – wohlgemerkt: noch nicht einmal genau terminiert – waren innerhalb von Minuten ausverkauft. Fans von Adele oder Oasis kennen dieses Problem.

Woran das liegt? Ganz einfach: Die Kapazität wurde durch den Stadionumbau zwar auf 58.000 erhöht. Abzüglich der 35.000 Dauerkarten, des Gästekontingents sowie der VIP- und Logen-Plätze sind aber maximal noch 17.000 Tickets für Otto-Normal-Fans verfügbar. Mitglieder haben stets ein Vorkaufsrecht. Da es aber auch davon mittlerweile mehr als 140.000 gibt, übersteigt die Nachfrage das Angebot um ein Vielfaches. Der ursprünglich sehr löbliche Plan von Vorstandssprecher Axel Hellmann, durch die Stehplatz-Erweiterung wieder mehr junge Fans anzulocken, ist nicht aufgegangen.

"Die Mama und der Papa müssen abends beim Grillen zu den Nachbarskindern sagen können: 'Kommt, ich nehme euch morgen mit ins Stadion'", hatte Hellmann vor dem Start der Saison 2022/23 im Kicker seine Idee umrissen. Zwei Jahre später lässt sich festhalten: Sollten grillende Eltern in Frankfurt oder Umgebung diesen Satz aktuell irgendwo sagen, handeln sie sich entweder viel Ärger ein und sorgen für traurige Kinder. Oder sie gehen zum FSV Frankfurt. Dort, am schönen Bornheimer Hang, sind spontane Stadionbesuche weiter möglich. Regionalliga halt.

Ticketbörse ein Tropfen auf den heißen Stein

Immerhin: Die Eintracht, die durch den DFB-Pokal-Sieg 2018 und den Triumph in der Europa League 2022 immer mehr zu dem Kultclub wurde, der sie eigentlich nie sein wollte, steuert in Nuancen dagegen. Durch die Wiedereinführung der Ticketbörse, einer An- und Verkaufs-Plattform von Eintrittskarten zum Originalpreis, tauchen immer mal wieder Tickets im Shop auf. Vor allem in den Stunden vor Anpfiff können Interessierte – mit Glück, dem nötigen Kleingeld und dem richtigen Timing – fündig werden.

"Die Möglichkeit zur Teilhabe an unseren Heimspielen ist also für alle Kurzentschlossenen, ob Sitzer, ob Steher, ob groß oder klein auch sehr kurzfristig und variabel gegeben", sagte Vorstand Philipp Reschke dem Kicker. Zusammenhängende – und damit für Familien attraktive Tickets – gibt es allerdings so gut wie nie. Ein gemeinsamer Stadionbesuch mit Freunden oder Verwandten bleibt eine Herausforderung.

Freikarten für Schulen und Vereine

Seit diesem Montag gibt es zudem für die jüngsten Fans eine weitere Möglichkeit, auch ohne Dauerkarte oder Mitgliedschaft in den Genuss eines Heimspiels von Eintracht Frankfurt zu kommen. Laut einer Mitteilung können sich Jugend-Gruppen ab sofort auf bis zu 30 Stehplatz-Tickets pro Heimspiel bewerben. Einzige Voraussetzung: Die Anhänger oder Anhängerinnen müssen zwischen 14 und 21 Jahren alt und Teil einer Schulklasse oder eines Vereins sein. Besonderer Clou: Die Eintrittskarten sind kostenlos. Wie groß das Kontingent ist, ist allerdings nicht bekannt. Ohne großes Glück geht es also auch hier nicht.

Redaktion: Mark Weidenfeller

Sendung: hr1, Nachrichten,

Quelle: hessenschau.de