Einblicke aus dem Training Wie die Eintracht ihre Standardschwäche abstellen will

Die harmlosen Standards der Frankfurter Eintracht waren in der vergangenen Saison ein Running Gag. Coach Dino Toppmöller und seine Assistenten wollen das unbedingt ändern. Nur wie?

Mögen sich: Fares Chaibi und der ruhende Ball.
Mögen sich: Fares Chaibi und der ruhende Ball. Bild © Imago Images
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Am Sportskameraden Aurelio Buta verzweifelte Dino Toppmöller irgendwann. Diese Sache mit den Einwürfen, der Rechtsverteidiger von Eintracht Frankfurt wollte und wollte sie einfach nicht nach dem Gusto des Fußballlehrers umsetzen. Mal warf Buta zu kurz ein, dann die Linie entlang, dabei sollte er doch einfach dem entgegenkommenden Stürmer Hugo Ekitiké den Ball in den Fuß schmeißen.

So war es ausgemacht, so hatten es Toppmöller und dessen Assistenten zuvor am direkt am Trainingsplatz aufgestellten XXL-Bildschirm erklärt. "Stopp!", schrie der Coach also, "so doch nicht." Er redete auf Buta ein. Und siehe da: Beim dritten Versuch klappte er schließlich, dieser verflixte Einwurf.

Eintracht übt fleißig Standards

Am Donnerstag hatte Toppmöller seine Mannschaft eine knappe Stunde lang zum Standardtraining gebeten - und dies nicht wie sonst im Geheimen getan, sondern bei einer für die Medien öffentlichen Einheit. Insbesondere Stefan Buck, der für Standards hauptsächlich zuständige Co-Trainer, tat sich neben Toppmöller durch Ansagen der Abläufe hervor. Erst gab es die Theorie am Bildschirm, dann die Praxis auf dem Platz.

Neben Einwürfen, auch das will offenbar geübt sein, ging es natürlich in erster Linie um das Hereinschlagen von auf dem Boden ruhenden Bällen, von Ecken sowie Freistößen aus dem Halbfeld. Die drei Hauptprotagonisten an diesem Vormittag: Farès Chaibi, Mario Götze und Niels Nkounkou. Diejenigen Profis also, die die Bälle reihenweise vors Tor flankten.

Erbärmliche Ausbeute in der vergangenen Saison

Standards – ein missliches Thema rund um Eintracht Frankfurt. In der vergangenen Saison waren sie eine Schwäche, kaum Torgefahr, keine Tore. Anfang Mai gelang den Hessen nach 256 (!) vergeblichen Versuchen gegen Leverkusen mal ein Treffer infolge einer kurz ausgeführten Ecke.

Es war das erste Bundesliga-Tor nach einer Ecke seit dem 5. November 2022. Überspitzt ausgedrückt: Ruhte der Ball im Stadtwald, schoss der Getränkekonsum an den Kiosken nach oben. Hoffnung auf Erbauliches machte sich irgendwann kein Fan mehr. Standards? Ein Running Gag!

Die Eintracht wächst in die Höhe

Das soll sich – wie so Vieles – ändern. Durch Training, aber auch durch bessere Kopfballspieler. So bringt die Frankfurter Mannschaft künftig durchaus Stärke in der Luft mit. Robin Koch kann das, Ellyes Skhiri, mit Abstrichen Hugo Ekitiké, vor allem aber die Neuen Rasmus Kristensen, Igor Matanovic, Aurèle Amenda und Konstantinos Koulierakis (wenn er denn bald da ist). Die Eintracht wächst in die Höhe.

Bisher sah das bei Standards in der Vorbereitung schon recht ordentlich aus: Beim Test gegen den FSV Frankfurt schädelte Matanovic einen Eckball ins Netz, in den USA gegen Louisville war nach einer Ecke Skhiri erfolgreich. Auch staubte Tuta gegen den FSV einen Omar-Marmoush-Freistoß ab. Chaibi verwandelte in Mexiko gegen den FC Juàrez einen Elfmeter.   

Videobeitrag

Die Tore des Testspiels Eintracht gegen FSV im Video

Igor Matanovic (links) war für die Eintracht im Test gegen den FSV gleich doppelt erfolgreich.
Igor Matanovic (links) war für die Eintracht im Test gegen den FSV gleich doppelt erfolgreich. Bild © Imago Images
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Selbstvertrauen holen gegen bewegungslose Verteidiger

Auch dem Übungsplatz ließ sich das am vergangenen Donnerstag zumindest vernüftig an. Immer wieder griffen Toppmöller oder Buck verbal ins Geschehen ein, erklärten den Spielern die Laufwege. Die sich stets wiederholende Forderung an die hereinlaufenden Akteure: "Warten, warten, dann im Vollsprint." Mit Erfolg.

Den allerletzten Versuch schlug Chaibi, ohnehin ja mit einem feinen Füßchen ausgestattet, in die Mitte, Kristensen stieg hoch und köpfte den Ball gekonnt ins Netz. Nahezu perfekt. "Ja, sehr gut", kommentierte auch Toppmöller und klatschte in die Hände. Einziges Manko, und das will an dieser Stelle ehrlicherweise noch erwähnt sein: Als Verteidiger hatten die Trainer lediglich vier bewegungslose Menschen-Attrappen im Strafraum platziert.

Quelle: hessenschau.de