Rechtsverteidiger vor Rückkehr in Startelf Wieso Eintracht-Profi Kristensen den FC Midtjylland stolz macht
Rasmus Kristensen trifft in der Europa League mit Eintracht Frankfurt auf seinen Heimatverein. Beim FC Midtjylland lernte er einst das Verteidigen - und gilt noch heute als Paradebeispiel für die Ideen des Clubs.
Beim FC Midtjylland schnürten bereits einige international erprobte Kicker ihre Stollenschuhe. Artem Dovbyk zum Beispiel, ein Stürmer, Marktwert 35 Millionen Euro, aktuell bei AS Rom. Oder früher: Rafael van der Vaart, der seine Karriere nicht in den Metropolen Madrid, Amsterdam oder Hamburg ausklingen ließ, sondern in Mitteljüdland. Selbst Max Meyer, der vermeintliche Schalker Jahrhundert-Schnicker (zumindest in der Selbstwahrnehmung), stand beim dänischen Club unter Vertrag. Oder auch der Ex-Frankfurter Vaclav Kadlec, ehrlicherweise aber doch eher ein internationales Leichtgewicht im Fußballmetier.
Wie auch immer: Stolz sind sie beim 2004 aus einer Fusion hervorgegangenen Verein ohnehin auf ganz andere Leute, auf ihre eigenen Leute. Jene Spieler also, die es aus der Akademie bis in die europäischen Topligen gepackt haben. Allen voran Simon Kjaer, zuletzt AC Mailand, sowie Rasmus Kristensen von Eintracht Frankfurt.
Früh entdeckt, in der Akademie gereift
Rasmus Nissen Kristensen, so sein voller Name, ist in Brande geboren, einem 7.000-Einwohner-Dorf, das nur 20 Autominuten entfernt liegt von der Spielstätte am Donnerstag (21 Uhr) in Herning. Wenn die Frankfurter Eintracht in der Europa League beim FC Midtjylland antritt, ist es für Kristensen ein Duell zwischen seiner neuen und der alten, größeren Liebe.
Denn der mittlerweile 27-Jährigen hat dem FC Midtjylland viel zu verdanken. Mit sechs Jahren begann er in seinem Heimatdorf gegen den Ball zu treten und geriet wenig später auf die Zettel des Proficlubs. Der hatte seine Akademie erst frisch aus der Taufe gehoben, arbeitete eng mit den umliegenden Dorfvereinen zusammen und wartete nur auf den Moment, den schon immer recht robusten Kristensen in die Organisation einzugliedern.
Kristensens fußballverrückte Verwandtschaft
Nissen, wie er in der Heimat oft gerufen wird, stammt aus einer Fußballerfamilie. Onkel Sigurd Kristensen spielte in Österreich für Sturm Graz, Cousin Leon Jessen unter anderem in Deutschland für den FC Ingolstadt und den 1. FC Kaiserslautern. Auch der Weg von Kristensen junior war vorgezeichnet. Er wechselte bald also aus Brande zu Herning Fremad, dem nächstgrößeren Partnerverein, und schließlich mit 14 Jahren zum FC Midtjylland.
Er gilt bis heute als Paradebeispiel für die Idee und Umsetzung der Jugendarbeit des vierfachen dänischen Meisters. "Er ist ein Allrounder mit großer Gelassenheit, die nur wenige Nachwuchsspieler haben" sagte vor vielen Jahren Kristian Bach-Bak, damals Trainer während Kristensens Profidebüt, heute Sportdirektor beim FCM.
Der Weg war vorgezeichnet, auch jener raus aus Dänemark. Schlicht zu gut wurde Kristensen. Er spielte fortan in Salzburg, in Amsterdam, in Leeds, in Rom und ist seit Sommer in Frankfurt am Ball. Er durfte unter Trainern wie José Mourinho (Fenerbahce Istanbul), Erik ten Hag (zuletzt Manchester United) oder auch Jess Thorup (FC Augsburg) lernen und ist bei der Eintracht ein wichtiges Puzzleteil der bisher so erfolgreichen Saison. "Er hat Mentalität reingebracht", sagt etwa Sportvorstand Markus Krösche, der den von Leeds United geliehenen Profi wohl gerne fest verpflichten würde.
Kristensen vor Rückkehr in Startelf
Technisch, keine Frage, gibt es bessere Rechtsverteidiger, Kristensen aber vereint ein ordentliches fußballerisches Niveau mit Zweikampfhärte und Anführerqualitäten. Zuletzt bremste ihn eine Oberschenkelverletzung aus, die aber überstanden ist. Er wird zum Frankfurter Kader in Dänemark gehören und gilt als heißer Startelfkandidat gegen seinen Ex-Club.
Zwar spielte Vertreter Nnamdi Collins konstant wie stark auf der rechten Defensivseite, der deutsche U21-Nationalkicker aber spielte eben auch sehr oft, hat allein im November sechs Partien nahezu über die volle Zeit in den Beinen. Kristensen und Collins werden sich künftig in aller Freundschaft einen harten Kampf um Einsatzminuten liefern. Es ist dies nicht weniger als die nächste Luxussituation für Eintracht-Trainer Dino Toppmöller.