Wintersportler am Main Eintracht startet in erste Bobsaison
Wintersport vor dem Frankfurter Skyline-Panorama? Na klar. Denn ab sofort hat Eintracht Frankfurt eine Bob-Sparte.
Statt einem Blick auf die Berge gibt es für Christoph Hafer in der Saisonvorbereitung erstmals die Frankfurter Skyline zu sehen. Der Olympia-Dritte im Zweierbob ist der erfolgreichste Pilot und das "Aushängeschild" der im März dieses Jahres gegründeten Bobsparte bei Eintracht Frankfurt.
Insgesamt 15 Sportlerinnen und Sportler haben sich auf der Sportanlage an der Hahnstraße in Frankfurt-Niederrad am Bundesstützpunkt der Leichtathletik, der nun auch "Bobstützpunkt Rhein-Main" ist, auf die Wintersaison vorbereitet. Am kommenden Wochenende steht im kanadischen Whistler der Weltcup-Auftakt an - und Hafer ist mit dabei.
"Als Team Hafer beim Weltcup"
Bei den internen Ausscheidungsrennen sicherte sich der 30 Jahre alte Oberbayer vor wenigen Wochen den dritten deutschen Startplatz neben den Top-Piloten Francesco Friedrich und Johannes Lochner. "Wir freuen uns sehr, dass wir uns als Team Hafer für den Weltcup qualifiziert haben und die Überseetour im Zweier und Vierer bestreiten können", sagt Landestrainer Tim Restle über den ersten großen Eintracht-Erfolg im Eiskanal.
Hafers Umzug von München nach Frankfurt kam eher zufällig. "Ein Anschieber von mir, Christian Hammers, trainierte schon bei Tim Restle. Als mein bisheriger Trainer ein Jobangebot in der Schweiz erhielt, wollte ich gerne in die Trainingsgruppe von Tim", berichtet Hafer, der mit 17 Jahren zum ersten Mal im Bob saß.
"Im Vordergrund steht das Athletiktraining"
Doch wie passt der Wintersport überhaupt ins schneearme Rhein-Main-Gebiet? "Grundsätzlich sind wir im Bobtraining gar nicht so sehr darauf angewiesen, eine Eisbahn zu haben. Im Sommer können wir ohnehin nicht Bobfahren. Im Vordergrund steht das Athletiktraining", erläutert Restle.
Der ehemalige Leichtathletik-Coach kam vor acht Jahren durch ein Casting für die Wok-Weltmeisterschaft von Entertainer Stefan Raab erstmals mit der Bob-Szene in Berührung. "Wir sind eine Schnellkraftsportart, bei der hohe Laufgeschwindigkeiten wichtig sind. Klassischerweise wird oft in der Leichtathletik rekrutiert. Die Sportler haben eine gute Grundausbildung", erzählt Restle. Nachdem der 39-Jährige ab 2014 zunächst in Wiesbaden mit ersten Leichtathleten am Umstieg von der Tartan- in die Eisbahn arbeitete, wechselte seine Trainingsgruppe im Frühjahr aufgrund besserer Trainingsbedingungen in die Mainmetropole.
"Ich bin in Frankfurt geboren und aufgewachsen"
Für Bob-Pilotin Maureen Zimmer eine Rückkehr in ihre Heimat. "Ich bin in Frankfurt geboren und aufgewachsen. Früher habe ich bei der Eintracht Leichtathletik betrieben", sagt die 25-Jährige. "Seit 2015/2016 sitze ich im Bob und seit 2019 an den Lenk-Seilen", so die Junioren-Weltmeisterin im Monobob.
In wöchentlich acht Einheiten wird an der Verbesserung der Beschleunigungs- und Kraftwerte gearbeitet. "Grundsätzlich ähnelt unser Training dem in der Leichtathletik. Wir haben zwei Schwerpunkte – der eine ist der läuferische Schwerpunkt, der andere das Krafttraining", sagt Restle. Schließlich muss der rund 170 Kilogramm schwere Bob schnell auf Touren gebracht werden.
"Das ist wie eine überdimensionale Skateboardbahn"
Zum Start der Saison ging es für Zimmer am vergangenen Wochenende zum Europacup ins norwegische Lillehammer, wo sie den Zweierbob auf Platz zwei und drei steuerte. Dass Zimmer bei Rennen nicht nur für Eintracht Frankfurt, sondern auch für den BSC Sachsen Oberbärenburg startet, hat praktische Gründe. "Wir bilden hier in Frankfurt hauptsächlich Anschieber aus. Wir können niemandem Fahren beibringen", erklärt Restle, bei dem auch die australische Bob-Pilotin Breeana "Bree" Walker trainiert.
Die Bedingungen am Stützpunkt sollen im nächsten Jahr durch den Bau einer Anschubbahn verbessert werden. "Das ist wie eine überdimensionale Skateboardbahn. Man schiebt den Schlitten auf Kufen oder Rollen und fährt dann runter und hoch", sagt Restle. Hafer freut sich schon darauf: "Das würde uns einen enormen Schub geben." Statt nur auf der Tartanbahn könnten sich die Bobsportlerinnen und -sportler dann auch auf einer Eisbahn in Frankfurt für den Winter präparieren.