Eintracht eine Woche vor Pokal-Auftakt Wo es hakt, wo es flutscht – und von wem Toppmöller mehr erwartet

Eine Woche vor dem Pokalspiel in Braunschweig ruckelt es bei der Eintracht. Hinten wie vorne muss Trainer Dino Toppmöller noch Probleme lösen. Gerade von zwei Hochbegabten wünscht er sich mehr Engagement.

Zwei Offensivkünstler mit Hang zum Stehenbleiben: Can Uzun und Hugo Ekitiké.
Zwei Offensivkünstler mit Hang zum Stehenbleiben: Can Uzun und Hugo Ekitiké. Bild © Imago Images
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Der FC Valencia erzielt das 2:1 gegen die Eintracht.
Der FC Valencia erzielt das 2:1 gegen die Eintracht. Bild © Imago Images
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Nach dem siebten Flug dieser Saison-Vorbereitung, der dritten Reise in ein anderes Land (USA, Mexiko, Spanien), sind die Fußballer des Bundesligisten Eintracht Frankfurt so ein bisschen auf dem hessischen Boden der Tatsache angekommen. Zwar weit entfernt von einer Bruchlandung, dafür taugte die 2:3-Niederlage beim FC Valencia am Samstag nicht, aber doch etwas unsanft. Trainer Dino Toppmöller jedenfalls war angefressen, hat wahrgenommen, dass die Pleite beim spanischen Vorjahresneunten auch höher hätte ausfällen können. Er vermisste gegenüber der Frankfurter Rundschau die "Killermentalität" in den entscheidenden Situationen, "und darauf habe ich keinen Bock mehr".

So souverän die Eintracht die niedrigen Hürden aus Juarez (zurzeit Tabellen-15. in Mexiko), Louisville (zweite US-Liga), Steinbach Haiger und FSV Frankfurt (beides Viertligisten) genommen hatte, so ruckelig lief es in Valencia gegen den ersten und einzigen Kontrahenten einer ähnlichen Kragenweite. Eine Woche vor dem Pokalspiel bei Eintracht Braunschweig (Montag, 19. August) muss Toppmöller in nahezu allen Mannschaftsteilen noch Probleme lösen.

Tor

Am wenigstens Kopfzerbrechen bereitet dem Coach die Besetzung zwischen den Pfosten. Dort hat Kevin Trapp seinen Platz sicher, dessen Jobbeschreibung aber längst über reine Handarbeit hinausgeht. Toppmöller forciert erneut das Aufbauspiel von hinten heraus.

Soll heißen: Trapp hat den Ball ständig am Fuß, soll diesen fast ausschließlich kurz zu seinen Mitspielern quer durch den Sechzehner passen. Lange Schläge sind allerletztes Mittel zur Befreiung. Bisher ging das gut, zu Trapps Stärken aber zählt das Fußballspielen nicht.

Abwehr

Wenn Toppmöller durchzieht, was er angefangen hat, wird die Eintracht vorwiegend mit einer Viererkette abwehren. Im eigenen Ballbesitz schieben die Außenverteidiger nach vorne, ein Sechser rutscht zwischen die Innenverteidiger, so dass mit drei Mann das Spiel entwickelt werden soll. So weit, so gut. Die personelle Besetzung der letzten Feldspielerreihe aber wirft Fragen auf.

Rechts ist Neuzugang Rasmus Kristensen, jetzt schon der lauteste Profi auf dem Platz, zwar gesetzt, im eigenen Ballbesitz schob er gegen Valencia aber derart weit nach vorne, dass die Rückwege sehr weit waren. Ähnlich stellte sich die Problematik auf links dar, wo Nathaniel Brown, ebenfalls neu, wohl die Nase knapp vor Niels Nkounkou hat. Brown und Nkounkou bringen ähnliche Profile mit, sie lieben den Vorwärtsgang und vernachlässigen mitunter den Weg zurück. Da wird die Form entscheiden – oder aber einer verringert sein Defizit. Brown jedenfalls scheint gewillt dazu.

Spannender als die Außenbesetzung ist jene der Mitte. Robin Koch bekommt einen der beiden Plätze, keine Frage. Der andere ist mittelfristig dem Bald-Neuzugang Konstantinos Koulierakis zugedacht. Bis dieser da und integriert ist, könnte die Stunde von Nnamdi Collins schlagen. Der 20-Jährige spielte eine stabile Vorbereitung, machte weniger Fehler als die Konkurrenten Tuta und Aurèle Amenda. Collins soll den an einer Leihe interessierten Clubs abgesagt haben, er wittert seine Chance. Bis zur gehobenen Bundesliga-Klasse aber ist für ihn noch Stück Weg zu gehen.

Defensives Mittelfeld

Die anfangs priorisierte Suche nach einem Sechser ist in der Hintergrund gerückt. Nicht deshalb, weil die potenziellen Stammkräfte derart stark auftrumpfen würden. Sondern eher, weil die bezahlbaren Alternativen rar sind. So wird Ellyes Skhiri als einziger gelernter Sechser die Runde beginnen.

Daneben hat wohl Mario Götze die Nase derzeit vor Hugo Larsson. Dem erfahrenen Duo Skhiri/Götze fehlte es jedoch schon vergangene Saison an Tempo und Vertikalität im Spiel. Ob’s nun besser wird? Auf Sicht sollte Larsson dringend und fix eingebaut werden ins Team.

Offensives Mittelfeld

Vier Kandidaten balgen sich um zwei Plätze: Farès Chaibi, Eric Dina Ebimbe, Ansgar Knauff und Can Uzun. Letzterer scheint den Sprung von der zweiten in die erste Liga noch nicht ganz gepackt zu haben, gerade in der Rückwärtsbewegung sind Defizite erkennbar. Ein Startelfeinsatz gegen Braunschweig käme überraschend. Toppmöller wünscht sich weniger Verspieltheit und mehr Zielstrebigkeit.

Über halblinks dürfte somit Chaibi auflaufen, der grundsätzlich ganz gut in Form ist, aber weiterhin sein Phlegma nicht konstant ablegen kann. Auf halbrechts betrieb Dina Ebimbe mit einem Tor in Valencia zwar Eigenwerbung, Knauff aber gehört zu den Lieblingsleuten von Toppmöller. Ein recht offener Konkurrenzkampf.

Angriff

Der Sturm vereint - im Gegensatz zur vergangenen Saison - wohl das größte Potenzial im Kader. Gegen Valencia begann Toppmöller mit der Doppelspitze Omar Marmoush und Igor Matanovic, was sich in Braunschweig wiederholen dürfte. Zum einen, weil Matanovic neben dem ohnehin gesetzten Marmoush mit einer starken Vorbereitung überzeugte. Zum anderen, weil Toppmöller mit Hugo Ekitiké nicht zufrieden ist. "Igor war in der Vorbereitung einfach besser", so Toppmöller in Richtung des Rekordeinkaufs.

An der Qualität des Franzosen kann es nicht liegen, da ist keine höher im Frankfurter Angriff. Schon nach dem USA-Trainingslager aber gab Toppmöller dem Stürmer den Hinweis, doch bitte mehr Engagement zu zeigen. Bisher offenbar erfolgslos. Die Option, das Trio gemeinsam attackieren zu lassen, ist für Toppmöller wohl keine: "Wenn alle offensiven Spieler auf dem Platz stehen wollen, müssen sie auch nach hinten arbeiten, aber das sehen wir momentan nicht." Eine nachvollziehbare Begründung. Einerseits. Andererseits schon irgendwie schade.

Quelle: hessenschau.de