So plant und tickt Eintracht-Coach Toppmöller

Die Fußstapfen sind groß, die Ziele ambitioniert: Dino Toppmöller will das Stadion zum Kochen bringen und Eintracht Frankfurt noch attraktiver machen. Das Trainerteam dafür steht, einige Fragen sind aber auch noch offen.

Dino Toppmöller von Eintracht Frankfurt
Dino Toppmöller (li.) hat mit Eintracht Frankfurt viel vor. Bild © Imago Images
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Eintracht Frankfurt – Dino Toppmöller ist neuer Cheftrainer

hs
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Zeit für eine Vorstellungs-Pressekonferenz, so ist das im schnelllebigen Fußball-Geschäft, hat Dino Toppmöller bislang nicht gefunden. Der 42-Jährige, der neun Tage nach dem letzten Pflichtspiel von Ex-Trainer Oliver Glasner die Nachfolge des Österreichers antrat, war in der Öffentlichkeit bislang weder zu sehen noch zu hören.

Die Geschichten von früher, als der Sohn von Bye-bye-Bayern-Klaus maßgeblichen Anteil am Aufstieg 2003 hatte, sind bekannt. Seine Pläne als Cheftrainer von Eintracht Frankfurt waren es bislang nicht. In einem vereinseigenen Interview brachte Toppmöller junior nun zwar zumindest etwas Licht ins Dunkel, viele Fragen sind aber weiterhin offen. Was bisher bekannt ist – ein Überblick.

Wer ist der Neue?

Dino Toppmöller, im Saarland geboren, ist 42 Jahre alt und bereits seit 2010 in wechselnden Funktionen und Ligen im Trainerbereich tätig. Der frühere Stürmer arbeitete zunächst als Co- oder Spielertrainer bei kleineren Clubs, ehe er 2016 das luxemburgische Team F91 Düdelingen übernahm und sensationell bis in die Europa League führte. Seit Sommer 2020 agierte Toppmöller an der Seite von Julian Nagelsmann bei RB Leipzig und dem FC Bayern.

Was hat Toppmöller bei Nagelsmann gemacht?

Toppmöllers vorrangige Aufgabe unter Ex-Bayern-Coach Nagelsmann war das Einstudieren und Vorbereiten von Standardsituationen. Ein Thema, das im heutigen Fußball wohl wichtiger nicht sein könnte und bei Eintracht Frankfurt vor allem in der vergangenen Saison immer wieder für große Probleme sorgte. Vorne zu harmlos, hinten zu anfällig.

Besonders interessant dabei: Das erste Frankfurter Gegentor der vergangenen Saison, ein Freistoß ins kurze Eck von Bayerns Joshua Kimmich, ging zu großen Teilen auch auf Toppmöller: "Wir haben seitliche Freistöße trainiert, und Dino hat dann gesagt: ‚Du kannst mal gucken, der Trappo steht immer ein bisschen höher. Da kann man es mal versuchen.‘ Und ich dachte, dann probiere ich‘s mal", sagte Kimmich nach dem Spiel bei DAZN. Trapp hatte falsch gestanden - und Toppmöller damit genau richtig gelegen.

Wie sieht sich Toppmöller selbst?

Klar ist, dass Toppmöller auf Dauer mehr wollte als ruhende Bälle und seine Stärke vor allem bei rollenden Bällen sieht. Sein größtes Interesse liegt dabei auf dem Kreieren und Herausspielen von Torchancen. "Wie ist unsere Spielidee? Welche Räume müssen besetzt sein, welche offen?", umriss er im Bayern-Podcast die zentralen Fragen seines Spiels.

Wichtig zudem: Toppmöller, der selbst lange Profi war, setzt auf flache Hierarchien: "Ich glaube auch, dass die Menschenführung etwas wichtiger ist als das reine Fachwissen. Der Spieler sollte dich als Trainer, aber auch als Mensch akzeptieren." Dass er fließend Französisch spricht, kann ihm bei der internationalen Frankfurter Truppe dabei nur helfen.

Wie beschreibt Toppmöller seine Idee von Fußball?

Ähnlich wie Papa Klaus, der in den 90er-Jahren den bis heute in Frankfurt legendären "Fußball 2000" spielen ließ, setzt auch Sohn Dino auf Spektakel. Sein primäres Ziel: Tore schießen und für Unterhaltung sorgen. "Wir wollen die Fans begeistern und emotionalisieren. Wir werden in jedem Heimspiel 60.000 Zuschauer haben, diese Energie wollen wir mitnehmen."

Heißt: Unter Toppmöller ist das Spiel nach vorne Trumpf, langweiliges Ballgeschiebe und Ergebnis-Verwalten soll es nicht geben. "Wir wollen natürlich versuchen, offensiven und attraktiven Fußball zu spielen." Worte, an denen sich Toppmöller messen lassen muss.

Und in der Defensive?

Blickt man auf Toppmöllers vergangene Stationen fällt auf, dass auch der neue Eintracht-Trainer am liebsten mit Viererkette spielen ließ. Ähnlich wie Adi Hütter und Oliver Glasner, die bei der Eintracht beide an diesem Experiment gescheitert waren und immer wieder zur Dreierkette zurückkehrten, bevorzugt Toppmöller zwei klassische Innenverteidiger, zwei klassische Außenverteidiger und einen waschechten und auf Defensiv-Aufgaben beschränkten Sechser.

Passt das Team zum Trainer?

Aktuell wohl noch nicht. Mit viel Fantasie könnten Philipp Max, Tuta, Willian Pacho und Buta wohl eine Viererkette bilden. Das bevorzugte System dieses Quartetts ist aber eher die Dreierkette. In der Offensive gibt es aufgrund der unklaren Zukunft von Randal Kolo Muani und Jesper Lindström aktuell noch zu viele Fragezeichen, um diese Frage seriös beantworten zu können.

Warum eigentlich Eintracht Frankfurt?

Toppmöller, der schon früh der Top-Kandidat auf die Nachfolge von Ex-Trainer Glasner war, ist die Vorfreude auf seine neue Aufgabe in Frankfurt deutlich anzumerken. Der 42-Jährige hat früher selbst bei der Eintracht gespielt. Da sein Vater Klaus zudem auch noch Trainer war, ist der berühmte und oft geforderte Stallgeruch zumindest leicht in den feinen Frankfurter Nasen vernehmbar. "Die Eintracht ist der spannendste Verein der Bundesliga", sagte Toppmöller dann auch pflichtgemäß. "Der Club ist sensationell. Ich bin froh, Teil der Eintracht zu sein."

Klar ist aber auch, dass das Risiko dieser Beziehung eher auf Seiten der Eintracht liegt. Toppmöller darf bei seiner ersten Bundesliga-Cheftrainer-Station direkt einen Verein im europäischen Wettbewerb betreuen, die Hessen bekommen im Gegenzug einen absoluten Neuling. Kann gutgehen, die Fußstapfen sind nach dem Triumph in der Europa League und der Final-Teilnahme im DFB-Pokal aber groß.

Wer ist noch im Trainerteam?

Gemeinsam mit Toppmöller kommen auch zwei neue Assistenz-Trainer nach Frankfurt. Nummer eins: Erwin Bradasch. Der gebürtige Darmstädter war bereits in Düdelingen an der Seite von Toppmöller und übernimmt nun erneut die klassischen Aufgaben des Co-Trainers. "Ich habe bereits vier Jahre mit ihm zusammengearbeitet. Er hat eine sehr gute Verbindung zur Mannschaft, kann aber auch klare Anweisungen geben", so Toppmöller.

Außerdem neu dabei: Nelson Morgado. Der Portugiese, den Toppmöller ebenfalls aus gemeinsamen Zeiten in Luxemburg kennt, wechselt von der AS Monaco an den Main und wird sich vor allem um die Entwicklung des eigenen Spiels kümmern. "Er ist ein super Analyst und hat permanent neue Ideen. Er wird uns weiterhelfen", so Toppmöller. Torwart-Trainer ist und bleibt Jan Zimmermann.

Wann ist Toppmöller erstmals auf dem Platz?

Seine Premiere in offizieller Funktion auf dem Platz feiert Toppmöller beim Trainingsauftakt am 10. Juli. Beim angesetzten Laktattest wird er sich vermutlich zwar noch etwas zurückhalten mit Anweisungen, ab diesem Zeitpunkt wird es aber ernst. Für ihn und die Eintracht.

Quelle: hessenschau.de/Mark Weidenfeller