Zwischenzeugnis für Eintracht-Neuzugänge Frankfurter Winter der uneingelösten Versprechen
Eintracht Frankfurt sorgte in der Winter-Transferperiode für Aufsehen und attestierte sich selbst den womöglich besten Kader aller Zeiten. Mittlerweile lässt sich sagen: Das war viel Rauch um fast nichts.
Auf der Mitgliederversammlung von Eintracht Frankfurt Anfang Februar ließ es sich Vorstandssprecher Axel Hellmann nicht nehmen, noch einmal die herausragende Arbeit auf dem Transfermarkt zu loben. Nach den Verpflichtungen von Donny van de Beek, Sasa Kalajdzic, Jean-Matteo Bahoya und Hugo Ekitiké wähnte sich die Eintracht auf dem Weg zu einem Spitzenteam und klopfte sich angesichts der promintenten Neuzugänge selbst auf die Schulter.
"Das ist eine der besten Eintracht-Mannschaften, seitdem ich die Verantwortung trage", frohlockte Hellmann. Dass der aktuelle Kader, der sich Ende Januar tatsächlich sehr gut las und zu Recht für jede Menge Euphorie sorgte, auch der teuerste aller Zeiten ist, versteht sich von selbst. Doch hat sich die Winter-Offensive auf dem Transfermarkt bislang gelohnt? Klare Antwort: nein. Ein Zwischenfazit.
Donny van de Beek
Sinnbildlich für die geplatzten Fan-Träume einer fulminanten Rückrunde steht Donny van de Beek. Der hochtalentierte Niederländer, einst einer der spannendsten Fußballer dieses Kontinents, wollte nach dreieinhalb enttäuschenden Jahren bei Manchester United in Frankfurt neu durchstarten und an seine alten Top-Leistungen anknüpfen. Allein: Dieses Vorhaben ist schon jetzt gründlich missglückt. Van de Beek war und ist die fehlende Spielpraxis in beinahe jeder Szene anzumerken, der 26-Jährige wirkt auch nach knapp drei Monaten bei der Eintracht noch immer wie ein Fremdkörper.
Dass Trainer Dino Toppmöller vor dem Auswärtsspiel in Heidenheim betonte, dass jetzt nicht die Zeit sei, um van de Beek in den benötigten Rhythmus zu bringen, ist ein klares Zeichen. Der Mittelfeldspieler, der zwischenzeitlich nicht mal in den Conference-League-Kader berufen wurde, müsste intensiv aufgepäppelt und langsam zurückgeführt werden. Dafür ist die Eintracht derzeit aber die falsche Adresse. Dass die Hessen die vereinbarte Kaufoption wahrnehmen und van de Beek langfristig verpflichten, erscheint schon jetzt ausgeschlossen. Das prominente Missverständnis wird im Sommer nach England zurückkehren.
Sasa Kalajdzic
Genau da – allerdings aus anderen Gründen und in einer anderen Stadt – ist Sasa Kalajdzic bereits. Der Mittelstürmer, der nach dem zweiten Kreuzbandriss seiner Karriere bei den Wolverhampton Wanderers nicht über die Reservistenrolle herauskam, schlug ebenfalls mit großen Vorhaben in Frankfurt auf. Der Plan, seine Karriere neu zu befeuern, endlich wieder Fußball zu spielen und die große Lücke im Eintracht-Sturm zu schließen, scheiterte aber bereits nach sieben Spielen und endete mit dem nächsten Kreuzbandriss.
Kalajdzic, der seinen kurzen Aufenthalt bei der Eintracht wohl nur deshalb in einigermaßen guter Erinnerung behalten wird, weil er in Frankfurt erstmals Vater wurde, deutete seine fußballerische Klasse in seinen wenigen Auftritten an. Das Frankfurter Trikot wird er voraussichtlich aber nie wieder tragen. Eine fast schon tragische Geschichte.
Hugo Ekitiké
Der teuerste Neuzugang des Winters, der im Sommer zum teuersten Neuzugang der Frankfurter Vereinsgeschichte werden könnte, bleibt bislang ein Rätsel. Hugo Ekitiké, der nach zähen und langwierigen Verhandlungen auf Leihbasis von Paris St. Germain an den Main kam, stand bislang in neun Spielen für die Eintracht auf dem Platz. Einen bleibenden Eindruck hat der 21 Jahre alte Wunschspieler von Trainer Toppmöller und Sportvorstand Markus Krösche dabei aber noch nicht hinterlassen. Der junge Franzose läuft noch immer einem beachtlichen Fitnessrückstand hinterher und hat aktuell schlicht noch nicht die Kraft für Bundesliga-Fußball.
Warum Ekitiké in Paris nicht ausreichend trainierte, ist und bleibt unerklärlich. Dass die Eintracht einen Spieler in einer derart schlechten Verfassung überhaupt holte, ist zumindest fragwürdig. Ekitiké, der noch immer das volle Vertrauen genießt, wird über den Sommer hinaus in Frankfurt bleiben. Damit er sein Geld aber wirklich wert ist, muss er sich noch enorm steigern. Das Talent ist wohl da, alles andere ist Ekitiké bislang schuldig geblieben.
Jean-Matteo Bahoya
Für eine Bewertung von Jean-Matteo Bahoya ist es definitiv noch zu früh. Dass die Eintracht kolportierte acht Millionen Euro für einen Spieler ausgibt, der nicht mal in der zweiten französischen Liga Stammspieler war, ist dennoch beachtlich und ein Beleg für eine neue Frankfurter Zeitrechnung. Bahoya, der zumindest seine Schnelligkeit schon eindrucksvoll unter Beweis stellte, ist eine Investition in die Zukunft. Dann muss aber auch was kommen.