Bedrohungslage für israelische Sportler Makkabi-Präsident Meyer spürt zunehmende Angst
Sportereignisse mit israelischer Beteiligung verlangen in diesen Tagen und Wochen nach einer höchstmöglichen Wachsamkeit. Für den Frankfurter Alon Meyer, Präsident von Makkabi Deutschland, ist das ein "inakzeptabler" Zustand.
Hubschrauber kreisten über Saint-Denis, Spezialeinheiten postierten sich - und im Stade de France von Paris herrschte eine triste Leere. Statt mit Vorfreude ins Stadion zu pilgern, entschieden sich viele Fußballfans angesichts der angespannten Sicherheitslage, ihr Ticket für die Partie Frankreichs gegen Israel nicht einzulösen. Ganz klar, der Nahost-Konflikt hat den Sport längst eingeholt. Spätestens nach den Attacken von Amsterdam erfordern vorerst alle Sportereignisse mit israelischer Beteiligung die höchstmögliche Wachsamkeit – wie eben am Donnerstagabend in der französischen Hauptstadt.
Auch Alon Meyer hat die Bilder gesehen, mehrmals natürlich. Der Präsident von Makkabi Deutschland ist besorgt ob der aktuellen Lage: "Die Situation, die wir im Stade de France hatten, ist inakzeptabel." Dieser Weg dürfe nicht weitergehen, "wir müssen einen Schlussstrich ziehen". Es gelte, lauter und konsequenter gegen Antisemitismus vorzugehen.
Deutsche Behörden schauen genau hin
Der Sport rückte bei dem 0:0 der Equipe Tricolore im Hochrisikospiel gegen Israel angesichts der Bedrohungslage in den Hintergrund. Den Sicherheitskräften gelang es mit einem massiven Aufgebot, größere Zusammenstöße zu verhindern, einzelne Handgemenge mal ausgenommen. Doch die Geschehnisse rund um die Nations-League-Partie könnten nur der bittere Vorgeschmack auf weitere Sportveranstaltungen in Europa mit israelischer Beteiligung sein.
Auch die deutschen Behörden dürften angesichts bevorstehender Besuche israelischer Teams ganz genau hingeschaut haben. Es sei wichtig, so Meyer gegenüber dem hr-sport, "dass die Menschen in Europa verstehen, welche Zustände wir haben". Wenn in dieser Situation kleinbeigegeben werde, etwa indem Spiele gegen Israel verlegt würden, wäre das ein großer Fehler.
Attacken von Amsterdam waren "unerträglich"
Spätestens nach den brutalen Attacken von Amsterdam sind die Behörden jedoch in Alarmbereitschaft. Das weiß auch Meyer. "Was wir dort erlebt haben, war der reine Pogrom. Juden wurden auf Straßen gehetzt, gejagt, angegriffen, geschlagen, sogar ins Wasser geworfen. Das waren unerträgliche Bilder."
Makkabi Deutschland hat Meyer zufolge mittlerweile rund 10.000 Mitglieder. Darunter zähle Makkabi Frankfurt etwa 5.000 Mitglieder. Viele hätten Angst ins Training zu kommen, sagt Meyer, "weil sie jüdisch gelesen werden und deswegen Hass und Hetze ausgesetzt sind".
Immerhin: Am Sonntag tritt die Herren-Fußballmannschaft von Makkabi Frankfurt in der Kreisoberliga zum Spitzenspiel gegen Kosova Frankfurt an. Erster gegen Zweiter, zudem ein Duell, das auch abseits des Sports diverse Brisanz vermuten lassen könnte. Meyer jedoch hat "keine Befürchtungen, denn wir kennen uns gut". Überall dort, wo Makkabi auf die Menschen zugehe, wo Makkabi agiere und zeige, wie man es besser machen könne, "da bin ich fest davon überzeugt, dass nichts passiert".