Amateurfußballer des Türkischen SV Wiesbaden berichten Ramadan und Sport: Wenn die Kraft fehlt und die Krämpfe kommen

Bei den Amateurfußballern vom Türkischen SV Wiesbaden begeht fast die ganze Mannschaft derzeit den Ramadan. Krämpfe kommen da ganz automatisch, doch einen wesentlichen Vorteil bringt das gemeinsame Fasten auch mit.

Die Mannschaft des Türkischen SV Wiesbaden.
Die Mannschaft des Türkischen SV Wiesbaden. Bild © hr
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Türkischer SV Wiesbaden Ramadan still
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Dem Resultat tat es keinen Abbruch, locker-leicht setzten sich die Siebtligafußballer des Türkischen SV Wiesbaden im Spitzenspiel durch. 4:0 gegen den VfR Limburg, schon Mitte der zweiten Hälfte war die Partie entschieden. Klare Sache. Was den Erfolg der drittplatzierten Landeshauptstädter gegen den Ligazweiten zusätzlich aufwertete: Zwölf der 18 Wiesbadener Spieler begehen derzeit den Ramadan, sie fasten. Kein Trinken, kein Essen, und doch 90 Minuten anstrengender Fußball.

"Die Kraft fehlt, den einen oder anderen Sprint kann man dann doch nicht mehr machen", sagt Abdullah Tasdelen am vergangenen Sonntag dem hr-sport. Der Rechtsverteidiger hat zu diesem Zeitpunkt rund 13 Stunden lang nichts gegessen oder getrunken. "Ab der 60. oder 70. Minute ist man dann schon an die Grenzen gegangen, da kamen die ersten Wehwehchen, die Krämpfe. Aber wir haben den Schweinehund überwunden." Tasdelen spricht mit stolzer Stimme.

Ramadan schweißt Team zusammen

Der 27-Jährige und seine fastenden Mitspieler kühlen sich während des Spiels immer wieder mit Eispacks herunter, ihren Mund spülen sie mit Wasser aus. Sonderlich viel bringt das alles jedoch nicht. Der Wiesbadener Trainer Gökhan Caliskan setzt dagegen auf den psychologischen Effekt.

Die Mannschaft stehe in dieser besonderen Zeit des Jahres noch enger zusammen, sagt er. Und außerdem: "Ich weiß genau, was sie durchmachen. Wenn man von einer Sache fest überzeugt ist, dann geht das."

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Auch Eintracht-Profis begehen Ramadan

Wie den Amateurkickern vom Türkischen SV aus Wiesbaden geht es landaus, landein etlichen Sportlern – auch den professionellen. Bei Fußball-Bundesligist Eintracht Frankfurt etwa begehen mit Hugo Ekitiké, Farès Chaibi, Ellyes Skhiri und Can Uzun gleich vier Spieler den muslimischen Fastenmonat. "Heikel“ sei das Thema, sagt der Frankfurter Trainer Dino Toppmöller ehrlich: "Als Leistungssportler brauchst du die Energie über die Nahrung."

Nachdem die Leistungen des Quartetts im vergangenen Jahr in besagtem Zeitraum gelitten hatten, setzen die Spieler an Spieltagen nun das Fasten aus. Sie sollen die nötigen Kraftreserven für harte 90 Minuten haben. "Unsere Mediziner haben alles im Griff", ist Toppmöller zuversichtlich.

Torhüter täuscht Verletzung vor

Der Umgang des Profisports mit dem Ramadan ist ein durchaus kompliziertes Thema, schließlich werden etwa Bundesliga-Fußballer außerordentlich gut bezahlt, um Woche für Woche ihre Topleistungen abzurufen. Dafür braucht's aber eben auch körperlich allerhöchste Leistungsfähigkeit.

Bei frühen Abendspielen wurde hierzulande in der Vergangenheit auch schon mal eine spezielle Trinkpause beim Schiedsrichter angefragt. Gerade in England sind solche Spiel-Unterbrechungen üblich.

Zum Fastenbrechen: Beim Premier-League-Spiel zwischen Brentford gegen Aston Villa wurde eine kurze Pause gemacht.
Zum Fastenbrechen: Beim Premier-League-Spiel zwischen Brentford gegen Aston Villa wurde eine kurze Pause gemacht. Bild © Imago Images

Oder ganz kurios: 2018 täuschte ein tunesischer Torhüter während mehrerer Länderspiele diverse Verletzungen vor, um seinen Mannschaftskollegen nach Sonnenuntergang Zeit zur Nahrungsaufnahme zu verschaffen.

Fastenbrechen ein "Highlight"

In Wiesbaden ließen sie derweil den Sonntag gemeinsam ausklingen. Die Spieler versammelten sich kurz vor Sonnenuntergang im Vereinsheim und brachen das Fasten gemeinsam. Es gab Linsensuppe, Reis und Gulasch. Diese gemeinsame Zeit sei "ein Highlight", sagt Spieler Tasdelen. Und sie ist wohl noch deutlich mehr wert als der 4:0-Sieg am Nachmittag.

Redaktion: Daniel Schmitt und Sarah-Lisa Angress

Sendung: hessenschau Sport,

Quelle: hessenschau.de