Zwischen großem Frust und letzter Hoffnung "Es muss mal knallen": OFC mal wieder am Scheideweg

Der Traum vom Aufstieg droht für Kickers Offenbach zu platzen. Schon wieder. Die Situation kennt man beim OFC nur zu gut. Während der Frust bei den Fans immer größer wird, suchen die Verantwortlichen nach Antworten.

Sichtlich bedrückte Stimmung bei den Spielern von Kickers Offenbach.
Sichtlich bedrückte Stimmung bei den Spielern von Kickers Offenbach. Bild © Imago Images
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"Oh, wie ist das schön - so was hat man lange nicht gesehen", schallte es am Samstagnachmittag nach Schlusspfiff durch das Stadion in Fulda. Für die Fans der SG Barockstadt Fulda-Lehnerz gab es nach dem 3:1-Sieg gegen Kickers Offenbach viel Grund zur Freude. Beim OFC könnte man das Lied momentan eher umdichten in: "Oh, wie ist das ärgerlich - so was hat man schon öfter gesehen."

Denn ganz ohne Zynismus betrachtet, ist die Situation in Offenbach alles andere als unbekannt: Der Verein und das Umfeld träumen bereits seit zehn Spielzeiten davon, endlich die Regionalliga zu verlassen und in die Dritte Liga aufzusteigen. An ähnlich schwachen Auftritten, wie zuletzt gegen Fulda, scheiterte es bislang aber immer wieder und droht es nun wieder zu tun.

Vetter: "Wir müssen uns schämen"

Dass diese aktuelle sportliche Lage bei den Fans für Unmut sorgt, ist wenig verwunderlich. Das gibt auch Maik Vetter zu. "Vollstes Verständnis - sie sind zurecht sauer. Wir müssen uns schämen", sagte er gegenüber dem vereinsinternen Fanradio. Weiter nimmt der langjährige OFC-Spieler seine Mitspieler in die Pflicht und kündigt eine Aussprache innerhalb der Mannschaft an: "Es muss auch mal knallen."

Ähnlich sieht das auch Kickers-Geschäftsführer Matthias Georg: "Wir müssen intern einiges aufarbeiten", so Georg nach der Partie. Soll es mit dem Traum vom Aufstieg in dieser Saison noch klappen, muss das Aufarbeiten allerdings schnell gehen. Der OFC hat nur noch sieben Spieltage Zeit, um die fünf Punkte Abstand auf Spitzenreiter Ulm aufzuholen.

"Verteidigt wie eine Schülermannschaft"

Bei der Aufarbeitung und Spielanalyse werden auf OFC-Coach Ersan Parlatan gleich zwei große Baustellen zukommen: Die Abwehr - eigentlich eine der besten der Liga - zeigte sich am Samstag mit ungewohnten Schwächen, ließ dem Gegner zu viel Platz und damit zu, dass Fulda zwischen der 30. und 37. Spielminute gleich drei Treffer erzielen konnte. "Wie wir das verteidigen, ist wie eine Schülermannschaft", so Parlatan schonungslos nach dem Spiel.

OFC-Trainer Ersan Parlatan ärgert sich an der Trainerbank.
Auf OFC-Trainer Ersan Parlatan wird viel Arbeit zukommen. Bild © Imago Images

Zweite Baustelle: die Offensive. Beim Spiel gegen Fulda konnte mit Mike Feigenspan zwar ein gelernter Offensivmann für die Kickers treffen, doch kam das in dieser Saison zu selten vor. In der Torschützenliste der Liga taucht mit Jakob Lemmer der beste OFC-Spieler erst auf Platz zehn auf. Auf seine Tore können die Offenbacher jedoch nicht mehr bauen, denn Lemmer wechselte in der Winterpause zu Dynamo Dresden. Darüber hinaus bleiben die nominellen Stürmer Dejan Bozic (mit vier Toren), Philipp Hosiner (mit drei Toren) und Lucas Hermes (mit zwei Toren) hinter ihren Erwartungen.

Traum vom Aufstieg schon ausgeträumt?

Im Netz wird der Traum vom Aufstieg, gerade auch wegen der fehlenden Offensivstärke, von vielen Fans schon abgeschrieben. Am Samstag in Fulda sprach dieses Thema nur einer an - bezeichnender Weise der Coach der gegnerischen Mannschaft Sedat Gören. Er sagte nach dem Spiel zu seinem Trainerkollegen Parlatan: "Es ist noch alles drin."

Rechnerisch, ja. Damit das Saisonziel aber tatsächlich noch erreicht werden kann, muss schnellstmöglich eine deutliche Leistungssteigerung her und Spitzenreiter SSV Ulm müsste weiter straucheln. Der OFC - er steht mal wieder am Scheideweg und muss Antworten liefern, damit schnellstmöglich die eigenen Fans wieder ein Lied darüber singen können, wie schön die Situation doch ist.

Quelle: hessenschau.de