Regionalligist FSV Frankfurt Ein Spitzenreiter, der noch nicht spitze ist
Der FSV Frankfurt führt nach einem Saisondrittel die Regionalliga an. Trainer Tim Görner freut sich über den Erfolg, sieht die Bornheimer vor dem Topspiel in Homburg aber längst nicht so weit, wie es die aktuelle Tabellensituation vermuten ließe.
Der Fußball-Sport-Verein 1899 Frankfurt musste in der laufenden Regionalliga-Runde schon diverse Nackenschläge einstecken. Vor allem die 0:5-Pleite im Prestigeduell bei den Offenbacher Kickers, auch ein Last-Minute-Gegentor zum Heimremis gegen den Bahlinger SC. Nicht zuletzt standen die Bornheimer Viertligafußballer früh in der Saison auf einem Abstiegsplatz, unkten damals einige Betrachter bereits, dass der Club vom Hang vor einer komplizierten Spielzeit stehen könnte. Pustekuchen.
Der FSV Frankfurt ist Tabellenerster, nicht irgendwann am zweiten oder dritten Spieltag, sondern immerhin nach dem ersten Saisondrittel. Lediglich eine Partie haben die Frankfurter verloren, jene gegen den OFC, die vergangenen fünf Spiele konnten sie alle für sich entscheiden. "Uns hat nichts lange zurückgeworfen", sagt FSV-Trainer Tim Görner dem hr-sport vor dem Topspiel am Freitag (19 Uhr) beim FC Homburg. Es sei gelungen, zügig Automatismen einzuschleifen, eine klare Hierarchie zu entwickeln, "wir haben uns schnell gefunden", so Görner.
Jahr für Jahr ein Umbruch
Dem Coach ist dieser Aspekt wichtig, war das in der Vergangenheit doch nicht immer der Fall. Bei den Bornheimern, die mit Blick auf den Etat wohl der unteren Tabellenhälfte angehören, ist es fast üblich, im Sommer einen Kaderumbruch bewerkstelligen zu müssen. Auch in der vergangenen Transferphase verließen mehr als zehn Spieler den Verein, darunter Leistungsträger wie Onur Ünlücifci (Kickers Offenbach), Jihad Boutakhrit (MSV Duisburg) oder Noah Awassi (Würzburger Kickers). Entsprechend startete der FSV in den zurückliegenden Jahren oft ruckelig in die Runde.
Und warum lief es diesmal anders, ja besser? Gab's einen speziellen Kniff? Nein, nein, antwortet Görner, bewusst verändert habe er nichts. Stattdessen: "Es ist immer ein dynamischer Prozess, in dem wir nach Weiterentwicklung streben. Manchmal geht es schneller, manchmal langsamer."
Die Offensive sticht positiv heraus
Zuletzt im Stadtderby gegen die kleine Eintracht spielte der FSV zwar nicht herausragend, gerade in Sachen Reife war der Spitzenreiter dem Bundesliga-Nachwuchs aber deutlich überlegen. Zudem untermauerten Cas Peters und Lucas Hermes mit Toren ihre Klasse. Die beiden Stürmer kommen bereits auf je sechs Saisontreffer. Auch der wuselige Gwang-in Lee wusste im offensiven Mittelfeld - wieder mal - zu überzeugen.
Görner aber wäre nicht Görner, würde er öffentlich Lob über einzelne Spieler ausschütten. Im Gegenteil. Spricht er über Fußball und seine Mannschaft fällt oft das Wort "Kollektiv". Nur gemeinsam seien positive Entwicklungen möglich – und Überraschungen wie die aktuelle Tabellenführung.
FSV will in Homburg "mutig sein"
Am Freitag beim Sechsten in Homburg sieht der Frankfurter Trainer sein Team nicht in der Favoritenrolle. "Diese Behauptung wäre vermessen." Homburg sei ein "absolutes Topteam". Vergangene Woche kamen die Saarländer beim Zweiten aus Offenbach zwar mit 1:5 unter die Räder, Görner brachte aus seiner Vor-Ort-Beobachtung aber eine Erkenntnis mit: "Sie werden uns alles abverlangen." Entsprechend fordert er von seinem Team: "Wir müssen mutig sein."
Am Saisonziel, ein einstelliger Tabellenplatz, will der FSV-Coach trotz des aktuellen Laufs nicht rütteln. Oder gerade deswegen. "Wir fahren gut mit unserer Bodenständigkeit." Der Club wolle zwar Jahr für Jahr besser abschneiden, "wir wollen uns irgendwann zu einer Top-Mannschaft entwickeln", noch sind die Bornheimer aus des Trainers Sicht dort aber längst nicht angekommen. Ein Spitzenteam also, das noch nicht spitze ist. Es sei daher wichtig, finanziell und sportlich im Einklang zu wachsen. Und das, so wird es im Gespräch mit Görner klar, ist nun wirklich nichts, was schnell vonstatten gehen würde.