Regionalliga Südwest Görner kämpft beim FSV für das Ja-Wort der Fans

Es holperte in der vergangenen Spielzeit gewaltig beim FSV Frankfurt. Nach einer fahrigen Saison erwartet der Klub von sich selbst nun eine Runde ohne Abstiegsängste, um mittelfristig vielleicht den anderen Ausgang aus der Liga zu nehmen.

FSV-Trainer Tim Görner lässt die Arme hängen.
FSV-Trainer Tim Görner Bild © Imago Images
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Es empfiehlt sich, die schönen Momente im Fußball auszukosten, ehe sie vorüberziehen. Für den FSV Frankfurt war das zuletzt ein 1:0-Sieg im Testspiel gegen den frisch aus der Bundesliga abgestiegenen SV Darmstadt 98. "Eine coole Sache", hielt der Trainer des siegreichen Regionalligisten zufrieden fest. Dann ging's schon zurück zur Tagesordnung.

Tim Görner hat schließlich noch genug auf dem Zettel. Ein oder zwei personelle Planstellen gilt es noch zu besetzen vor dem Start in die neue Regionalliga-Saison. In Verteidiger Ben-Luca Fisher (21), zuletzt bei Eintracht Frankfurt II, hofft der FSV ein wichtiges Puzzleteil für die innere Sicherheit des Abwehrverbunds gefunden zu haben. In der Mittelfeldzentrale würde den Hessen weitere Verstärkung gut stehen.

Testspielsieg gegen Darmstadt 98 "ein tolles Erlebnis"

Beim Erfolg gegen die nach Papierform zwei Klassen stärkeren Lilien konnte Görner auch taktisch noch einige Schwachstellen ausmachen. "Es war ein tolles Erlebnis mit einem tollen Ausgang", betonte der Coach. "Wir können das trotzdem richtig einordnen und aus dem Spiel super viel ziehen." Eine Abläufe passten ihm noch nicht so richtig.

Bis zum Saisonstart am 27. Juli im Heimspiel gegen Steinbach Haiger braucht es noch ein wenig Feinschliff, um dann eine möglichst angst- und sorgenfreie Saison zu erleben. Damit schließt sich für Görner ein kleiner Kreis. Im Frühjahr 2022 übernahm er den Trainerjob beim FSV, damals gerade 26 Jahre alt. Er war gekommen, um zu retten. Görner konnte nicht nur den Abstieg abwenden, er führte den FSV gleich auf Platz fünf.

Erste Bewährungsprobe für den Coach

Das las sich lange wie eine auf Dauer angelegte Erfolgsgeschichte. Doch in der abgelaufenen Saison geriet bei Schwarz-Blau etwas ins Rutschen. Der Klub musste sich erneut lange an die Kellertreppe klammern, um sich mit der letzten Luft doch noch auf Platz neun zu wuchten. Auf Dauer wird aber auch erfolgreicher Abstiegskampf die Ansprüche nicht befriedigen: Der FSV will den Blick vorsichtig nach oben richten.

Die abgelaufene Spielzeit war für den inzwischen 28-Jährigen daher in vieler Hinsicht die erste große Bewährungsprobe seiner ungewöhnlichen Laufbahn. Schon seit acht Jahren ist der Sohn des Präsidenten Michael Görner im Verein, gab seine Ambitionen als Fußballspieler schon als Jugendlicher auf, um sich auf seine Trainerlaufbahn zu konzentrieren. Die vergangene Saison dürfte er dabei wohl als besonders lehrreich verbuchen.

Topteam innerhalb der nächsten drei Jahre

"Ein einstelliger Tabellenplatz", bilanziert Görner im Gespräch mit hr-sport nüchtern. "Das war das Ziel." Er weiß selbst, dass es auf dem Weg dahin ziemlich bisweilen ungemütlich wurde. Sogar "Görner raus"-Rufe musste er über sich ergehen lassen. Aber das ist Geschichte. Görner beschäftigt sich von Berufs wegen lieber mit der Zukunft.

Vorab schickt er aber einen Warnhinweis: Eine Entwicklung "von null auf hundert" werde es nicht geben und er werde auch keine "Luftschlösser" bauen. "Wir dürfen jetzt nicht anfangen, vermessen zu sein." Das Ziel ist dennoch ambitioniert: Ein Topteam in der Regionalliga will der FSV Frankfurt werden – innerhalb der nächsten drei Jahre.

Vertrauensvorschuss für Görner

Derzeit kann der frühere Zweitligist mit den Spitzenkräften der Liga noch nicht mithalten. Deshalb setzen sich Görner und der FSV Etappenziele. Zunächst ging der Klub in Vorleistung und verlängerte den Vertrag mit dem Trainer vorzeitig bis 2026. Im Gegenzug soll der die Weiterentwicklung fortführen – und zwischenzeitliche Turbulenzen möglichst erträglich halten.

Der kurzfristige Erfolg lässt sich am Bornheimer Hang am besten in Applaus messen. Wichtig ist Görner, "dass wir einen guten Fußball spielen, dass wir die Leute wieder mitziehen, dass wir einen Fußball spielen, mit dem man sich beim FSV identifiziert. Dass wir fleißig sind, arbeiten, dass die Fans sagen: 'Ja, das passt'".

Wenn das Publikum sein Ja-Wort gibt, läuft es fast zwangsläufig darauf hinaus, dass es auch in Zahlen eine erfolgreiche Saison wird. Und das Ziel ist erneut: ein einstelliger Tabellenplatz. Diesmal aber gerne mit weniger Drama.

Quelle: hessenschau.de/Aaron Knopp, Nico Herold