Wenig neue Hoffnung Kickers Offenbach findet keinen Ausweg aus der Regionalliga
Der OFC hat den Aufstieg wieder mal verspielt. Der zwölfte Fehlversuch könnte dabei absehbar die letzte große Chance gewesen sein. Im nächsten Anlauf müssen es die Kickers mit weniger Geld gegen neue Konkurrenz aufnehmen.
Vor genau einem Monat war die OFC-Welt noch in Ordnung. Ein schmales Törchen trennte sie zwar nur von der TSG Hoffenheim II, aber Kickers Offenbach war Tabellenführer der Regionalliga Südwest. Seitdem ist viel passiert, bloß wenig Gutes für die Hessen. Statt die Pole Position zu verteidigen, sich vielleicht sogar ein wenig abzusetzen, bekamen die Kickers in Kassel (1:4) und Homburg (1:5) zweimal derart einen übergebraten, dass seitdem einige Fragen im Raum stehen.
Wie ist der Einbruch zu erklären?
Christian Neidhart wies wiederholt darauf hin, dass er eigentlich nicht darüber reden wollte, um es dann natürlich doch zu tun. Es lässt sich ja nicht übersehen. Keanu Staude, Marc Wachs und zuletzt Daniel Dejanovic hat es am Kreuzband erwischt. Vor drei Wochen riss sich Ron Berlinksi den Meniskus. Mal etwas anderes, der allgemeinen Stimmungslage aber keinesfalls zuträglich. Woche für Woche meldeten sich weitere Spieler mit kleineren Blessuren ab. Als Erklärung für die jüngsten Debakel taugt die Personalmisere aber nicht. Einig waren sich die Verantwortlichen danach nur in ihrer Ratlosigkeit, versehen mit der eindringlichen Bitte ans Team, von weiteren Auftritten dieser Machart abzusehen.
Was bedeutet das für den Trainer?
Auch Neidhart gab zuletzt keine glückliche Figur ab. Nach dem zwar mühevollen, aber immerhin gewonnenen 1:0 gegen Eintracht Frankfurt II verlor er sich in einer Schiedsrichter-Diskussion, die er nicht gewinnen konnte. Er raunte über eine Verschwörung, die den OFC in der Liga halten solle. Ein bewusst platzierter Zwischenruf, der aber höchstens dem seelischen Gleichgewicht des Trainers zuträglich war. Neidhart beteuert zwar das Gegenteil, leidet aber offenbar doch unter den jüngsten Nackenschlägen und vor allem seinem ungeklärten Vertragswerk.
Noch immer ist offen, ob der 56-Jährige über die Saison hinaus bleibt. Das veranlasste ihn zuletzt zu dem bemerkenswerten Schritt, sich selbst eine Deadline für die Vertagsgespräche zu setzen, wie er der Offenbach-Post verriet. Ob das seinem internen Standing zuträglich ist, bleibt abzuwarten. Neidhart trug gleichzeitig Argumente in eigener Sache vor. Die Kickers seien aus seiner Sicht "voll im Soll". Das Team hätte "bis auf ein paar Ausnahmen funktioniert". Diese genügten aber womöglich, um die Klubführung nachdenklich zu stimmen. Gleichzeitig lechzt der Klub nach Kontinuität. Eine schwierige Entscheidung.
Gibt es finanzielle Schwierigkeiten?
Keine existenziellen. Der OFC muss aber sparen. Auf etwa 3,5 Millionen Euro soll sich der Etat in der laufenden Saison berufen. Die "Bild"-Zeitung will erfahren haben, dass der Vorstand für die kommende Saison mit rund 500.000 Euro weniger rechnet, weil einige Sponsoren ihr Engagement zurückfahren. Das erklärt zumindest teilweise, warum nicht nur die Gespräche mit Neidhart stocken.
Bis zu 17 Verträge laufen bei Nichtaufstieg aus. Viele Spieler warten noch auf Signale, wie es in der kommenden Saison weitergeht. Naheliegend ist die Überlegung, den Kader zu verkleinern. Christian Hock gibt zu, ein wenig hinter der Zeit zu sein. "Erst war der Etat nicht freigegeben. Jetzt steht der finanzielle Rahmen, aber die sportlichen Leistungen stimmen nicht mehr", sagte der Geschäftsführer op-online. Viele Gedankenspiele für den 55-Jährigen, die Antworten drängen.
Für immer Liga vier?
Achter, Erster, Vierter, Zwölfter, Dritter, Fünfter, Achter, Dritter, Dritter, Siebter, Elfter, aktuell Zweiter. Der Spielfilm der vergangenen Jahre ist allein deshalb ein Drama, weil er konstant vor Regionalliga-Kulisse spielte. Der OFC dreht bereits seine zwölfte Runde in der vierthöchsten Klasse. Dass eine weitere hinzukommt, ist bei derzeit zehn Punkten Rückstand auf Tabellenführer Hoffenheim II praktisch beschlossen. Zwar sind keine Hinweise überliefert, die Neidharts These stützen, dass finstere Mächte dafür verantwortlich sind, Offenbach in der Liga zu halten. Wäre dem so, würden sie ihre Sache allerdings ziemlich gut machen.
In dieser Saison waren die Aussichten dabei so verheißungsvoll wie lange nicht mehr und vielleicht auch lange nicht wieder. Die SV Elversberg, der SSV Ulm oder der 1. FC Saarbrücken, die in der Vergangenheit den Flaschenhals nach oben verstopften, haben Platz gemacht. Mit Hoffenheim schnappt sich nun aber ein Überraschungsteam das Aufstiegsticket. In der kommenden Saison könnte sich die Konkurrenzsituation wieder dramatisch verschärfen. Sehr wahrscheinlich steigen aus dem Trio SV Sandhausen, VfB Stuttgart II und Waldhof Mannheim gleich zwei Teams aus der 3. Liga ab. Alles echte Dickschiffe für die Regionalliga.
Was macht noch Mut?
Rund 20 Millionen Euro haben die Kickers laut einer Rechnung der "Bild" in den vergangenen zwölf Regionalliga-Jahren ausgegeben, ohne damit aufzusteigen. Das sollte auch mit weniger Geld gelingen. Die Aufstiegsambitionen einfach einzumotten, lässt sich Umfeld und Fans bei durchschnittlich über 7.000 Zuschauern bei den Heimspielen aber nicht vermitteln. Neidhart argumentiert, dass ein eingespieltes Team ein entscheidender Vorteil gegenüber möglichen Absteigern sein könnte, die sich erst neu finden müssen. "Wollen wir mit weniger Geld die gleichen Ziele erreichen? Falls ja, wäre das für mich okay", sagt der Trainer. Das klingt wie ein Plan. Aber mehr noch wie eine Durchhalteparole.