Neidhart freut sich auf Derby beim FSV OFC rückt zusammen und bleibt ruhig
Kickers Offenbach beißt sich seit Jahren am ersehnten Drittliga-Aufstieg die Zähne aus. Nun geht der Verein einen neuen Weg - und hat vor dem Derby beim FSV Frankfurt plötzlich wieder eine gute Ausgangsposition.
Seit über zehn Jahren kämpfen die Offenbacher Kickers um die Rückkehr in die 3. Liga. In der aktuellen Saison sind sie erneut oben dabei - und könnten ihre Ausgangsposition mit einem Sieg im Derby beim FSV Frankfurt am Sonntag (15.30 Uhr, live im hr-fernsehen und im Stream) weiter verbessern. Doch auch der Gegner mischt im Kampf um den Aufstiegsplatz mit.
OFC hat gute Erinnerungen an das Hinspiel
"Wenn man ein Derby hat, freut man sich natürlich über so eine Konstellation noch mehr. Der Anreiz für dieses Spiel ist weitaus größer", sagte OFC-Trainer Christian Neidhart am Montagabend im hr-heimspiel. "Ich glaube keiner hat damit gerechnet, dass beide Vereine so eine Rolle einnehmen." Weil der FSV, der die Herbstmeisterschaft in der Regionalliga Südwest nur knapp verpasst hat, zuletzt schwächelte, können die Offenbacher den Nachbarn mit einem Auswärtssieg sogar überholen und auf Tabellenplatz zwei vorrücken.
"Wenn man Trainer in der vierten Liga ist, hat man nicht so viele Highlightspiele", so Neidhart, der seiner Linie aber trotzdem treu bleiben will. "Der Ablauf ist bei uns gleich, egal welcher Gegner." Selbst beim 5:0 im Hinspiel sah der Übungsleiter die Bornheimer "lange auf Augenhöhe": "Wir sind hintenraus in einen Flow reingekommen, aber der FSV war an dem Tag auch nicht schlecht."
Neidhart: Nicht verantwortlich "für diesen Scheiß"
Dass die Offenbacher nun wieder oben ranschmecken können, ist nicht selbstverständlich. Platz elf in der vergangenen Spielzeit war eine herbe Enttäuschung - trotzdem durfte Neidhart weitermachen. "Der Vorstand war so ruhig wie glaube ich noch nie", beschrieb der Coach die Stimmung. "Wir hatten letztes Jahr den Kader übernommen, in dem drei Trainer ihre Handschrift drinhatten. Man hat gemerkt, dass es einfach nicht gestimmt hat. Und genauso haben wir es auch nach draußen kommuniziert. Wir haben die Fans und die Sponsoren mit ins Boot genommen."
Und das auch mit deutlichen Worten. "Wir haben offen kommuniziert, dass man manchmal für diesen Scheiß, der da war, nicht die Verantwortung tragen muss", so Neidhart. Der 56-Jährige spürt aber natürlich auch, dass die Erwartungshaltung beim fanstärksten Verein der Regionalliga Südwest erdrückend sein kann - genau wie seine Spieler. "Wer das rote Trikot bei uns überzieht weiß schon, was er sich da angetan hat. Entweder bist du der Gefeierte oder es wird auch mal unruhig. Das musst du als Spieler abkönnen."
Tabellenführer Hoffenheim gibt nicht alles für den Aufstieg
Aktuell scheinen alle in rot-weiß mit dem Druck gut umgehen zu können. Und der Fakt, dass mit der TSG Hoffenheim derzeit eine Zweitvertretung in der Tabelle ganz oben steht, könnte den Kickers sogar zugute kommen. Denn für die TSG ist der Aufstieg nicht das ausgegebene Saisonziel, wie ein Vereinssprecher dem hr bestätigte. Demnach wird man dort im Winter nicht groß personell nachlegen, um den Angriff auf die 3. Liga zu starten. Sollte den Kraichgauern der Sprung eine Liga höher dennoch gelingen, würden sie diese sportliche Herausforderung annehmen - und der OFC würde einmal mehr in die Röhre gucken.
Doch die runderneuerten Kickers wollen sich von solchen Gedanken nicht verrückt machen lassen. "Das ist der Weg, den du einhalten musst: Kontinuität reinbekommen und den Kader immer weiter verstärken. Das haben uns Vereine wie Elversberg und Ulm vorgemacht", sagte Neidhart mit Blick auf zwei ehemalige Regionalliga-Teams, die inzwischen sogar in der 2. Liga angekommen sind. "Das ist schon ein Marathon in dieser Liga. Du musst gut durchhalten können. Wenn du diesen Weg weitergehst, wirst du diesen Aufstieg mal schaffen." Am Sonntag beim FSV können die Kickers zumindest den nächsten Schritt gehen.